Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
wenn nicht«, antwortete sie. »Oder grenzenlos naiv.«
    Er zwinkerte. Seine nicht menschlichen Augen hatten eine magische Anziehungskraft, in der sie zu versinken drohte. »Aber dir droht keine Gefahr, meine Liebe«, versicherte er und hielt ihr seine Hand hin.
    Er war nur etwa fünf Zentimeter größer als sie, doch es kam ihr viel mehr vor. Ihr schien, als würde sein Schatten ihn überragen, dessen Form in keiner Weise seiner Gestalt ähnelte, sondern etwas ganz anderem, Archaischem mit weiten Schwingen, Schuppen und Hörnern ...
    Sie legte ihre Hand in seine, und da konnte sie sich endlich wieder bewegen. Sie ließ sich von ihm in die Mitte des Raumes führen, spürte den weichen Teppich durch ihre Sohlen.
    »Gefällt dir mein privates Gemach?«
    Das konnte sie nicht verleugnen. Es war ganz für einen Mann, aber geschmackvoll eingerichtet, mit ein wenig Nippes, zumeist aus filigranem Glas, an exponierten Stellen. »Die Motive auf den Teppichen ...«
    »Oh ja, eine Erinnerung an die Heimat.« Er deutete auf den ersten Teppich. »Yggdrasil, die Weltesche, die alles hält und ewig ist, die länger bestehen wird als diese Welt. Unten an ihren Wurzeln siehst du Nidhögg nagen, den Neidischen Drachen. Wir sind aber nicht verwandt. Auf dem nächsten Teppich siehst du einige der Asen, den schönen Balder und seine liebliche Nanna, daneben der Inbegriff aller reinen und edlen Schönheit, Heimdall mit seinem Horn, und ein paar andere Götter.«
    »Odin«, sagte Angela und wies auf einen Einäugigen mit breitkrempigem Hut, der sich im Hintergrund hielt.
    Alberich grinste. »Und was hältst du von diesem da?« Er wies auf den größten aller Teppiche, der allein an der Wand gegenüber dem Balkon hing. Nur zwei Gestalten fanden sich auf ihm. Ein riesiger Wolf mit feurigem Schlund und ein gewaltiger Mann mit schillernden Augen.
    »Furchterregend«, flüsterte Angela. »Und ... faszinierend.« Eine merkwürdige Erregung erfasste sie und erschreckte sie zutiefst.
    »Ja«, sagte Alberich leise. »Fenrir und sein Vater Loki. Beide sind dahin, für immer.«
    Angela war erstaunt. »Aber es hieß doch, dass zur Götterdämmerung ...«
    »Ragnarök hat längst stattgefunden, meine Liebe, doch von euch Menschen kaum bemerkt, obwohl eine von euch das Ende eingeläutet und zugleich abgewendet hat. Ich war zu dem Zeitpunkt schon tot und erfuhr alles erst im Nachhinein.«
    »Schmerzt dich ihr Tod?« Angela nickte zu den beiden mächtigen Figuren auf dem Teppich hin. Sie benutzte nicht die ehrerbietige Anrede, nicht in diesem Raum, zu dieser Stunde und in seinem Outfit. Alberich schien es nicht zu stören.
    »Mehr als alles. Lokis Tod ... kann niemals überwunden werden.« Alberichs Miene wechselte erneut, er lächelte wieder zuvorkommend. »Andererseits macht es vieles einfacher. Und die Zeit der Drachen wird eine neue Blüte erleben.«
    »Ich sehe niemanden von deiner Familie.«
    »Ich wüsste auch nicht, weshalb. Du weißt ja: Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht.«
    Es klopfte, dann kam Pickwick mit einem beladenen Tablett herein, das er vollendet zum Tisch balancierte. Angela lief das Wasser im Mund zusammen, als sie die vielen duftenden und optisch ansprechenden Köstlichkeiten sah. Nur für einen kurzen Moment meldete sich ihr Stolz, doch er wurde sofort von ihrem Magen übertönt. Sie würde essen, und zwar alles und mit Genuss.
    »Ich habe erfahren, dass bereits überall nach den Entflohenen gefahndet wird«, sagte Pickwick zu seinem Herrn. »Bisher ist noch niemand nach oben gekommen, sondern sie irren alle im Labyrinth umher. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis alle eingefangen sind.«
    »Und weshalb wurde ich nicht in Kenntnis gesetzt?«
    »Man war wohl der Ansicht, Euch damit nicht belästigen zu wollen, Herr.«
    Angela fürchtete die unerbittliche Grausamkeit von Alberichs Gesicht, wenn er seine freundliche Maske fallen ließ. Dennoch mischte sie sich ein. »Bitte ...«
    Sie konnte seinem Blick aus den gespaltenen Pupillen nicht standhalten. So uralt, mit dem lodernden Feuer einer schrecklichen Macht. Mit niedergeschlagenen Augen fuhr sie fort: »Vergib mir, aber ... was wird mit meinen Gefährten geschehen?«
    »Ich sollte sie bestrafen, findest du nicht?«, fragte er, und ein unterschwelliges Knurren lag in seiner jetzt metallischen Stimme.
    »Dann bitte ich um dieselbe Behandlung«, entfuhr es ihr.
    Alberich hob eine Braue und musterte sie interessiert. »Alle Achtung, du hast Schneid«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher