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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Münzen klimperten herunter. Erneut fütterte sie den Apparat und tippte die Zahlenfolge ein. Eine erschreckte Stimme am anderen Ende meldete sich.

    *

    Das Klingeln hatte Martin Pohlmann zunächst gar nicht gehört. Er hatte es in seinen Traum eingebaut. Darin befand er sich in seiner alten Wohnung, Monate zuvor. Er träumte davon, sich vom Balkon zu stürzen. Sein Aufprall auf dem Asphalt, das erschreckte Aufwachen und das sonderbar verzerrte Klingeln fielen auf denselben Zeitpunkt. Er nahm das Telefon in die Hand und schaute darauf. Die Nummer auf dem Display war ihm nicht geläufig. Er hatte gehofft, es würde Catherine sein. Sie würde sagen wollen, dass es ihr leidtäte und ja, sie hätte überreagiert.
    »Ja, Pohlmann.«
    »Lohmeyer. Hallo, Herr Pohlmann. Sie haben mich heute Vormittag angerufen.«
    Martin fuhr sich durch das Haar. »Ja, ja, stimmt, das habe ich. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe geschlafen.«
    Renate Lohmeyer wunderte sich für die Länge mehrerer Herzschläge: ein Beamter, der am helllichten Tag schlief. Nun, vielleicht hatte er Urlaub oder war krank. Es war ihr nicht unangenehm, ihn geweckt zu haben, sie entschuldigte sich nicht.
    »Ich möchte mich mit Ihnen treffen, aber nicht bei mir zu Hause.« Ihre Stimme hallte sonderbar, fahrende Autos rauschten vorbei. Regen prasselte auf ein Dach.
    »Wo sind Sie?«
    »In einer Telefonzelle. Von zu Hause kann ich nicht sprechen. Dort ist es nicht sicher.«
    Pohlmann ahnte die Zusammenhänge. »Okay, wann und wo?«
    »An einem öffentlichen Ort, mitten unter vielen Menschen.«
    Pohlmann begriff die Brisanz der Lage.
    »Wenn Sie es wünschen, unbehelligt mit mir zu reden, ist so ein Ort vielleicht keine so gute Idee. Jeder in Hamburg kennt Sie.«
    Renate Lohmeyer schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang bemüht sachlich, beinahe unterkühlt. »Ich werde eine Perücke und eine Sonnenbrille tragen. Das wird schon gehen. Es wird nicht lange dauern. Ich habe Ihnen etwas von meinem Mann zu geben.«
    »Na schön. Was halten Sie von einem Museum? Dort gehen in der Regel nur Ortsfremde und Touristen hin.«
    »Einverstanden. Die Kunsthalle. Morgen Vormittag um elf. Seien Sie pünktlich.«
    »Wie erkenne ich Sie?«
    »Ich trage eine rote Handtasche, blonde Perücke, Sonnenbrille.«
    Martin wollte noch erwähnen, dass er einen vertrauenswürdigen Kollegen mitbringen werde, doch die Witwe hatte eingehängt. Ein schwarzer BMW hatte vor der Telefonzelle geparkt und der Beifahrer schaute sie aus dem Wagen heraus an. Sofort, als sie ihn bemerkte, hatte sie das Gespräch überstürzt abgewürgt. Die Angst, beschattet zu werden, war nur allzu begründet, doch der Mann, der aus dem Wagen auf der Beifahrerseite ausstieg und sich ihr näherte, wollte tatsächlich nur telefonieren. Sein Akku im Handy war leer und er verfluchte es lautstark.
    Martin drückte die Stopptaste, legte das Telefon beiseite und ließ sich auf das Bett zurücksinken.

    *

    Nachdem er das Gespräch mit Frau Lohmeyer beendet hatte, blieb er für einige Minuten liegen. Es pochte in seinem Schädel, sein Speichel schmeckte fad. Dann wählte er die nächste Nummer. Es klingelte zweimal, Werner nahm ab.
    »Hartleib.«
    Martin rieb sich die Schläfe. »Hi, Werner, du ahnst nicht, wer mich gerade angerufen hat.«
    »Na, red’ schon, woher soll ich das wissen?«
    »Renate Lohmeyer. Von einer öffentlichen Telefonzelle. Sie will sich mit mir treffen.«
    Es war eine Weile still am anderen Ende. Werner fragte sich, wie Martin dies nun wieder angestellt hatte. Er selbst hatte die Frau des Verteidigungsministers befragt, nicht verhört, aber eindringlich befragt. In Dingen der staatlichen Sicherheit mussten emotionale Beweggründe zurückstehen. Ministerfrauen wussten das und die Frau ließ während des Gespräches keinerlei Trauer erkennen. Professionell bis zum Schluss.
    »Wie hast du das denn hingekriegt? Mann, ich glaube es nicht. Das ist der Hammer.« Wieder entstand eine kleine Pause und Werner musste ehrlich anerkennen, dass sie dieses Treffen ein großes Stück weiterbringen würde.
    »Das hast du gut gemacht. Und jetzt rufst du mich an, weil du möchtest, dass ich mitkomme. Tja, also, morgen habe ich leider keine Zeit.«
    »Komm, verarsch mich nicht. Klar hast du Zeit. Du kochst vor Wut, dass sie nicht dich angerufen hat.«
    »Ja, ist schon gut. Klar komme ich mit. Weiß sie davon, dass du nicht allein kommst?«
    »Sie hat zu früh aufgelegt. Ist auch egal. Ich denke, es wird schnell gehen. Sie will

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