Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Meter hoch; die obere Hälfte wurde von einem Fallgitter eingenommen, dessen Spitzen auf den Boden zeigten. Soldaten standen darunter. Sie trugen schwere dunkle Rüstungen und Helme, die ihr Gesicht verdeckten.
»Wartet hier!«, befahl der Offizier.
Die Menschen blieben stehen. Laura sah, wie er zu einem der Soldaten ging und ein paar Worte mit ihm wechselte. Nach einem Moment nickte er und ließ den Offizier eintreten.
»So weit, so gut,« sagte Finn. »Aber ganz geheuer ist mir die Sache nicht.«
Mir auch nicht, dachte Laura, schwieg jedoch. Was brachte es, wenn sie sich gegenseitig erzählten, wie unwohl sie sich unter den Blicken der Soldaten fühlten?
Es dauerte einige Minuten, dann kehrte der Offizier zurück. Er wurde von zwei Dutzend Soldaten begleitet die wortlos auf Laura und die anderen zugingen. Die Hälfte blieb mit ausgestreckten Speeren vor der Gruppe stehen, die andere durchsuchte sie nach Waffen. Taschen wurden aufgeschlitzt, Rucksäcke ausgeschüttet. Niemand wehrte sich, niemand sagte ein Wort. Nur Jack fluchte leise, als einer der Soldaten ihm die Pistole aus dem Gürtel zog. Laura fragte sich, ob der Mann wusste, was das war, oder einfach auf Nummer sicher gehen wollte. Sie nahm Letzteres an. Bisher hatte noch niemand in diesem Reich gewusst, was eine Pistole war.
»Mitkommen!«, befahl der Offizier, als die Soldaten zurücktraten. Er ließ ihnen nicht die Zeit, die Sachen zu verstauen, die sie wochenlang mitgeschleppt hatten. Einigen gelang es immerhin, noch ein paar Rucksäcke zu füllen, doch die meisten Habseligkeiten blieben vor dem Palasttor zurück.
»Sie haben mir das Spiel gelassen«, hörte Laura Luca erleichtert sagen.
»Aber keine Decke«, gab Angela zurück.
»Hier ist es sowieso nicht kalt.«
Laura bewunderte den Optimismus, mit dem der Junge auf die meisten Situationen reagierte.
Für Agnes wurde es der schwerste Kampf. Die Soldaten nahmen ihr die Figur weg, das letzte Geschenk ihres Mannes. Die letzte Erinnerung an ihn. Sie schrie und kämpfte schluchzend um das Andenken, das ohnehin viel zu schwer war und auf der Reise nur hinderlich. Doch sie hatte geschworen, die Figur niemals aufzugeben, sie war für sie das Sinnbild der heimkehr: Wenn sie mit ihr zusammen nach Hause kam, war alles wieder gut.
Die Soldaten machten sich erst recht einen Spaß daraus, reichten die Figur weiter und ließen Agnes mit ausgestreckten Händen hin- und hertaumeln.
»So habt doch ein Erbarmen!«, rief Milt, der kaum mehr an sich halten konnte.
»Sie sollte dankbar sein, dass wir ihr diese Last abnehmen!«, erwiderte der Offizier. »Sie braucht sie nicht mehr.«
»Was soll das heißen?«, entfuhr es Laura.
»Außerdem könnte sie als Waffe benutzt werden«, fügte der Offizier hinzu, ohne auf Lauras Frage einzugehen. »Hört auf jetzt damit!«, befahl er den Soldaten, den Schabernack zu beenden, und sagte streng zu Agnes: »Und du reiß dich jetzt zusammen, Weib, sonst werfen wir dich der Menge dort draußen vor.«
Angela legte den Arm um Agnes und zog sie mit sich. »Komm«, sagte sie sanft. »Es hat keinen Sinn mehr. Du musst ... nachgeben.«
Agnes schlug die Hände vors Gesicht. »Aber es war ein Geschenk!«, drang es dumpf zwischen den Fingern hindurch. »Franz hat sie die ganze Zeit mitgetragen, weil er mich liebte. Er wollte sie mir am Hochzeitstag geben! Wie kann ich jetzt sein Andenken einfach ... einfach ...«
»Wir müssen gehen.« Angela zog Agnes behutsam, aber unnachgiebig mit sich.
»Ich werd sie behalten!«, rief einer der Soldaten. »Hebt sie mir auf, bis ich zurückkomme.«
Die Soldaten führten sie durch das Tor in einen großen Innenhof. Rekruten, die deutlich jünger als Luca waren übten den Schwertkampf in mit Seilen abgetrennten Arenen. Alles war voller Soldaten. Nur einige Elfendiener huschten zwischen ihnen hindurch.
Der eigentliche Palast lag hinter einem zweiten, schwer bewachten Tor. Laura trat ein und sah sich überrascht um. Im Inneren war der Palast viel heller als sie gedacht hatte. Jemand hatte Fenster in den Außenmauern durchbrechen lassen und begonnen, den dunklen Steinboden mit hellem Marmor auszulegen. An den Wänden der Eingangshalle hatten wohl einmal große Bilder gehangen, doch sie waren abgenommen worden und lagen nun auf einem Stapel unter einem der Fenster. An ihre Stelle waren Schilde aus Holz und schwerem Leder getreten, über denen gekreuzte Äxte hingen. Die Fenster waren teilweise mit dunklen Bannern verdeckt, Fackeln erhellten den
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