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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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von ihren Lippen lesen konnte. »Ich glaube Ihnen. Wir scheinen einen gemeinsamen Feind zu haben. Das Passwort ist ›Mira‹.«
    Martin nahm den Lippenstift entgegen und begriff nicht gleich. Er betrachtete die Kappe und konnte einen kleinen Riegel erkennen, den man hochschieben konnte.
    Die Frau ergriff mit beiden Händen die Hand, in der Martin den Lippenstift hielt. Sie hinderte ihn so daran, den USB-Stick sichtbar zu machen. »Darauf ist alles, was Sie brauchen. Gehen Sie zu Sokolow. Sergej Sokolow. Er wird Ihnen den Rest erklären.«
    »Wer ist Sokolow?«, fragte Martin leise.
    Renate Lohmeyer drehte sich von ihm weg. Weg von der Kamera über ihren Köpfen. »Ohne Sokolow gäbe es keinen Chip. Diese Unterlagen hat er meinem Mann gegeben, nachdem er gefoltert wurde. Der Inhalt dieses Sticks ist der Grund, warum sich mein Mann gegen den Bio-Chip entschieden hat und warum er jetzt tot ist.«
    »Wo finde ich diesen Sokolow?«
    »Er war der Einzige, der den zentralen Code kannte. Fliegen Sie zu ihm. Er lebt noch, obwohl man glaubt, er sei tot. Lebt im Untergrund in der Tschechei.« Renate wandte sich Martin zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Lippenrot zeichnete sich dort ab. Ihre Show war vollendet. »Geben Sie nicht auf, versprechen Sie mir das?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Das ist zu wenig. Rächen Sie Ihr Kind!«
    Mit diesen Worten drehte sich die Frau von ihm weg. Ihre sinnlichen Bewegungen und das Gesagte standen in krassem Widerspruch zueinander. Die Kameras zeichneten den Versuch einer Nutte auf, ein lukratives Geschäft in die Wege zu leiten, die Lippen formulierten das Wort Rache.
    Martin hielt den Lippenstift in seiner Hand. Die goldene Kappe spiegelte das Licht der Strahler an der Decke wider, surrende Kameras folgten seinen Bewegungen. Für die Wachleute war auf den Monitoren nichts Sonderbares zu sehen. Und doch enthielt dieser Lippenstift nicht nur fettige rote Farbe, um Männer zu verwirren, sondern brisante Informationen, die Bürger zu Geiseln machen sollten.
    Werner gesellte sich unauffällig zu Martin. »Und? Was hat sie gesagt?«
    »Lass uns abhauen von hier. Hier gibt es überall Augen und Ohren.«
    Martin und Werner verließen die Kunsthalle, trennten sich, um sich, wie verabredet, nach einer halben Stunde wieder zu treffen. Sie hatten sich an den Landungsbrücken verabredet und schlenderten wie Touristen daran entlang, vorbei an Fischbuden und Andenkenläden.
    Werner hatte zu seiner Verkleidung als Tourist ein Matjesbrötchen hinzugekauft, das er sich schmecken ließ. Er fühlte sich weitgehend sicher. Ihn verfolgte man ja auch nicht, zumindest glaubte er das bisher.
    »Ich kann dir nicht viel sagen. In diesem Ding ist ein USB-Stick versteckt. Sie sagte, ich soll in die Tschechei zu einem Sokolow fahren, er sei quasi der Erfinder des Bio-Chips. Sagt dir der Name etwas?«
    Werner biss in sein Brötchen, aus dem das Salatblatt und die Zwiebeln hervorquollen. Er kaute eine Weile, bevor er den Kopf schüttelte. »Noch nicht, aber ich denke, wenn wir das Ding an den Rechner anschließen, wissen wir mehr.«
    »Komm, iss auf, wir sollten sehen, dass wir vorankommen. Ich möchte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen. Hast du noch etwas in Klaus’ Sachen gefunden?«
    Werner verneinte und murmelte: »Ich will noch mal in seine Wohnung. Ich hab das Gefühl, wir haben was Gravierendes übersehen. Irgendeine Kleinigkeit.«
    Martin nickte. »Soll ich mitkommen?«
    »Brauchst du nicht. Lass uns nachsehen, was dir Frau Lohmeyer in die Hand gedrückt hat.«
    »Okay, geh du in Schöllers Bude, ich seh mir den Stick zu Hause an.«

    Martin und Werner trennten sich an einem Treppenaufgang der Landungsbrücken. Werner schlenderte noch eine Weile weiter, bevor auch er den Rückweg über viele Umwege antrat.
    Als Martin in seiner Wohnung gegen Mittag ankam, begrüßte ihn nicht der Duft eines Mittagessens, nicht die warme Stimme Catherines, nur der auf dem Boden nicht vollständig gewichene Fleck ihres Blutes.
    Ein weißer Rand markierte das Grauen.
    Die Stille in der Wohnung und ihre Abwesenheit bedrückten ihn. Obwohl sie ihm ihren Standpunkt mehr als deutlich gemacht hatte, wollte er nicht wahrhaben, dass sie daran festhalten würde. Er würde sie noch einmal anrufen, später, nachdem er den Stick der Witwe gesichtet hatte.
    Er ging auf direktem Weg in das Arbeitszimmer, in dem der Computer von Catherine stand. Er zog das Kabel für den Internetzugang heraus und schaltete auch den

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