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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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lieber zuerst ein wenig zurechtgemacht, aber es war nicht zu ändern. Auch Norbert und Maurice nestelten an ihrer Kleidung herum, wohingegen die anderen Männer keinerlei Probleme mit ihrem Äußeren zu haben schienen.
    Sie wurden auf eine Galerie und von dort aus einen Rundgang entlanggeführt, bis sich vor ihnen ein Flügelportal zum Thronsaal öffnete. Er war groß genug für ein Bankett, an dem hundert Personen Platz fanden und zwei Thronstühle. An den Wänden hingen Standarten und Teppiche, und im großen Kamin prasselte ein gemütliches Feuer. Licht fiel oben durch Sprossenfenster herein.
    Baron Manibert und seine Gemahlin saßen auf den mit Samt ausgeschlagenen Thronstühlen; beide in mittlerem Alter, mit ergrauendem Haar und üppiger Statur, gehüllt in Seidengewänder, über und über mit Geschmeide behangen. Hätte Hulda nicht eine beachtliche Oberweite besessen, die durch ein tief ausgeschnittenes und unter der Brust eng geschnürtes Mieder betont wurde, man hätte Baron und Baronin kaum voneinander unterscheiden können.
    Ein strahlendes Lächeln ließ ihre rosigen Wangen erglühen, als die Gäste vor sie geführt wurden. Die beiden öffneten die Arme.
    »Willkommen in unserem Heim!«, rief der Baron. »Lange ist es her, seit wir zuletzt Gäste begrüßen durften! Wer wagt sich denn heutzutage noch vor die Tür, bei den Soldaten überall im Land? Sie machen den Räubern noch Konkurrenz, von denen nicht wenige ihr schurkisches Dasein aufgegeben haben.«
    »Um sich den Soldaten anzuschließen und weiter zu rauben«, warf die Baronin lachend ein. »Doch nun seid ihr in Sicherheit, und wir brennen darauf, eure Geschichte zu erfahren! Ihr müsst uns alles erzählen über eure Welt. Es gibt so wenig Abwechslung bei uns ...«
    Laura war einigermaßen erstaunt über diesen überschwänglichen Empfang. Aber gut, warum nicht? Die Menschen »von drüben« waren hier schließlich die Exoten und von den meisten Einwohnern zwar nicht sonderlich gern gesehen, aber Laura konnte sich vorstellen, dass Adelige, die sich zumeist dem Müßiggang hingaben, über jede Unterbrechung ihres Alltags dankbar waren.
    Es war auch glaubhaft, wie die Herrschaften zu Alberich standen - sie waren vor ihm hier gewesen, hatten sicher oft rauschende Feste gefeiert und waren nun durch seine Tyrannenherrschaft weitgehend isoliert.
    Sollte es also wahr sein, dass sie einen friedlichen Platz gefunden hatten? Als Laura hörte, was die Gastgeber ihnen alles anboten, warf sie jegliches Misstrauen über Bord. Es war ihr völlig gleich - Hauptsache, sie bekam ein heißes Bad, ein weiches Bett und etwas zu essen, das beim Anschneiden keinen Versuch machte, vom Teller zu kriechen!
    »Natürlich verlangen wir einen Preis dafür«, schloss Hulda mit einem Augenzwinkern. »Und zwar Unterhaltung! Haltet euch bereit, eine Menge Fragen beantworten zu müssen. Außerdem hoffen wir sehr, dass ihr in der Lage seid, das Tanzbein zu schwingen, denn wir werden anlässlich eurer Ankunft nicht nur ein Bankett geben, sondern auch mit Musik feiern bis in die frühen Morgenstunden! Gesang und Gelächter sollen diese Hallen erfüllen, was wir alles schon so lange vermissen. Zu sehr haben wir uns niederdrücken lassen, doch heute Abend wollen wir alles vergessen, was mit dem despotischen Drachenherrscher zusammenhängt!«
    »Diesen Preis werden wir gern zahlen, edle Baronin«, sagte Cwym und verbeugte sich. Bathú machte verstohlene auffordernde Gesten zu Laura und den anderen, bevor er sich ebenfalls verneigte. Laura folgte dem Beispiel umgehend, merkte aber an dem unruhigen Scharren hinter ihr, dass das den Männern nicht so sehr passte. Doch sie hoffte, dass sie sich zumindest zu einem kurzen Kopfnicken durchringen konnten ...
    Nach weiteren wohlwollenden Worten wurden sie entlassen. Aus verschiedenen Richtungen kamen eine Kammerzofe und mehrere Kammerdiener herbei, die Laura und ihre Gefährten zu den Gastzimmern führen sollten.
    Zum Glück lagen sie auf derselben Etage. Wie sich herausstellte, war das Haupthaus an sich gar nicht so groß: Die pompöse Empfangshalle nahm den meisten Raum ein, und ansonsten gab es eine übersichtliche Zahl Zimmer und Gänge.
    »Wir gehen alle zu jedem Zimmer mit, bevor wir uns trennen«, ordnete Jack unterwegs an. »Damit wir wissen, wer wo schläft. Ich werde zudem die Räume vor Bezug inspizieren.«
    »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Maurice.
    »Es ist mein Job«, antwortete der ehemalige Sky Marshal kühl.

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