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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Kopf. »Das erklärt wohl, warum niemand uns besucht. Aus Erzählungen wissen wir, dass es früher anders war. Da war Amarihye voller Leben. Menschen und Elfen aus dem ganzen Land kamen hierher, um sich unser Wunderwerk anzusehen und sich an ihm zu laben.«
    »Apropos laben«, sagte Nidi. Er rieb sich mit der Hand über den Bauch. »Hast du vielleicht etwas zu essen?«
    »Leider nicht.« Breynu lächelte bedauernd. »Wir Krii sind uns selbst genug. Früher luden wir Händler ein, die unsere Besucher mit allem versorgten, was sie brauchten, doch da niemand mehr kommt ...«
    Er breitete seine langen, schmalen Hände aus. »Ich hoffe, das bereitet euch keine Unannehmlichkeiten.«
    »Mach dir keine Sorgen.« Laura dachte an die Pflanzen, die rund um die Stadt wuchsen. Sie würden weder verdursten noch verhungern. »Ihr nennt euch Krii?«
    »Eigentlich Krii’abley gath dy uhiigu’nd. Das bedeutet Wegbereiter für die Rückkehr ihrer göttlichen Hoheiten, aber wir kürzen das zu Krii ab.«
    »Sehr weise«, murmelte Finn.
    Nidi streckte langsam die Hand nach einem der glitzernden Kristallsplitter aus. Laura sah ihn scharf an, und er zog die Hand wieder zurück und begann sich zu kratzen, als habe er nie etwas anderes tun wollen.
    »Mein Volk gilt als weise«, sagte Breynu ohne Ironie.
    »Habt ihr die Stadt erbaut?«, fragte Laura.
    »Wir sind nur die Wächter von Amarihye. Wir glauben, dass die Stadt einst der Sitz der Götter war, doch dass sie Innistìr verlassen haben, aus welchen Gründen auch immer. Es gibt verschiedene Schulen der Denkweise zu diesem Thema. Manche vertreten die Meinung, dass die Götter von ihrer Schöpfung enttäuscht wurden und sich Neuem zugewandt haben, andere denken, dass sie seit Tausenden von Jahren einen Krieg gegen unsere Feinde führen. Einige kleinere Schulen haben völlig andere Theorien, aber alle sind sich einig, dass wir die Stadt zu bewachen und zu pflegen haben, damit wir sie eines Tages wieder an die Götter übergeben können. Auf diesen Tag warten wir.«
    Er nahm einen der Kristallsplitter vom Tisch und drehte ihn zwischen seinen langen, schlanken Fingern. »Aber sagt mir, weshalb habt ihr all diese Gefahren auf euch genommen, um nach einer Stadt zu suchen, an deren Existenz ihr nicht geglaubt habt?«
    Laura zögerte und sah die anderen an. Finn neigte zweifelnd den Kopf, schien ebenso wie sie unsicher zu sein, was sie Breynu erzählen sollte. Milt und Nidi nickten jedoch.
    Also gut, dachte Laura. »Wir sind nicht aus Neugier hier«, sagte sie. »Innistìr wird von einem grausamen König regiert, der das ganze Reich vernichten wird, wenn man ihn nicht aufhält. In dieser Stadt soll es einen Dolch geben, die einzige Waffe, mit der man ihn töten kann. Weißt du etwas darüber?«
    »Ein Dolch?« Breynu dachte einen Moment nach, dann schüttelte er zu Lauras Enttäuschung den Kopf. »Ich habe noch nie von einer solchen Waffe gehört, aber ich bin auch nur ein einfacher Kristallspieler der ersten Ebene. Vielleicht kann euch jemand weiter oben helfen?«
    »Du bist ein was?«, fragte Milt mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    Breynu lächelte. »Unsere Bräuche sind euch wohl wirklich fremd. Wartet, ich zeige es euch.«
    Er schob die Splitter auf dem Tisch zusammen und hob die Hände. Seine Finger bewegten sich, es sah aus, als drückten sie unsichtbare Tasten. Die Splitter begannen zu vibrieren, lösten sich von der gläsernen Tischplatte und schwebten vor Breynu in der Luft. Hohe, singende Töne begleiteten ihren Tanz, sie woben sich in die Melodie der Flöte, ergänzten und unterstützten sie.
    Vor Lauras Augen schoben sich die Splitter ineinander, bis ihre Töne zu einem wurden und ein vollkommener Kristall sich über dem Tisch drehte.
    Breynu klatschte in die Hände. Der Kristall fiel auseinander. Klimpernd landeten die Splitter auf dem Tisch.
    Laura blinzelte.
    »Entschuldigt«, sagte Breynu, »aber wie schon erwähnt bin ich nur ein Spieler der vierten Ebene und nicht besonders gut.«
    »Ich finde, das war sehr gut«, sagte Milt langsam. Die Vorführung schien ihn ebenso beeindruckt zu haben wie Laura.
    »Dann hast du noch keinen Spieler der zweiten Ebene gehört.« Breynu zögerte kurz, als ihm klar zu werden schien, dass seine Besucher die Stadt gerade erst betreten hatten. »Wie auch«, fügte er dann hinzu.
    »Sind die Ebenen so etwas wie Kasten?«, fragte Finn sichtlich neugierig.
    Breynu schüttelte den Kopf. »Eine Kaste ist vorbestimmt, unsere Ebenen sind es nicht. Wenn

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