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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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mit den Gesetzen der Logik erklären lassen.«
    Anais setzte an, wollte etwas sagen, verbiss es sich dann aber. Sie war sich anscheinend unsicher. Trotz der vielen Zeichen und der vielen Mysterien, die sie während der letzten Tage zu sehen bekommen hatten, war sie nicht bereit, sich selbst einzugestehen, dass hier ganz andere Gesetzmäßigkeiten als auf der Erde in Kraft waren.
    Frans und Rudy trippelten hinter ihnen her. Sie drängten sich ängstlich aneinander und waren sichtlich froh, nicht zuvorderst laufen zu müssen.
    »Ich verliere meine Geduld!«, brüllte Cronim und ließ die Peitsche ein weiteres Mal durch die Luft knallen. Karen, die noch immer hinter ihm saß, zuckte zusammen. »Arishe - sieh zu, dass dieses Gesocks weitermacht!«
    Arishe. So also lautete der Name des Feldschers mit dem krummen Buckel, der sich hinter den Menschen auf seinem Kamira bewegte. Er hatte während des Ritts kein Wort gesprochen und auf die Fragen seines Herrn einzig mit Kopfbewegungen geantwortet. War er stumm? Hatte er ein Schweigegelübde abgelegt?
    Cronims Begleiter schloss zu ihnen auf. Finn fühlte seine Präsenz. Sie war unangenehm. Sie bewirkte, dass sich seine Nackenhaare sträubten.
    Leiser Singsang ertönte. Er hörte sich betörend an; zu betörend. Er war so bittersüß, dass er Ekel erregte und Finn die Tränen in die Augen trieb.
    Er musste diesem Gesang entkommen, unbedingt! Er musste vor Arishe davonlaufen, durfte nicht zu nahe an ihm dranbleiben ...
    Finn eilte auf Cronim zu. Diesmal nicht von den Tattoo-Fäden gesteuert, sondern von einer gänzlich anderen, viel stärkeren Kraft. Einer, die ihn in Panik versetzte.
    Sie erreichten das Ende des Stadttunnels. Grelles Licht blendete sie. Finn legte eine Hand vor die Augen und blinzelte gegen die Sonne. Schemenhaft erkannte er einen Turm, der rechts von ihnen aufragte und von seltsamem Gestrüpp überwachsen war.
    Doch jene Kraft, die ihn zum Laufen gezwungen hatte, führte auch dazu, dass er seinen Blick zu Boden senkte und Cronim gehorsam folgte. Das Treiben rings um ihn wurde bedeutungslos. Es kümmerte ihn nicht. Wichtig war einzig und allein sein Herr. Er erschien ihm in goldenem Glanz gebadet und von einer gottgleichen Aura umgeben. Ihm hatte er zu folgen. All sein Sehnen war darauf ausgerichtet, Cronim zu Diensten zu sein.

    Der Sklavenmarkt entsprach nur bedingt den Vorstellungen, die Finn sich gemacht hatte. Viel Volk hatte sich um ein kreisrundes Podest versammelt, das sich im Zentrum eines größeren Platzes befand, der wiederum Teil eines riesenhaften Palastgeländes war. Marketender eilten umher und verteilten Süßigkeiten, die sie in Bauchläden vor sich hertrugen.
    Manche der Stadtbewohner saßen in Sänften, die von vier bis sechs muskulösen Zwergen getragen wurden, deren Adern purpurn schimmerten und deutlich aus der wachsbleichen Haut hervortraten. Frauen schwebten auf Schilden umher, die sich wie von Geisterhand bewegten. Einige Kinder drängten sich fröhlich glucksend durch die Menschenmassen, einem huhnähnlichen Wesen hinterher, das sich mal hier, mal dort blicken ließ und aufgeregt in die Höhe sprang, als spielte es Verstecken mit den Bälgern.
    Fast alle waren sie füllig und plump. Viele von ihnen hielten Tiegel in der Hand, aus denen sie eine Art Creme in den Mund schaufelten oder daran leckten. Ihre Augen standen eng beieinander, die Unterarme waren verkrümmt und nach innen verbogen, die Köpfe spitz und meist unbehaart.
    Abgesehen von vereinzelt geführten Gesprächen und dem Gelächter der Halbwüchsigen blieb es still auf dem Platz. Männer und Frauen vollführten seltsame Gesten, die kühl und distanzierend wirkten. Womöglich ersetzten sie einen Teil der hiesigen Sprache, doch das Gehabe wirkte aufgesetzt.
    Finn fühlte sich mit einem Mal aus dem Zwang entlassen, Cronim unter allen Umständen zu folgen und zu verehren. Arishe nickte ihm zu. Dunkle Augen, die zwischen den Tuchlagen hervorblitzten, gaben ihm zu verstehen, dass er sich in Acht nehmen und keine Dummheiten versuchen sollte. Der Feldscher wusste ihn ganz genau einzuschätzen.
    »Kommt, meine Schätze, kommt!«, rief Cronim. Er stieg vom Kamira und stieß Karen unsanft vor sich her, auf das Podest im Zentrum des Platzes zu. Eine Vielzahl unterschiedlich großer und kleiner Gestalten hatte sich dort versammelt, darunter Wesen, die Finns Meinung nach ohne Weiteres in der mythischen Welt der Iren Platz gefunden hätten: Er meinte, Leprechauns und Clobhairs zu sehen,

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