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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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war eine Frau, aber das wusste ich damals nicht. Diejenigen, die meinen Ruf kennen, werden das kaum glauben können. Ich sah nur, dass sie anders war als ich. Sie ging vor mir über die Felsen, und als sie mich sah, blieb sie stehen. Wir liebten uns auf dem heißen Stein, dann zogen wir schweigend weiter. Ich kannte ihren Namen nicht, ich wusste nicht, dass es so etwas wie Namen gab. Wir schliefen, wir gingen, wir liebten uns.
    Dann, auf einmal, änderte sich die Landschaft. Ich sah grünes Gras, auf dem Tiere weideten, und eine Hütte. Obwohl ich so etwas noch nie zuvor gesehen hatte, wunderte ich mich nicht darüber. Ich wusste auf einmal, was ein Tier war, und nur wenig später wurde ich hungrig.
    Die Frau und ich gingen zu der Hütte hinunter. Ein Mann trat heraus. Er wollte uns nicht einlassen, also taten wir, was uns richtig erschien.
    Das war der Tag, an dem ich lernte, was Töten bedeutet.
    Eine Weile blieben wir in der Hütte. Wir aßen die Tiere auf der Wiese, bis es keine mehr gab, dann zogen wir weiter. Wir fanden noch ein paar andere Hütten mit anderen Menschen, und jedes Mal taten wir das Gleiche. Irgendwann veränderte sich die Frau, sie wurde hässlich und alt und starb.
    Ich zog allein weiter, aber, ohne sentimental klingen zu wollen: Ich vermisste sie. Wir hatten nie ein Wort miteinander gesprochen, aber ich hatte mich daran gewöhnt, ihre Schritte neben den meinen zu hören und ihren Atem auf meiner Brust zu spüren.
    Also suchte ich nach einer anderen Frau. Um ehrlich zu sein, verlief die Suche nicht sehr erfolgreich. Ich besaß weder Kleidung noch Sprache, und ich glaube, meine Manieren waren nicht die besten.
    Eine lange Zeit blieb ich allein. Eines Tages begegnete ich einer Familie, die auf einem Ochsenkarren durch das Grasland fuhr. Sie bewarfen mich mit Steinen, also brachte ich alle um bis auf die älteste Tochter. Sie fesselte ich mit einem Seil an mich und zog weiter.
    Von ihr lernte ich zu sprechen, sie war die Erste, die mich nach meinem Namen fragte. Alberich, sagte ich ihr, als hätte ich das schon immer gewusst.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, was geschah, als ich den Namen sagte. Es war, als hätte jemand eine Decke von meinem Verstand gezogen. Auf einmal wusste ich, wer ich war, und wichtiger noch, ich wusste, warum ich war. Diejenigen von euch, die ziellos wie Motten durch die Welt trudeln, werden nicht verstehen, was ich meine, aber für mich war diese Erkenntnis wie der erste Atemzug eines Neugeborenen. Eine neue Welt erschloss sich mir.
    Ich gab das Mädchen frei, weil es mir meinen Namen zurückgegeben hatte, und machte mich auf die Suche nach jemandem, der mir sagen konnte, wo ich mich befand. Einige taten so, als wüssten sie es, andere wollten mir die Antwort gegen Gold verraten, aber es waren alles Schwätzer. Sie wussten nichts von anderen Welten, weder von der Welt der Elfen noch von der der Menschen. Sie waren an diesem Ort ebenso gefangen wie ich, aber im Gegensatz zu mir wussten sie nicht dass sie in einem Gefängnis lebten.
    Nach langer Zeit erreichte ich eine Küste. Es gab dort Schiffe, aber man sagte mir, sie führen nicht auf den Ozean hinaus, weil sie fürchteten, über den Rand der Welt hinauszusegeln. Genau das aber wollte ich, denn meine Welt war irgendwo jenseits der ihren. Also begann ich, Gold zu sammeln. Ich stahl, ich handelte, und gelegentlich, das schäme ich mich nicht zu sagen, denn meine Motive waren stets ehrbar, tötete ich.
    Schließlich war ich reicher als der reichste Mann der Stadt. Ich kaufte ein Schiff und einige Sklaven, die ich zu Matrosen ausbildete. Erst als wir die Küste weit hinter uns gelassen hatten und uns nichts als offenes Wasser umgab, verriet ich ihnen unser Ziel, fügte aber hinzu, dass ich sie bei unserer Rückkehr freilassen und so reich entlohnen würde, dass sie sich eigene Sklaven kaufen könnten.
    Was für eine armselige Welt, in die ich da geraten war! Anstatt die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen, ließen sie ein Rettungsboot zu Wasser und warfen mich mit ein paar Vorräten hinein. Dann wendeten sie das Schiff und machten sich auf den Weg zurück.
    Ich gab nicht auf, sondern ruderte, bis mein Boot in einern Sturm sank. Ich hielt mich an einer Planke fest und schwamm weiter, immer nach Süden, der Sonne entgegen. Es dauerte nicht lange, bis aus Müdigkeit Erschöpfung wurde und aus einem zitternden Körper ein zitternder fiebriger Körper. Ich weiß noch genau, wie meine Arme von der Planke abrutschten und ich

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