Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
dazwischengegangen, und ich werde den Ausdruck in seinen Augen nie vergessen. Er hat Cavalli direkt ins Gesicht gesehen und ihm gesagt, dass er dahin gehen soll, wo der Pfeffer wächst.
    Weißt du, was dann passiert ist? Cavalli wich zurück, als könnte er nicht begreifen, was passiert war. Und dann ging er los… er verließ das Schulgelände und ging einfach immer weiter.
    Die Polizei brauchte zwei Tage, um ihn zu finden, und er wäre beinahe gestorben. Er war in die Wüste gelaufen. Es war Sommer, und da draußen herrschen bis zu fünfzig Grad. Und er hatte natürlich kein Wasser dabei. Als sie ihn gefunden hatten, hatte er keine Ahnung, wo er war und wie er dorthin gekommen war. Ich habe später gehört, dass er sich wieder erholt haben soll, aber seine Familie ist weggezogen, und seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen.«
    »Glaubst du, dass ihr beide dafür verantwortlich wart?«
    »Klar waren wir das. Willst du auch den Rest hören?«
    Alicia nickte. Jamie trank noch einen Schluck Cola.
    »Ed und Leanne waren ganz nett. Wir haben Carson City gemocht, denn im Sommer konnte man da immer WeißkopfSeeadler und Habichte beobachten. Es war ganz in Ordnung dort. Aber die Probleme ließen natürlich nicht lange auf sich warten. Wir hatten diesen Lehrer, Mr Dempster, der ständig auf uns herumgehackt hat. Vielleicht wussten Scott und ich etwas zu viel über ihn. Möglich, dass er das irgendwie gespürt hat. Auf jeden Fall hat er uns ständig nachsitzen lassen oder uns Strafaufgaben verpasst, und eines Tages beschloss ich, es ihm heimzuzahlen. Ich habe die Reifen an seinem Auto aufgeschlitzt. Er hatte einen Käfer, auf den er unglaublich stolz war. Es war dämlich, so etwas zu machen, aber ich habe mit dem Messer seine Reifen bearbeitet. Noch dämlicher war es, dass ich dabei erwischt wurde.
    Ich hätte nie gedacht, dass das Ganze so ausarten würde, aber als Nächstes wurde ich verhaftet, bekam einen Bewährungshelfer und stand plötzlich vor einem Richter. Es passierte das, was Ed immer vorausgesagt hatte.«
    »Du bist ins Gefängnis gekommen?«
    »Nur ins Jugendgefängnis… und nur für ein paar Wochen. Der Richter nannte es einen Weckruf. Ich bin in einem Knast am Stadtrand von Reno gelandet. Außerdem wurde ich dazu verdonnert, nach der Schule zu arbeiten, um das Geld für die neuen Reifen zu verdienen.«
    Er trank noch etwas Cola. Die Sonne war jetzt vollständig hinter den Häusern verschwunden. Die Terrasse lag im Schatten, und plötzlich war die Luft voll Blütenduft. Irgendwo weit entfernt war die Sirene eines Rettungswagens zu hören.
    »Der Knast war nicht schlecht«, fuhr Jamie fort. »Er war sauber und das Essen in Ordnung. Ich bin sogar mit den anderen Kids ausgekommen. Eigentlich war es dort nur langweilig – viel schlimmer war meine Rückkehr nach Hause. Scott hatte schon auf mich gewartet, und ich dachte, er würde sich freuen, mich zu sehen – aber das tat er nicht. Er war wütend auf mich. Er sagte, dass die Dinge für uns ohnehin schon schlecht stünden und dass ich durch meine dämliche Aktion alles nur schlimmer gemacht hätte.
    Und er hatte recht. Nachdem ich wieder da war, war es bei Ed und Leanne nicht mehr wie vorher. Sie hatten ihre eigenen Probleme und haben sich nur noch angeschrien. Außerdem hatten sie entschieden, dass Scott und ich nur im Weg und zu nichts nutze waren und dass sie uns nie hätten aufnehmen sollen. Ed hatte angefangen zu trinken. Meistens Wodka. Er hat jeden Abend locker eine halbe Flasche geleert. Ungefähr einen Monat nachdem ich zurück war, hatte er einen Streit mit Scott und hat ihn ins Gesicht geschlagen. Das war das erste Mal, dass er das gemacht hatte. Und die Kraft wirkte immer noch – die Verbindung zwischen uns –, denn ich hatte das blaue Auge, obwohl ich nicht einmal in der Nähe gewesen bin.
    Zur selben Zeit wurde unsere Sachbearbeiterin Derry krank. Sie hatte sich von Anfang an um uns gekümmert, aber nun konnte sie nicht mehr arbeiten, und ihre Fälle wurden unter den anderen aufgeteilt. Sie hat uns zwar geschrieben, doch ich habe sie nie wieder gesehen und auch sonst keinen. Die vom Jugendamt sind vollkommen überlastet. Sie werden kaum mit ihren eigenen Fällen fertig und dann auch noch die von Derry… Sie haben wohl geglaubt, dass es Scott und mir gut ging. Wahrscheinlich denken sie, dass wir immer noch bei Ed und Leanne sind. Keine Ahnung…
    Uns ging es aber überhaupt nicht gut, denn Eds Launen wurden immer schlimmer. Er hat seinen Job

Weitere Kostenlose Bücher