Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
entwachsenen Kleinen in ihre Obhut übernommen hatte. Vater und Sohn waren sich völlig fremd.
Mehrere Fliegen nahmen in Molehibbons Mund Platz. Zwei von ihnen starben aus Erschöpfung, bevor sie sich ihm mitteilen konnten, und er nahm es mit Bedauern zur Kenntnis. Doch was ihm die Überlebenden mitteilten, genügte, ihn erschrecken zu lassen. Ihre Botschaften ließen ihn an seiner eigenen Weisheit und der Fähigkeit, die Dinge vorherzusagen, zweifeln.
Jene Elemente, die die Änderungen herbeiführen sollten, drohten zu scheitern. Sie waren zu schwach. Zu unentschlossen. So war Gystia entweder nicht willens, die notwendige Kraft für die ihr zugedachte Rolle aufzubringen - oder aber nicht in der Lage, ihren Part in diesem wahrhaft berauschenden Schauspiel zu erfassen. Die Menschen hingegen, die Landsleute des Opfers waren erschreckend tumb und ahnungslos.
Vater und Sohn erreichten das Opfer. Darnaus bückte sich ein wenig, zerriss das feine Kleid des Mädchens und griff ihm brutal zwischen die Beine. Die Jungfrau reagierte nicht, war von Drogen völlig matt gesetzt.
Darnaus nickte anerkennend und leckte seine Finger ab, bevor er seinem Sohn bedeutete, das Zeremoniell fortzusetzen.
Sie hakten sich links und rechts von der Menschin ein und nahmen sie mit sich, hin zum Palastwunder. Nachdem der Rufer verstummt war, hatte es seine Tätigkeit eingestellt - das erste Mal seit Jahren.
Die wesentlichen Faktoren hatten alle zusammengefunden. Jedermann, der einen Part in diesem seltsamen Spiel einnahm, war da; doch die Zeitkomponenten passten nicht zueinander. Gystia und die Menschen würden zu spät kommen; sie würden Comrik und seine Magier nicht rechtzeitig überwinden können.
Plötzlich erkannte Molehibbon den Fehler in seinen Überlegungen. Er identifizierte jenen Faktor, der für die Übereinstimmungen sorgen musste - und er begann, die höhere Macht des Schicksals zu akzeptieren.
Er war nicht hierhergekommen, um zu beobachten - sondern um tatkräftig einzugreifen! Ihm, der als Einziger ansatzweise durchschaute, was hier geschehen könnte, oblag es, das Chaos herbeizuführen.
Er würde die Stadt, wie sie bis jetzt war, dem Untergang weihen - und er empfand Freude bei diesem Gedanken.
Während Donautus die Sklavin hieß, sich unmittelbar vor dem Palastwunder breitbeinig hinzustellen, und er die Arme zum tödlichen Hieb hochreckte, instruierte Molehibbon seine Krieger und schickte sie aus. Das Spie begann.
24
Kampf
gegen
Magier
N ur noch wenige Minuten oder auch nur Sekunden mochten Gina vom Tod trennen. Und sie standen hier, nur wenige Schritte entfernt, vor verschlossenen und gut geschützten Toren. Laura trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ein dunkel gewandeter Mann, ein Magier mit dem Spitzkopf der Städter, blickte sie misstrauisch an und flüsterte seinem Nachbarn etwas zu. Sie fielen auf. Die Stimmung war angespannt. Jedermann schien zu fühlen, dass wichtige Entscheidungen anstanden.
»Gystia, wir müssen da rein!«, drängte Finn.
»Lass mich in Ruhe; ich denke nach ...«
»Aber ...«
»Still!« Mit einer herrischen Handbewegung schnitt die Dame ihrem Liebhaber das Wort ab. Sie wandte sich beiseite und zeigte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
Überlegte sie, ob sie sich zurückziehen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen sollte? Änderte sie ihre Pläne? Immerhin ging es um ihre Existenz, um ihr Leben ...
»In zwei Minuten.« Gystia drehte sich wieder ihnen zu.
»Was geschieht in zwei Minuten?«
»Wirst du schon sehen, Finn. Macht euch bereit, eure menschliche Gestalt zurückzuerlangen und den Saal zu stürmen. Es muss alles sehr schnell gehen. Ihr werdet Darnaus und Donautus bei der Menschenfrau stehen sehen. Schlagt sie nieder, packt sie und lauft davon, so rasch ihr könnt. Ich werde mich indes bemühen, das Chaos im Innersten so groß wie möglich zu gestalten.«
»Und was geschieht mit dir?«, fragte Finn.
»Das hat dich nicht zu kümmern. Du verschwindest mit deinen Artgenossen, und du drehst dich unter keinen Umständen mehr um. Verstanden?«
»Aber ...«
»Ob du mich verstanden hast?!«
»J... ja.«
Laura hatte den so fröhlich und aufgeweckt wirkenden Iren niemals so zerknirscht und besorgt wie in diesen Momenten gesehen. Er mochte die Dame Gystia wirklich! Er sorgte sich um ihr Leben!
»Die Chancen sind gering«, bekannte die Städterin »Ich kann gewisse Dinge bewirken, aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich euch an den Magiern
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