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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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oder was sind die Bilderberger nun wirklich? Wer hat sie gegründet? Wieso haben sie solche Macht?«
    Feldmann sah Martin über den Brillenrand hinweg an, stemmte sich mit seinen kraftlosen Armen aus dem Sessel und ging zu seinem Bücherregal. Er legte den Kopf schief und schritt die Wand ab, in der sich an die sechshundert Bücher befanden. Nach einer Weile wurde er fündig. Unschlüssig nahm er einen in Leder gebundenen Band hervor und betrachtete den Titel. Er schlug das Buch auf und führte seinen Zeigefinger durch das Inhaltsverzeichnis. Er nickte und blickte erneut in sein Regal, wo all die Schätze seines langen Lebens lagerten. Einen weiteren Band zog er heraus, abgegriffen, ein zerfleddertes Baumwollbändchen schaute hervor. Zufrieden trat er den Rückzug zu seinem Sessel an. Mit den Büchern im Arm ließ er sich fallen und ächzte dabei.
    »Wir müssen bei deiner zweiten Frage anfangen: Wer hat sie gegründet? Ich hoffe, du hast ein wenig Zeit mitgebracht. Willst du vielleicht vorher telefonieren? Wartet niemand auf dich?«
    Martin zögerte eine kurze Weile. Dann schüttelte er den Kopf und fühlte sich mies dabei. Gleichzeitig wurde ihm wieder einmal bewusst, was für einem einfühlsamen Mann er gegenübersaß. Selbst jetzt konnte dieser trotz seines eigenen beklagenswerten Zustandes beinahe Gedanken lesen, erahnte die Spannung, die sich in der Beziehung zu Catherine anbahnte, fühlte Martin nach, wie ihn der Sog des neuen Falles in ein unbekanntes, dunkles Terrain mitreißen wollte.
    Nein, er wollte nicht telefonieren, obwohl er sich nach Catherine sehnte, doch er fürchtete, sie könne ihn bekehren, weg von diesem Fall, hin zu ihr, hin zu einem entschiedenen Nein, hin zu einem langweiligen Vorstadtjob.
    »Na schön, du bist erwachsen. Du musst wissen, was du tust. Also fangen wir an. Wenn du dich darauf einlassen willst, will ich dir wenigstens genügend Rüstzeug mitgeben. Es ist unmöglich, alles über die Bilderberger in Erfahrung zu bringen, dafür werden sie seit Jahrzehnten unter dem schützenden Deckmantel der Mächtigen verborgen, aber ich kann dir verraten, woraus sie sich entwickelt haben. Vielleicht sogar aus einer guten Idee heraus, die im Laufe der Jahre mutierte und zu einem unkontrollierbaren Monster geworden ist.«
    Martin trank seinen Tee aus und wartete gespannt.
    »Ich bin Katholik und kenne die Jesuiten schon sehr lange. Und genau daraus ist die Gruppe der Bilderberger erwachsen.«
    »Einer religiösen Vereinigung?« Martin schien verwirrt.
    Feldmann schlug das Buch auf und deutete mit seinem knochigen Finger auf die Fotografie eines Mannes. »Hier! Joseph Hieronim Retinger. Retinger war der Mann, der damit begann, eine Gruppe von einflussreichen Personen um sich zu scharen. Er kannte eine Menge Leute, besaß nur eine unscheinbare Persönlichkeit und war doch auf vielen Ebenen belesen und politisch bewandert. Man sagt, er sei Jesuitenpriester und Freimaurer gewesen.«
    »Was haben Jesuiten mit der Weltherrschaft zu tun? Haben sie nicht eher den Auftrag, ungläubige Menschen zu missionieren oder dergleichen?«
    »Die Jesuiten, oder die Gesellschaft Jesu, wie man sie auch kennt, waren schon immer ein Geheimbund. Offiziell zwar vom Papst Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts ins Leben gerufen, haben sie sich in eine andere Richtung entwickelt, als es für sie gut gewesen wäre. Mission? Ja, die wurde auch betrieben, aber eher nur vordergründig. Die Jesuiten strebten schon immer still und leise die Weltherrschaft an, wie die Illuminaten, die aus den Jesuiten hervorgegangen sind.«
    »Wie kann der Papst so etwas gutheißen?«
    »Kann er nicht und tut er nicht. Schon 1773 hat Papst Clemens der XIV den Orden aufgehoben. Im 19. Jahrhundert wurden sie vereinzelt wieder zugelassen, in anderen Ländern wiederum verboten. Interessanterweise waren sie im Dritten Reich mehr als geduldet, sie wurden von Hitler heimlich protegiert. 1941 erließ Hitler einen Befehl, die Jesuiten aus dem aktiven Wehrdienst zu entlassen. Er mochte ihre milden diktatorischen Herrschaftsideen, ihren nach außen gekehrten religiösen Anstrich, der perfekt verbarg, was sich im Inneren der Gesellschaft abspielte: nämlich der Drang, sich die Welt untertan zu machen und Wohlstand und Macht zu maximieren. Schon früh wurden Jesuiten von Monarchen und Regierungen als Verschwörer gegen den Nationalstaat angesehen. Sie manipulierten, spionierten und nahmen Einfluss, wo immer sie konnten.«
    Martin beugte sich vor, schlürfte den

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