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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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betrachtete das nächste Blatt und schwieg. Laura sah die Toten aus dem Bild davor. Sie wurden von den Blitzen getroffen und erhoben sich, fielen über die her, die neben ihnen standen. Da waren Kinder, die ihre Eltern angriffen, Frauen, die sich auf ihre Männer stürzten, die ganze Siedlung versank im Chaos. Das Gesicht am Himmel hatte sich abgewandt. Man sah nur noch seinen Hinterkopf. Im nächsten Bild war es verschwunden.
    »Der Zeichner hielt die Untoten also für eine Strafe Gottes«, sagte Milt. »Und die Einwohner taten das anscheinend auch. Hier, sieh mal, sie bringen Menschenopfer.«
    Laura betrachtete die Szene. Einige Dutzend Menschen standen auf dem Pier und warfen andere, die sie in Ketten gelegt hatten, ins Wasser. Gleichzeitig krochen die aufgedunsenen Leichen ertrunkener Fischer an Land.
    »Und erschufen damit noch mehr Untote.« Laura atmete tief durch. Von den Zeichnungen ging eine verzweifelte Kraft aus, der sie sich nicht entziehen konnte. »Wer im Inneren dieser Barriere stirbt, bleibt nicht tot. Die Todesursache spielt keine Rolle. Sie stehen alle Wieder auf.«
    »Diese Siedlung wurde also von ihren eigenen Toten überrannt.« Milt schluckte. »Gibt es noch weitere Zeichnungen?«
    Laura durchsuchte den Stapel. Sie fand mehrere Entwürfe, kurze Skizzen von Straßenschlachten und Massakern, die der Zeichner nicht fertiggestellt hatte. Schließlich, als sie eines der Blätter umdrehte, stieß sie auf ein weiteres vollendetes Bild.
    »Sieh mal«, sagte sie, als sie es aus dem Stapel zog. Es zeigte den Zeichner, wie er oben im Vorratslager am Tisch saß und seine Bilder anfertigte. Es war ein Mann mittleren Alters mit dichtem dunklem Haar und einem freundlichen Gesicht. Laura spürte einen Stich im Magen, als sie den kleinen Jungen sah, der neben ihm am Boden hockte und mit einem Holzpferd spielte. Es war unwahrscheinlich, dass einer von beiden überlebt hatte, trotzdem wünschte sie es ihnen. Sie fühlte sich als habe sie den Zeichner durch seine Arbeit kennengelernt.
    »Verdammt«, sagte Milt plötzlich. Er schob den Stuhl zurück und griff nach der Öllampe.
    »Was ist denn?«
    »Die Luke.« Er hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, da sah Laura bereits, was er meinte. Auf der Zeichnung war die Luke, von der sie nicht wussten, wohin sie führte, mit einem halben Dutzend Bretter vernagelt und mit einer schweren Kette gesichert. Was immer da oben gewesen war, der Zeichner hatte sein Möglichstes getan, um es von ihm und dem Jungen zu trennen. Warum die Sicherungen verschwunden waren, konnte sie nicht sagen. Vielleicht hatte man sie woanders gebraucht.
    »Jack?« Milt lief die Treppe hinauf. Laura folgte ihm mit dem Bild in der Hand. »Mach die Luke nicht ...«
    Es krachte.
    Eine Welle des Gestanks schlug Laura entgegen. Sie hörte Jack und Andreas würgen und fluchen, dann lautes Poltern. Rasch legte sie den Arm über Nase und Mund, atmete durch den Stoff ihres Gewandes.
    »Alles in Ordnung!«, rief Jack.
    Laura erreichte die obere Etage. Andreas hockte in einer Ecke und übergab sich hinter ein paar Kisten. Jack stand auf der Leiter, schützte Mund und Nase ebenso, wie sie es tat. Der Gestank war beinahe unerträglich.
    Milt hielt die Öllampe in Richtung der Luke. Laura sah, dass sie zu einer weiteren Etage unter dem Dach führte. Staub rieselte aus der Öffnung herab, in der Jack stand und mit der zweiten Öllampe ins Dunkel hineinleuchtete.
    »Was stinkt denn hier so?«, fragte Laura.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber Untote sind es nicht. Hier oben ist niemand.« Jack nahm den Arm herunter und stieg die letzten Sprossen der Leiter hinauf. Sein Oberkörper verschwand in der Luke, seine Stimme wurde dumpf. »Ich sehe die Wand des Silos. Darüber hängen Ketten. Anscheinend hat man ihn früher von oben befüllt.«
    Er kletterte gänzlich in den Raum hinein. Eine Hand schien sich um Lauras Magen zu krallen, als sie ihn nicht mehr sah. »Sei vorsichtig.«
    »Hier ist wirklich niemand. Der Raum ist klein, der Dachmechanismus ist eingerostet. Selbst wenn die Untoten klug genug wären, ihn von außen zu betätigen, würde er sich nicht mehr bewegen. Wir haben ein tolles Versteck gefunden, Leute.«
    Andreas spuckte aus und kam unsicher auf die Beine. »Kannst du das Innere des Silos erkennen?«, fragte er heiser.
    »Ja, Moment.« Laura hörte Jacks Schritte über ihrem Kopf. »Da ist ein Sichtschlitz in der Wand.«
    Es klang, als würde ein Riegel zurückgeschoben, dann herrschte einen Moment

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