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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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mit uns machen. Doch auf einen von uns wird es ihnen nicht ankommen, und noch wichtiger als unser Verkauf ist ihnen die Rache an Belorion.«
    Endlich gewannen die Türme der goldenen Stadt an Substanz und Volumen. Mit einem Schlag rückten sie näher; so als hätten sie eine unsichtbare Grenze überschritten und würden nun nicht mehr eine Luftspiegelung, sondern die wahren Ausmaße dieser Metropole zu sehen bekommen.
    Cronim hielt an, sagte einige Worte und löste die magische Verbindung zu Karen. Er ließ sich von seinem Reittier fallen, tat einige Schritte zurück, fuhr wie suchend mit seinem Bein über den sandigen Boden, bis er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte.
    Befriedigt lächelnd schritt er eine etwas dunklere, kaum wahrnehmbare Linie ab, aus der sich mit jedem Schritt, den Cronim tat, etwas Substanz löste und als grauer Rauch hochstieg. Der Hübsche blieb stehen. Er zog sein krummes Messer, hielt es in Richtung mehrerer markanter Felsformationen in allen vier Himmelsrichtungen, warf es hoch in die Luft und trat keinen Fingerbreit beiseite, als es sich bloß wenige Zentimeter vor seinen Beinen in den Boden bohrte.
    Finn verfolgte das seltsame Ritual aufmerksam. Es endete damit, dass der Postenkommandant einen oberflächlichen Schnitt über seine völlig vernarbte Armunterseite tat und die Blutstropfen unbeeindruckt von den zweifellos vorhandenen Schmerzen zu Boden tropfen ließ.
    »Weiter!«, befahl er, nachdem das Blut zu rinnen aufgehört hatte. Er bedeutete seinen ruhig wartenden Begleitern, zwölf an der Zahl, hier umzukehren und zurück zu Durals Turm zu reiten. Nur Cronim selbst und jene verwachsene Gestalt, die das rote Gewand des Heilers trug, setzten den Weg gemeinsam mit den Menschen fort.
    Wozu diente dieser Zauber? War er eine Art Sicherheitsvorkehrung, um sie vor unheimlichen Mächten zu bewahren, die die Stadt beschützten?
    Finn dachte nicht länger darüber nach. Es gab wohl keine rationale Erklärung für Cronims Vorgehensweise.
    Anais, Rudy und Frans waren dankbar für die kurze Pause. Sie hockten laut keuchend auf dem Boden und standen nun widerwillig auf, um den Sklaventreibern hinterherzuhetzen. Auch Finn folgte ihnen, und er verfluchte jeden einzelnen Tag, den er in irischen Pubs und nicht in Fitnesszentren oder auf Spaziergängen in freier Natur verbracht hatte.
    Was, wenn sie die Gelegenheit nutzten und jetzt angriffen? Der Feldscher wirkte nicht sonderlich kräftig, und auch Cronim stellte unter normalen Bedingungen keinen Gegner dar. Finn verwarf den Gedanken gleich wieder. Hier in der Amethyst-Wüste hatten sie keine Chance, dem Kommandanten und seinen Schergen zu entkommen. In der Stadt hingegen ...
    Finn kümmerte sich nicht sonderlich um den Anblick der Türme, der Mauern und der Bastionen; wichtig war einzig und allein das große, schmiedeeiserne Tor. Es ragte bald hoch vor ihnen auf. Sein Schatten gewährte ihnen höchst willkommene Abkühlung - und ein seltsames Gefühl von Sicherheit. Sie waren der Wüste entkommen!
    Cronim warf ihm einen Lederschlauch zu, der mit prickelnd kühlem Wassers gefüllt war. Finn reichte ihn an seine Leidensgenossen weiter, bevor er selbst daran nippte.
    Vor ihnen hatte sich eine Schlange unterschiedlicher Wesen gebildet. Sie alle begehrten Einlass und verhandelten mit Bewaffneten, die einen Sicherheitskordon rings um das Tor gezogen hatten. Die Wächter trugen blickdichte Turbane, die lediglich die Augen frei ließen. Manche Gesichtsformen wirkten fremdartig; sie gingen in die Breite, zeigten Schnauzen und waren abgeflacht, sodass ihre Physiognomie jener von Echsen oder Schlangen ähnelte. Flüssigkeit triefte unter den Tüchern hervor und klatschte zu Boden, der bereits völlig durchnässt war. Ihre Hände waren beschuppt; aus den Handrücken ragte jeweils eine zusätzliche Kralle hervor.
    Sie hielten Schwerter, Lanzen und Bögen in Händen, aber auch Dinge, die Finn niemals zuvor gesehen hatte. Rotierende Steinchen, die bunte Farbkleckse ausspuckten und wütend fauchten, sobald jemand das Tor ohne Erlaubnis durchschreiten wollte. Luftballonähnliche Gefäße, die durch die Luft schossen und irgendwelche darin gefangenen Wesen bändigten. Ein eiförmiges Maschinenwerk, mit Dampf betrieben, das aufgeregt hoch und nieder sprang ...
    Die Eindrücke waren vielfältig und verwirrend. Die Gerüche und selbst die Art, in der sich die Torwächter bewegten, erzeugten ein Gefühl der Fremdartigkeit, das Finn niemals zuvor verspürt hatte.
    Aus

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