Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
hier ja Sachen auf. Was hat das mit Minister Lohmeyer zu tun?«
»Lohmeyer wollte das verhindern. Er hatte kurz vor seinem Tod Unterlagen von einem russischen Wissenschaftler zugestellt bekommen, die beweisen, dass der Intrakutanchip – davon werden Sie aber gehört haben – als Waffe missbraucht werden kann. Dieser Chip kann die Herzfrequenz so verändern, dass man stirbt. Es ist nicht nur ein beschissener Ortungs-und Datenchip, sondern mit ihm kann man die gesamte Erdbevölkerung wie Pudel an der Leine herumführen. Bargeldloses Bezahlen, vollständiges Aufheben des Bankgeheimnisses, lückenlose Identifizierung und Ortung an jedem Ort der Welt, um nur mal einige der Features zu nennen, die das Ding draufhaben wird.«
»Sie fluchen ziemlich viel. Ist Ihnen das mal aufgefallen? Sie sollten trotz allem eine gewisse Contenance walten lassen, wenn Sie mit mir reden. Ist das klar?«
Martin grunzte am anderen Ende. Nach Contenance stand ihm derzeit nicht der Sinn.
Von Hagenreuther holte tief Luft.
»Also. Woher haben Sie diese etwas, na, formulieren wir es mal gelinde, unwahrscheinlichen Kenntnisse?«
»Weil ich diesen Wissenschaftler in der Tschechei aufgesucht habe. Ich habe den Chip mit eigenen Augen gesehen. Renate Lohmeyer hat mich zu diesem Professor geschickt. Sie hat mir die wissenschaftlichen Dokumente ihres Mannes gegeben.«
»Sie konnten nicht in die Tschechei einreisen. Sie werden gesucht, Pohlmann. Jeder hätte Sie sofort hopsgenommen, wenn ich das mal etwas salopp akzentuieren darf. Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Doch, ich konnte reisen. Ich will es mal so sagen: Ich habe einen anderen Ausweis benutzt … und ich bediene mich zurzeit eines anderen Äußeren. Glauben Sie mir einfach, dass ich dorthin gelangt bin. Mensch, von Hagenreuther. Ich verrate Ihnen hier so viele Sachen am Telefon, weil ich Ihnen vertraue. Sie konnten doch immer auf mich zählen, oder? Ich habe Ihnen die alten Nazis für Ihren Prozess geliefert. Sie sind groß rausgekommen. Warum sollte ich jetzt Mist erzählen?«
»Wenn das stimmt, Kommissar Pohlmann, haben wir einen ziemlich großen Apparat gegen uns. Ihre Beweise müssen absolut stichhaltig sein und unantastbar. Wenn das nur haltlose Anschuldigungen sind, würden Sie nicht nur Ihre Marke verlieren, sondern auch noch in den Knast wandern, das ist Ihnen schon klar.«
»Das ist mir so was von klar, das glauben Sie nicht. Ich kann nur meinen Arsch retten – ’tschuldigung –, ich wollte sagen, meine Haut retten, indem ich Ihnen die wahren Täter liefere und zu denen gehört unter anderem unser von uns allen so geschätzter Chef Reinhard Schöller. Ich kann es nicht ändern, aber ich habe einen Haufen Unterlagen von einem Informanten, mit dessen Hilfe Sie mehr Leute in den Bau bringen können, als Ihnen lieb ist. Das garantiere ich Ihnen. Der Gipfel Ihrer Karriere als Staatsanwalt.«
Von Hagenreuther nahm einen Schluck erkalteten Kaffees. Er hasste kalten Kaffee. Man sah es ihm an.
»Na ja, Mut haben Sie ja. Das muss ich Ihnen ja lassen.«
Von Hagenreuther blickte verstohlen zur Uhr, war sich des Termins durchaus bewusst, doch die Sache klang zugegebenermaßen interessant. Er würde eben zu spät kommen, was sollte es. Wer sollte ihn, einen von Hagenreuther, maßregeln?
»Na schön. Wie soll es funktionieren?«
»Ganz so genau weiß ich das noch nicht. Ich arbeite daran. Am kommenden Wochenende findet das nächste Treffen der Bilderberger statt. Machen Sie sich bitte ein bisschen schlau. Die Jungs sind alles andere als harmlos. Wir müssen das Ding mit Kommissar Hartleib gemeinsam durchziehen. Wenn alles so läuft, wie ich hoffe, dann können Sie Schöller nach dem geplanten Gespräch festnehmen lassen. Ich übergebe Ihnen dann sofort das Band. Er wird sich wehren und alles leugnen, doch wenn Sie ihm die Aufnahme mit seinem Geständnis vor die Nase halten, reicht es für U-Haft. In der Zwischenzeit sichten Sie alle anderen Unterlagen, die ich Ihnen noch zukommen lassen werde. Dann reicht es allemal, wenigstens für Beihilfe.«
»Was ist mit seinem Sohn? Wissen Sie inzwischen, ob es ein Unfall war?«
»Nein, leider noch nicht. Nur so viel: Ein Unfall war es bestimmt nicht, er hatte Chlorwasser in Lunge und Magen, kein Wasser aus der Außenalster. Er ist an einem anderen Ort gestorben und in die Alster verfrachtet worden. So viel steht fest.«
»Gut. Ich muss jetzt wirklich los. Ich überleg es mir. Wie kann ich Sie erreichen?«
»Gar nicht. Ich rufe
Weitere Kostenlose Bücher