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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sie anzublicken. Lirla hatte sie windelweich geprügelt.
    Zoe empfand stille, ohnmächtige Wut. Die Syndicatin stand für alles, was sie im Palast verachtete und hasste. Sie war in einem goldenen Käfig gefangen, ihr schlechtes Gewissen quälte sie, ihre ohnedies beschränkte Lebenszeit verging ungenutzt. Noch hatte sie nichts gefunden, was für eine Flucht hilfreich sein konnte.
    Flucht?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Wäre es denn nicht besser, hierzubleiben und die Priesterschaft zu bekämpfen? Um die Dienerinnen zu befreien und die Bevölkerung Dar Anuins über Maletorrex und Konsorten aufzuklären?
    Was für vermessene und unzoesche Gedanken! Sie hatte sonst auch nur immer auf sich selbst geschaut. Wieso interessierte sie auf einmal das Schicksal anderer Wesen?
    Zoe beäugte Aramie. Ob sie einen falschen Schritt machte, einen zu lauten Ton von sich gab, ob sie Fehler beging. Das ist ohnedies nicht notwendig! Ich bin die Gesandte! Ich darf sie züchtigen, wann und wo ich möchte, mit oder ohne Gründe ... Zoe verdrängte die magisch bedingten Lockstimmen. Sie waren nach wie vor präsent und piesackten sie. Doch entgegen Aramies Ankündigungen hatten sie an Kraft verloren. Vielleicht warteten sie ja nur auf den richtigen Zeitpunkt, um dann umso energischer zuzuschlagen und sie in ihren Bann zu ziehen.
    »Teufel!«
    Die Eule kam herbeigeflattert und setzte sich auf Zoes ausgestreckten Arm. Bernsteinfarbene Augen leuchteten hell. Der Vogel drehte den Kopf nach links und nach rechts. Wachsam, interessiert.
    »Er scheint sich an dich zu gewöhnen«, sagte Lirla. »Das ist erfreulich.«
    »Ja, das ist es.« Teufel hatte sie in sein bitterböses Herz geschlossen und wich ihr kaum noch von der Seite.
    »Wir werden nun der Dienerschaft in ihren Quartieren unsere Aufwartung machen. Dies wird von der neuen Regentin erwartet. Es ist gut, dass der Vogel handzahm geworden ist; es gilt dem abergläubischen Pack als gutes Zeichen.« Lirla erhob sich. »Achte darauf, dass Teufel stets bei dir bleibt.«
    »Ich dachte, ich hätte längst alle meine Dienerinnen kennengelernt«, wunderte sich Zoe.
    Die Syndicatin lachte. »Nicht einmal ich kenne sie alle. Es werden etwa zweihundert Elfenfrauen sein. Hinzu kommen etwa doppelt so viele andere Kreaturen.«
    »... solche, über die ich in der Öffentlichkeit kein Aufsehen machen sollte. Ich weiß. Man bleibt in Dar Anuin gern unter sich.«
    »Sehr gut, meine Kleine.« Lirla klatschte laut in die Hände und wandte sich an Aramie. »Sag den anderen Gehilfinnen, dass ihnen die Gesandte nun die Ehre geben wird!«
    »Ja, Syndicatin.« Die dürre Frau drehte sich um und ging davon, bemüht, sich ihr Humpeln nicht anmerken zu lassen.
    Das ist auch gut so! Andernfalls würde ich dir für dieses ungebührliche Verhalten ein paar aufs Maul hauen!, dachte Zoe, um gleich darauf zusammenzuzucken, erschrocken über den Hass, den sie plötzlich empfand.
    »Wie geht es dir?«, fragte Lirla und lächelte böse. »Fühlst du dich wohl?«
    »J... ja.«
    »Sehr schön.« Die Syndicatin rieb sich die Hände. »Dann machen wir uns auf den Weg. Wir wollen das Personal ja nicht zu lange warten lassen. Achte auf Teufel.«
    Zoe erhob sich. Die Eule krampfte die Krallen tief in ihren Oberarm und schuhute zufrieden. Auf einen möglichst festen Schritt achtend, verließ sie das Lehrzimmer in Lirlas Gefolge. Es ging einen langen Gang entlang, vorbei an der Küche, aus der angenehme Gerüche drangen, vorbei an jenen Kammern, in denen ihre Kleider lagerten, die von Heerscharen von Schneiderinnen ausgebessert und umgearbeitet wurden.
    Lirla blieb abrupt stehen. Sie presste ihre Hände gegen einen aus dem Fels ragenden Stein. Er glitt zurück und schnappte gut hörbar in einer Fassung ein. Eine Tür öffnete sich, wo Zoe bislang festes Gestein vermutet hatte.
    Sie musste sich bücken, als sie das Tor durchschritt und Stufen hinabstieg, die von Fackeln links und rechts des Weges ausgeleuchtet wurden.
    Es stank. Nach Schweiß. Nach Schmutz.
    Der Weg führte nach links um die Ecke, in einen schmalen Raum, der kaum Platz für den Schrank bot, den jemand in die hintere Ecke gequetscht hatte. Auf einem Tisch lagen Nähzeug, Scheren und Verbandsmull. Die Holzplatte wies mehrere dunkle Flecken auf. Getrocknetes Blut womöglich.
    Zoe passierte den Tisch, musste einmal mehr den Kopf unter einem niedrigen Durchgang beugen und stand dann unvermittelt in einem riesigen Saal.
    Ringsum raschelte es. Gewisper endete. Schmutzige

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