Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
zurückbleiben. »Sobald ihr hinderlich werdet, lassen wir euch aber zurück und holen euch später ab«, warnte Cwym.
»Schon verstanden«, keuchte Norbert. »Aber ihr werdet uns brauchen. Wetten?«
Schließlich konnten sie auf eine aus den Felsen herausragende Plattform blicken, die durch einen von der anderen Seite durchgeschlagenen Durchgang erreicht wurde. Wesen, zumeist mittelgroß, plump und haarig, mit langen spitzen Ohren und stumpfen Schnauzen, in bunten Hemden und Hosen, waren eifrig dabei, Waren auf die Plattform zu tragen. Von dort aus wurden sie auf einer weiteren Plattform gestapelt, fest verzurrt und anschließend zusammen mit Trägern mithilfe von Flaschenzügen zur Galeone hochgezogen.
Insgesamt waren vier solcher Transport-Plattformen in Betrieb.
»Sehr unauffällig«, wisperte Norbert.
»Wir hüllen euch und uns in Larven«, gab Cwym zurück. »Die werden genügen, um aufs Schiff zu kommen. Diese Cigwins dort sind sehr einfach gestrickt, gute und fleißige Arbeiter, die nicht viel nachdenken. Dann müssen wir zusehen, wie wir die Kinder so schnell wie möglich finden. Um von dort zu fliehen, werden wir ein Fallreep brauchen und uns schnell hinunterhangeln.«
Er deutete auf einen Vorsprung, der unter das Heck des Schiffes reichte. »Wir werden ein paar Meter springen müssen, und es wird sehr knapp. Aber es könnte klappen. Wenn sie uns folgen, haben wir auf dem Vorsprung eine Chance zu kämpfen, während Felix und die Kinder fliehen.«
»Au Mann.« Laura fand die Idee immer mieser. Ihr Wurde jetzt schon speiübel vor Angst, und ihre Knie bestanden nur noch aus Gummi.
»Wir sollten nicht alle dort hinaufgehen«, sagte Jack ernst. »Nur wir, die kämpfen können - also ich, Milt, Finn und ihr zwei Elfen. Die anderen sollten einen Weg ;aus dem Tal suchen und dort auf uns warten. Das wäre nur vernünftig.«
»Stimmt«, sagte Laura. »Aber etwas sagt mir, dass ihr mich brauchen werdet. Dieses Schiff ... Ich muss da hinauf. Es geht um mehr als die Kinder, wir müssen noch herausfinden, in welcher Beziehung es genau zu Alberich steht, und ... Nun, ich komme jedenfalls mit. Vielleicht muss jemand durch eine enge Luke kriechen, und keiner von euch passt hindurch.«
»Warum hast du mich nicht mitgezählt?«, fragte Andreas.
»Weil jemand auf Norbert und Maurice aufpassen muss.«
»Und danke, dass du mich jetzt ausschließen willst«, zischte Felix wütend. Er konnte seine Stimme kaum dämpfen. »Aber ohne mich geht gar keiner, verstanden?«
»Seid doch vernünftig ...«
»In diesem Land auf Vernunft zu bauen ist wohl das denkbar Dümmste«, sagte Norbert. »Maurice, schaffen wir es mit den Plattformen da auf die Insel rauf?«
»Klar«, antwortete der Franzose. »Das will ich sehen.«
»Ich dachte, ihr habt Angst?«
»Wir haben gegen Zombies gekämpft. Erfolgreich, möchte ich betonen.«
Jack zog eine wütende und verbitterte Miene.
Laura konnte ihn verstehen. Er hatte recht. Und am liebsten wäre sie ganz schnell abgehauen. Aber so ging das nicht. Sie würde es sich niemals verzeihen, wenn am Ende alles schiefging, weil sie feige davongelaufen war, anstatt zu helfen. Sie musste ihre Angst eben hinunterschlucken und sich vorstellen, sie müsste alternativ ihre wichtigste Examensprüfung gleichzeitig während einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung durchstehen. Das war so ziemlich das Schlimmste, was überhaupt möglich war, und alles andere als eine Alternative - also konnte sie das hier überstehen.
»Du könntest uns ruhig mal ein bisschen vertrauen, Jack«, sagte Andreas gereizt.
»Das habe ich einmal getan, und es hat mich ein Leben und den Job gekostet«, brach es aus Jack hervor. Hastig presste er die Lippen zusammen, mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, weil er die Kontrolle über sich verloren hatte.
Laura hatte den Eindruck, dass er immer mehr in innere Konflikte geriet, je länger sie unterwegs waren, und machte sich zunehmend Sorgen um ihn. In einer ruhigen Minute würde sie ihn nach seinem Leben fragen.
Cwym zog eine indignierte Miene. »Wäre es möglich, dass ihr ein einziges Mal wisst, was ihr wollt, euch umgehend entscheiden könnt, keine langen fruchtlosen Diskussionen anfangt, kein dauerndes Ja, aber anführt, sondern schlichtweg handelt ?«
Bathú winkte ab. »Menschen«, sagte er nur, als wäre damit alles gesagt. Und wahrscheinlich war es das auch.
»Und nein«, fuhr Bohnenstange rasch und abschließend fort. »Ich will hierüber keine Diskussion führen,
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