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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Nacht. Gut und Böse…«
    »Zwillinge.«
    »Ja, das auch. Ich habe das Mal gesehen, als du unter der Dusche warst und sofort geahnt, wer du bist. Aber du hast mich verwirrt, als du mich angelogen und behauptet hast, du hättest keinen Bruder.«
    »Ich konnte es dir nicht sagen. Ich konnte es niemandem sagen.«
    Joe nickte. »Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich schon früher etwas unternommen. Aber wenigstens habe ich gleich Kontakt zu meinen Freunden aufgenommen. Das war nicht leicht. Ich musste das Satellitentelefon benutzen, und in Silent Creek werden alle Gespräche abgehört. Doch ich konnte es ihnen begreiflich machen, und sie haben sich bereit erklärt zu kommen. Und dann hat Max Koring herausgefunden, wer du wirklich bist. Er hat mir deinen richtigen Namen gesagt und dass du einen Zwillingsbruder hast. Da wusste ich, dass du in großer Gefahr warst.«
    »Also haben deine Leute das Gefängnis überfallen.«
    »Ja.«
    »Wo sind deine Freunde jetzt? Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihnen zu danken.«
    »Sie brauchen deinen Dank nicht. Es war eine Ehre für sie, dir zu helfen. Die meisten sind nach Hause zurückgekehrt. Ein paar von ihnen sind verletzt worden, aber zum Glück hat es keinen Toten gegeben.«
    Jamie bemerkte eine Bewegung, und Daniel kam verschlafen aus dem Zelt gekrochen. Er war am Nachmittag eingenickt, aber jetzt blinzelte er erstaunt und strahlte dann übers ganze Gesicht. »Du bist wach!«, rief er.
    »Danny… ich muss mit dir reden.« Mühsam setzte Jamie sich auf. Es tat weh, aber schließlich schaffte er es und saß im Schneidersitz vor dem Feuer. Sie trugen beide noch die Hosen aus dem Gefängnis, aber jemand hatte ihnen neue T-Shirts besorgt; wahrscheinlich einer der Indianer. Auf dem von Danny war Reklame für Motoröl.
    »Ich dachte, die hätten dich umgebracht«, sagte Danny. »Dann kam diese alte Frau… also die war echt alt. Sie hat sich eine Ewigkeit um dich gekümmert, allerdings wollten sie mich nicht dabeihaben. Ich weiß also nicht, was sie gemacht hat, aber heute Morgen hat sie ihr Pferd bepackt und ist weggeritten. Ich dachte, du wärst tot.« Er zuckte die Schultern. »Ich bin froh, dass es nicht so ist.«
    Joe stand auf. »Ich lasse euch beide allein«, sagte er. »Ich werde unser Abendessen machen.« Er verschwand hinter dem Tipi.
    Jamie sah sich um. Sie waren in einer Art Schlucht, umgeben von Bergen. Hier würde sie wirklich niemand finden, es sei denn, ein Hubschrauber flog direkt über sie hinweg – und wahrscheinlich hatte Joe recht: Warum sollte hier jemand nach ihnen suchen? Er betrachtete das Tipi, in dem Daniel geschlafen hatte. Es sah echt aus und bestand aus Tierhäuten mit einem schlichten Muster aus sich kreuzenden Linien am unteren Rand. Die Sonne stand jetzt tief am Himmel und ließ die Berge rot glühen. Abgesehen von den Flammen und dem aufsteigenden Rauch, bewegte sich nichts.
    Jamie warf Daniel einen prüfenden Blick zu. »Wie geht es dir?«
    »Gut.« Daniel seufzte. »Aber ich will nach Hause. Joe hat zwar ein Handy, aber hier ist kein Empfang. Ich will endlich mit meiner Mutter sprechen.«
    »Erzählst du mir von Silent Creek?«, fragte Jamie. »Und von Scott?«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen.« Daniel setzte sich auf die andere Seite des Feuers. »Sie haben mich geschnappt, als ich von der Schule kam, und mich dorthin gebracht. Wir waren sechzehn Kinder – zwölf Jungen und vier Mädchen. Ich war der Jüngste.« Er überlegte kurz. »Der erste Monat war der schlimmste. Da haben sie diese Experimente gemacht. Irgendwie haben die geglaubt, dass ich irgendwelche Kräfte hätte. Daran waren sie interessiert. Sie wollten nur Kinder mit besonderen Fähigkeiten.«
    »Du hast doch in die Zukunft gesehen.«
    »Hat meine Mum dir das erzählt?«
    Jamie nickte.
    »Es ist nur ein paarmal passiert, und ich habe nicht wirklich die Zukunft gesehen. Ich hatte eher ein mieses Gefühl. Da war ein Bus, der verunglückt ist, und irgendwie wusste ich, dass das passieren würde. Wahrscheinlich sind sie deswegen auf mich aufmerksam geworden, weil es in der Zeitung stand. Jedenfalls wollten sie mich dazu bringen, es noch einmal zu machen, und als ich es nicht konnte, haben sie mir wehgetan. Sie hatten dazu einen besonderen Raum. Sie haben behauptet, es wäre der einzige Raum in Silent Creek, in dem meine Fähigkeit funktionieren würde, aber das hat keinen Unterschied gemacht, weil ich es einfach nicht konnte. Da haben sie dann nach einer Weile das Interesse an

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