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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Rani hermachten.
    Er hörte das Schiff ächzen. Planken splitterten und zerbarsten. Alles wand und verdrehte sich angesichts der Wut, mit der die Vögel angriffen. Arun wusste kaum noch, wo oben und unten war. Er schlug einfach zu, wich aus, duckte sich und achtete tunlichst darauf, auf den Beinen zu bleiben. Würde er stürzen, würde er sich niemals mehr wieder erheben, dessen war er gewiss.
    Elfen setzten ihre Magie ein. Er hörte sie gefährliche Sprüche aufsagen, für die er sie zu anderen Gelegenheiten für Wochen in den Schiffsbauch verbannt hätte. Doch hier und jetzt musste das Übel mit einem anderen Übel bekämpft werden.
    Er hingegen verließ sich auf seine Wendigkeit, auf seine Schlagkraft und auf sein gutes Auge. Er hieb zu, immer wieder, wich den Angriffen der Vögel im letzten Moment aus, wechselte seinen Platz, nützte die geringste Lücke im Schwarz, das mittlerweile einen Hauch von Rot angenommen hatte.
    Arun hörte Leute seiner Crew stöhnen und schreien. Sie verloren den Kampf, verloren ihr Leben.
    »Steuermann!«, rief er und erhielt keine Antwort. Sein Freund und Kampfgefährte hörte ihn nicht – oder aber er war bereits tot.
    Immer drängender wurden die Angriffe der Reiher gegen ihn. Sie waren sich zwar gegenseitig im Weg, doch sie wussten ganz genau, wie sie in einer derartigen Situation vorzugehen hatten. Einige Tiere opferten sich, um andere in eine gute Position zu bringen und Arun immer weiter in die Ecke zu drängen.
    Er war nahe dem Abgang zu seiner Kajüte. Er hätte sich bloß ein letztes Mal Freiraum verschaffen müssen, um die Tür aufzubekommen. Um durchzuschlüpfen, die Tür zu verbarrikadieren und darauf zu warten, bis es draußen wieder still wurde. Vielleicht fanden sich in den Schiffsbüchern Hinweise darauf, wie er mit den Kranichen umzugehen hatte ...
    Aber nein. Er war der Kapitän. Er würde hierbleiben und seinen Mann stehen. Er lief nicht davon, niemals. Zumindest dann nicht, wenn es um seine Besatzung und die Cyria Rani ging. Also holte er tief Atem und hielt weiterhin reiche Ernte unter diesen fliegenden Mördern. Und er sang. Ein Shanty. Ein Arbeitslied, das Tag für Tag gesungen wurde, wenn der Abendwind einfiel und die Mannschaften wechselten.
    Eine Stimme antwortete ihm. Noch eine und dann noch eine. Bis ein ganzer Chor ertönte, brummig und falsch tönend. Die Schwärze ringsum verlor mit einem Mal an Bedeutung. Sie waren in ihrem Abwehrkampf nicht mehr allein. Sie wussten, dass andere da waren. Andere Seeleute, die um ihr Leben und das Schiff kämpften. Mannschaft, Maate, Offiziere, Steuermann und Kapitän waren wieder eins, vereint im Gesang, vereint im Kampf um ihre Heimat. Aruns Schwertarm war nicht mehr ganz so schwer. Ein jeder Angriff gelang mit unerwarteter Leichtigkeit, die Kraniche verloren immer mehr an Schrecken.
    Es donnerte, ein Blitz fuhr herab. Er traf einen der Vögel in seiner Nähe und ließ ihn für Sekunden erglühen. Sein Innerstes zeichnete sich für eine Weile ab, dann verging er. Ein Häuflein Staub rieselte zu Boden.
    Die Reiher rückten ab. Ihre Kampfeswut verging, sie wirkten unsicher. Das Gekrächze hörte sich nun verzweifelt an, und die ersten Tiere wandten sich von der Cyria Rani ab. Sie richteten weiteren Schaden am Schiff an, doch das war nicht von Bedeutung. Wichtig war einzig und allein, dass die Seeleute die Schlacht gewannen, dass sie ihre Heimat retteten!
    Ein Lichtstrahl traf das Deck, dann noch einer. Zugleich fiel Regen. Heftige Schauer peitschten übers Schiff, doch das Gewitter, in dessen Zentrum sie sich eben noch befunden hatten, zog weiter, ebenso wie die Kraniche.
    Einige Tiere saßen noch auf der Reling. Sie reckten ihnen die langen Hälse entgegen, und Arun meinte, so etwas wie Intelligenz in ihren Augen zu entdecken. Dann ließen auch sie sich ins Leere fallen, breiteten die Flügel aus und verschwanden in den Wolken, mit den Wolken.
    Zurück blieben erschöpfte Seeleute, die noch immer sangen und schrien. Sie hockten oder lagen auf dem Boden oder standen wackelig da, mit einem Mast im Rücken, gegen eine Kiste gelehnt. Alle schwangen sie ihre Waffen. Brüllten ihren Triumph laut in die Welt hinaus. Dass sie es wieder einmal geschafft und dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen hatten.
    Und dennoch hatte Herr Samhain seine Ernte eingefahren. Einer der Leichtmatrosen hing reglos in den Wanten backbords, ein anderer lag inmitten einer größer werdenden Blutlache auf dem Oberdeck.
    Der Regen ... er war

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