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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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stolz auf ihren Sohn war – doch dieser Sohn war im Begriff, etwas Grauenhaftes zu tun.
    »Jamie!« Alicia rief ihm eine Warnung zu. Der Polizist, der auf der Brücke gewesen war, suchte nach ihnen. Er war jetzt an der Tankstelle und hätte sie auch entdeckt, wenn sie nicht in den Menschenmassen untergetaucht wären. Drei weitere Beamte waren bei ihm.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren. Es ist mir eine große Ehre, einen hervorragenden Politiker und guten Menschen in seiner Heimatstadt willkommen zu heißen, an diesem – seinem großen Tag…!«
    Der Bürgermeister hielt seine Ansprache. Sie dröhnte aus Lautsprechern, die entlang der Straße aufgestellt worden waren. Jamie konnte ihn sehen. Er stand auf dem Podium hinter einer ganzen Reihe von Mikrofonen. Direkt neben ihm wartete Senator Trelawny.
    Die Zuschauer applaudierten.
    Scott konzentrierte sich auf etwas, doch Jamie konnte nicht einfach zu ihm rennen. Er hätte sich erst einen Weg durch vier Reihen Menschen bahnen, eine Absperrung überwinden und die Straße überqueren müssen. Er würde nie auch nur in seine Nähe kommen. Ihm blieb nur eine Möglichkeit.
    » Scott… !« Er schickte seine Gedanken über die Straße direkt in Scotts Kopf.
    Und stolperte geschockt einen Schritt rückwärts.
    Es fühlte sich an, als wäre er gegen eine Steinmauer gerannt. Es war wie ein Schlag gewesen. Sein Kopf fuhr zurück, und er schmeckte Blut.
    »Jamie? Was ist los?« Alicia stand jetzt mit Daniel wieder genau hinter ihm. Aber Jamie konnte es ihr nicht erklären. Nicht jetzt.
    »Heute ist sein fünfzigster Geburtstag – und noch vor dem einundfünfzigsten wird er der neue Präsident der Vereinigten Staaten sein.« Der Bürgermeister lächelte und legte einen Arm um Senator Trelawny. Wieder brandete Beifall auf.
    »Mum…!« Die Polizisten hatten sie entdeckt.
    Was machte Scott? Seine Augen schienen den Senator zu fixieren. Nein, doch nicht. Es war der große blonde Mann neben ihm. Der Sicherheitschef. Wie war noch sein Name?
    Warren Cornfield nahm seine Sonnenbrille ab. Jamie sah, wie er sie fallen ließ, als wäre sie ihm nicht mehr wichtig. Dann zog er seine Waffe.
    Jamie verstand genau, was da passierte. Er konnte es an den Augen der grauhaarigen Frau ablesen, an ihrem erwartungsvollen Lächeln. Sie war für das alles verantwortlich. Es lief genau so ab, wie sie es geplant hatte.
    Ein Präsidentschaftskandidat mochte sich sicher fühlen, weil er ständig von bewaffneten Männern umgeben war – aber jetzt wurde einer dieser Männer gegen ihn eingesetzt. Scotts Kräfte mussten viel stärker geworden sein. Er gab seine Befehle, ohne den Mund zu öffnen. Jamie spürte genau, was vorging.
    Scott befahl Warren Cornfield, seinen Boss zu erschießen.
    Susan Mortlake, die neben ihm saß, spürte die Kraft, die aus Scott herausströmte, und am liebsten hätte sie laut gelacht. Wie ironisch es doch war, dass ausgerechnet einer der Fünf dazu beitrug, die neue Welt zu erschaffen… eine Welt mit Präsident Charles Baker an der Spitze. Es war perfekt. Der Blonde würde Trelawny töten. Es würde unzählige Zeugen geben. Niemand konnte ihn mit Nightrise in Verbindung bringen. Später würden alle vermuten, dass er verrückt geworden war, während sie und der Junge sich unauffällig verdrücken würden. Es war fast zu einfach. Und das war erst der Anfang…
    Jamie schwitzte. Er konnte nichts tun. Es gab keine Möglichkeit, Scott zu erreichen. Und jetzt sah er auch die Waffe in Warren Cornfields Hand. Der Sicherheitschef wirkte weggetreten. Niemand anders hatte etwas bemerkt, denn alle Augen waren auf Trelawny und den Bürgermeister gerichtet.
    »Ma’am, würden Sie bitte mitkommen…« Die Polizisten standen jetzt neben ihnen, denn die Besucher hatten den Uniformierten bereitwillig Platz gemacht. Angeführt wurden sie von dem Beamten, der die Brücke bewacht hatte. Er war klein und untersetzt, trug eine Sonnenbrille mit braun getönten Gläsern und einen Schnurrbart. Alicia begann, auf ihn einzureden.
    Warren Cornfield richtete seine Waffe auf Trelawny.
    Jamie kämpfte immer noch damit, zu Scott durchzudringen. Aber die Mauer war massiv. Er kam nicht in seinen Kopf.
    Es war hoffnungslos.
    Nein, doch nicht.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit…
    Jamie wandte sich von seinem Bruder ab und konzentrierte seine gesamte Energie auf Cornfield. Er schickte seine Gedanken über die Straße, durch all den Lärm, das Durcheinander und den Applaus, und sofort war es, als wäre er

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