Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
als suchten sie Schutz vor den Sonnenstrahlen, die den Marktplatz erhellten, schlurften in die Schatten und blieben dort stehen. Ihre Aggression war verschwunden; sie wirkten so ausdruckslos und ruhig wie zu Beginn des Abends. Vorsichtig ging sie auf einen von ihnen zu, einen älteren Mann, der noch nicht allzu lange tot zu sein schien. Seine Gesichtszüge waren nicht vollkommen entstellt, seine Kleidung nur fleckig, aber nicht zerlumpt. Er ignorierte sie, starrte einfach weiter ins Nichts.
»Das kommt wohl durch die Sonne«, sagte Milt. Er wirkte immer noch angespannt, als rechne er jeden Moment mit einem neuerlichen Angriff. Doch den würde es nicht geben, das spürte Laura. Die Atmosphäre der ganzen Stadt hatte sich verändert. Sie war sich sicher, dass die Zombies sie in Ruhe lassen würden.
Sie drehte sich zu dem Anführer um. Er stand als Einziger weiter in der Sonne, hatte jedoch die Kapuze über seinen Kopf gezogen und die Hände in die Ärmel geschoben. Mit langen Schritten ging sie auf ihn zu.
»Wo ist sie?«, fragte Laura. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um den Untoten anzusehen. In seinen Augen funkelte es. Er war nicht wie die anderen. Sie fragte sich, wieso er ihr bekannt vorkam.
»Ihr hättet nicht hierherkommen sollen«, sagte er. Seine Stimme war dunkel und ein wenig undeutlich. »Es gibt eine Barriere und einen Wächter, trotzdem tauchen immer wieder Menschen hier auf. Wieso könnt ihr uns nicht in Ruhe lassen?«
»Wenn ihr meine Freundin in Ruhe gelassen hättet, stünden wir jetzt nicht vor dem Problem. Wo ist sie?«
Der Untote schwieg.
Aus den Augenwinkeln sah Laura, wie Jack seine Pistole in den Gürtel steckte und vortrat. »Pass mal auf«, sagte er. »Deine Handlanger sehen nicht gerade aktiv aus, und dahinten im Vorratslager gibt es jede Menge Lampenöl. Ich habe keine Ahnung von Untoten, deshalb weiß ich nicht, ob Feuer sie umbringt, aber ich hätte kein Problem damit, das mal auszuprobieren. Also wieso rückst du nicht einfach das Mädchen raus, dann passiert auch keinem was.«
Der Blick des Untoten richtete sich auf ihn. »Ihr versteht nichts.«
»Weil du nichts erklärst.« Jack hakte die Daumen hinter seinen Gürtel. »Aber wir haben Zeit.«
Ein Sonnenstrahl fiel auf das Gesicht des Untoten. Lauras Augen weiteten sich, als sie es zum ersten Mal im Profil sah. »Du bist der Mann auf dem Bild«, sagte sie überrascht.
Der Untote neigte den Kopf. Er schien nicht zu verstehen, was sie meinte.
»Der Mann, der die Zeichnungen im Vorratslager angefertigt hat, auf denen die Geschichte dieser Seuche erzählt wird.«
Täuschte sie sich, oder lächelte der Untote?
»Nein«, sagte er. »Der Zeichner war mein Vater. Ich war noch ein Kind, als es begann.«
Sie dachte an die Zeichnung des Jungen, der mit einem Holzpferd spielte. »Wie ist dein Name?«
»Iayn.« Er deutete eine Verbeugung an. »Seit dem Tod meines Vaters beschütze ich meine Untertanen.«
»Du weißt schon, dass sie alle tot sind, oder?«
Laura empfand Jacks Bemerkung als unangebracht. Ärger glitt wie der Schatten eines Raubvogels über das Gesicht des Untoten.
»Ja, das weiß ich«, sagte er. »Aber sie wissen es nicht.« Er stieß den Atem aus, als hätte er bereits zu viel gesagt. »Ihr seid nicht erwünscht hier. Bitte geht, bevor Dinge geschehen, die sich auch meiner Kontrolle entziehen.«
Laura wollte antworten, sah in dem Moment jedoch Bewegungen zwischen den Untoten. Menschen tauchten auf; sie erkannte Rimmzahn und Karys, Emma und Reggie. Auch andere tauchten aus Lücken hinter Hütten auf oder aus Spalten, in denen sie sich versteckt hatten.
»Da ist Finn!«, rief Andreas. »Und er hat ein paar Leute mitgebracht.«
Laura atmete auf. Sie hatte nicht gewagt, an die anderen zu denken, hatte nur gehofft, dass sie die Nacht ebenfalls überstanden hatten. Auf den ersten Blick sah sie niemanden, der fehlte, aber es war eine große Gruppe, und sie kannte manche besser als andere.
»Ihr habt eine Nacht überlebt«, sagte Iayn, als wieder Ruhe auf dem Platz einkehrte. »Eine zweite wird es nicht geben. Nehmt meinen Rat an und geht.«
Laura sah instinktiv zu den anderen Untoten, dann fuhr sie sich mit der Hand über die Augen. Spielte ihre Müdigkeit ihr etwas vor, oder wurden deren Schatten tatsächlich länger, je höher die Sonne stieg? Es kam ihr vor, als würden manche mit ihren eigenen Schatten verschmelzen, sogar darin verschwinden.
Milt ging zu einem stark verwesten Mann, den die Dunkelheit zu
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