Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
alles in Ordnung. Augenblick.« Werner hielt das Mikro am Handy zu. »’ne Sekunde, Chef. Meine Frau …« Reinhard Schöller verzog verächtlich das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn die Ehefrauen seiner Beamten bei der Arbeit anriefen, noch dazu im Halbstundentakt.
Werner schlich auf den Flur neben seinem Büro und entfernte sich einige Schritte. »Nichts ist in Ordnung. Ich kann nicht mal aufs Klo gehen, ohne dass der Alte dabei ist. Als scheint er was zu ahnen. Er vermutet, dass, wenn du dich meldest, das zuerst bei mir tust.«
»Wir müssen uns treffen.«
»Wo?«
»Setz dich direkt am Planetarium auf eine Bank. Ich komm zu dir.«
»Wann?«
»In einer Stunde? Geht das?«
Werner überlegte kurz. »Alles klar.«
Werner beendete das Gespräch und ging in sein Büro zurück, in dem Schöller auf ihn wartete. Aktuelle Ermittlungsergebnisse lagen auf seinem Schreibtisch und stellten die Weichen für die nächste Pressekonferenz. Wie oft Al Kaida schon für diverse Terrorakte herhalten musste, blieb ungezählt, doch auch diesmal wollte man der Welt weismachen, dass das Attentat die eindeutige Handschrift einer Splittergruppe der radikalen Bruderschaft trug.
»Schon wieder Ihre Frau?«
Werner nickte und zuckte mit den Schultern.
Schöller verschränkte die Arme vor der Brust. In Sachen Arroganz war er seinem Sohn stets ein mustergültiges Vorbild gewesen. Er wippte in seinem Stuhl langsam vor und zurück und musterte Werner mit einem schrägen Blick von unten.
»Sie haben Probleme zu Hause, was?« Schöller wartete die Antwort nicht ab. Nicht wirklich wollte er etwas von Werners Schwierigkeiten mit seiner Frau hören. Jovial fuhr er fort.
»Ja, ich kenn das. Entweder begreifen die Frauen, dass sie besondere Männer geheiratet haben, oder sie packen die Koffer und scheren sich zum Teufel. Letzteres hätte ich mir persönlich gewünscht, aber gut – das ist eine andere Sache. Es wäre schön, wenn Ihre Frau die Gespräche um die Hälfte reduzieren könnte. Meinen Sie, Sie kriegen das hin?«
»Tut mir leid. Sie überlegt auszuziehen.«
»Gut. Dann haben Sie ja Ihre Ruhe und können sich auf die Arbeit konzentrieren. Nimmt sie die Bälger mit?«
Werner kommentierte das Gesagte nicht. »Na dann. War das alles für heute?«
»Wie? Schon Feierabend? Sehen Sie mich an. Ich habe nie Feierabend.«
Werner nickte und griff sich die dünne Jacke, die er über die Stuhllehne gehängt hatte. »Meine Frau, Sie wissen schon. Ist wichtig heute.«
»Na gut, hauen Sie schon ab. Morgen ist Pressekonferenz und dann ist die Kuh vom Eis.«
Werner verließ eilig das Büro. Schöller stand auf und gab einem anderen Kollegen mit einem Kopfnicken zu verstehen, Werner zu folgen.
Werner nahm die U-Bahn, entdeckte in der hinteren Ecke des Abteils zwei seiner Kollegen. Sie drückten sich an die seitliche Wand der U-Bahn und hielten ihre Köpfe, nicht aber ihre Augen gesenkt. Alles in allem recht auffällig und stümperhaft. Der jüngere der beiden, ein Neuer, der seine zweite Observierung ablieferte, hatte eine Tasche bei sich, die eine Kamera mit Teleobjektiv enthielt. Er selbst besaß für seine Leica eine ganz ähnliche.
Zehn Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt erreichte Werner den Treffpunkt. Um seine Verfolger wissend, suchte er verstohlen mit den Augen das Gelände ab. Er wusste, Martin würde nicht so töricht sein, einfach aufzutauchen und sich festnehmen zu lassen. Er würde sich etwas anderes einfallen lassen und Werner war gespannt darauf. Er setzte sich auf die Parkbank am Planetarium, lehnte sich zurück und tat, als würde er telefonieren, sich streiten. Der Verdacht sollte aufkommen, dass seine Frau ihm wieder zusetzte und er ganz und gar keine Lust hatte, nach Hause zu gehen. Verständlich.
In Hörweite bewegte sich ein Mann auf ihn zu, mit einem Rechen in der Hand, der irgendetwas zusammenkehrte, nur keine Blätter oder geschnittenes Gras. Er rechte einfach nur am Boden herum, nur dass niemand außer ihm selbst wusste, was er eigentlich dort tat, nämlich nichts. Die anderen interessierte es nicht. Nun blickte auch Werner zu ihm hin. Der Mann im grünen Overall war ihm gänzlich unbekannt. Werner stützte sein Gesicht auf den Händen ab und blickte zu seinen Füßen. Mit einem Schuh scharrte er in dem Kiesbett vor sich. Der Gärtner kam näher, schob imaginäre Teilchen am Boden zu einem Haufen zusammen.
»Hallo, Werner«, murmelte dieser, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
Werner blickte auf, etwas zu
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