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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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an die kryptischen Aussagen Jeromes allmählich gewöhnt und maß ihnen keine Bedeutung mehr bei.
    Jerome stopfte den Overall in eine schwarze Plastiktüte.
    »Soll ich dich fahren?«
    »Ach nee, lass mal. Ich nehm ein Taxi oder die U-Bahn. Ich brauch mal ein bisschen Abstand. ’n paar Minuten laufen ist nicht verkehrt.«
    »Wie wollen wir verbleiben?«, fragte Jerome unsicher. »Ich habe keine neue Nummer von dir.«
    »Ich habe deine.« Martin hob die Hand und hielt auf der Schwelle zum Flur noch einmal inne. Dann blickte er in die geröteten Augen Jeromes, der sich gerade die Maske vom Kopf riss. Sie waren feucht wie bei einem Menschen, der geweint hatte.
    »Danke für alles. Den Anzug bezahl ich dir natürlich, sobald wieder alles im Lot ist. Und die Maske und den Overall gebe ich dir auch zurück, sobald ich kann. Ich weiß ja jetzt, wo du abhängst.«

    Martin Pohlmann alias Norbert Wagner schritt die Stufen der Stockwerke hinunter, strebte dem Ausgang des ehemaligen Versicherungsgebäudes entgegen und atmete die frische Luft, die ihn erwartete, gierig ein. Eine Möwe kreischte über seinem Kopf, es roch nach Salz und Industrie.
    Auf dem Weg in die Innenstadt, dorthin, wo die nächste U-Bahn-Station war, begegnete er einigen Lager-und Hafenarbeitern. Männern mit blauen Wollmützen auf dem Kopf, unrasiert, schwarze Schnurrbärte, manche mit Migrationshintergrund. Sie interessierten sich nicht eine Sekunde lang für einen Kerl im Anzug. Ein reicher Schnösel, dem das Schicksal einfacher Arbeiter gleichgültig war.

Kapitel 38
    Juli 2011, Hamburg-Eimsbüttel

    Der Rückzug in die alte Wohnung in Eimsbüttel hatte sich als unproblematisch erwiesen. Nachdem er an der Station Lutterothstraße ausgestiegen war, ging er weitere sieben Minuten zu Fuß, um den Prätoriusweg zu erreichen. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als er die Straße mit dem alten Kopfsteinpflaster entlangging. Fünf-und sechsstöckige Häuser, überwiegend aus der Jugendstilzeit, säumten die enge Straße. Auf beiden Seiten quetschten Anwohner und Besucher ihre Stahlkarossen hintereinander und machten es jedem Ankommenden schwer, eine Lücke zu erspähen. All das kannte er von früher. Hier hatte er mit Sabine gelebt, hierhin war er zurück gekommen, nachdem ihn Ecuador wieder ausgespuckt hatte, hierhin musste er nun flüchten, um nicht als Staatsfeind eingebuchtet zu werden.
    Es waren nur noch wenige Meter bis zum Haus Nummer 17, da erblickte er den schwarzen BMW 523 i, der auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses parkte. Sofort war ihm klar, dass der Mann, der hinter dem Steuer bei ausgeschaltetem Motor saß, nicht zufällig dort hockte und sich die Zeit vertrieb. Er hatte die Aufgabe zu beobachten, ob sich Kommissar Martin Pohlmann, bald Ex-Kommissar, in seiner alten Bleibe verstecken wollte. Jeder, der dieses Haus betrat, wurde genau in Augenschein genommen, und falls Pohlmann so dumm sein würde, hier einen Versuch des Untertauchens zu wagen, wären weitere sechs Beamte in kürzester Zeit vor Ort. Martin kannte das Prozedere. Er schlenderte in Richtung des Eingangsbereiches und griff in seine Jackentasche. Der dicke Schlüsselbund klimperte und er fingerte ihn demonstrativ hervor. Er schmunzelte. Sich seiner Verwandlung in Norbert Wagner sicher, blickte er zu dem Mann, der hinter dem Steuer saß. Ihre Augen trafen sich. Martin erkannte ihn. Natürlich. Doch dies beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Er schaute wieder nach vorn, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Es hatte funktioniert und Martin feixte innerlich. Er schloss die Tür auf und in demselben Moment kam ihm Frau Carstens mit einer Mülltüte in der Hand entgegen. Die alte Frau hatte sich eine Schürze um den Leib gebunden. So wie immer, dachte Martin. Das Erste, was sie jahrein, jahraus morgens nach dem Aufstehen tat, war, sich genau diese Schürze umzubinden. Sie würdigte ihn nur eines flüchtigen Blickes. Für sie war er ein Fremder.
    Die anderen Mieter im Haus waren Studenten, Hartz- IV- Empfänger und eben alte Leute wie die Carstens, die schon seit zig Jahren den in den Ecken stehenden Kachelofen befeuerten. Manche lebten in diesen Wohnungen schon so lange, dass sie mit den Wänden, den Böden, dem Umfeld mit ihren Menschen und all den gewachsenen Beziehungen wie an Mauern haftende Efeuranken verwurzelt waren.
    Wieder musste Martin Berge von unerwünschten Werbezeitungen und anderem Müll beiseiteschieben, als er die Tür öffnete. Es roch muffig nach

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