Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
Vom Netzwerk:
Lippen, er schmeckte Blut, süßlich und stellenweise rau, bereits verkrustet. Ein Auge ließ sich nicht mehr öffnen, das andere war verklebt und brannte. Er vermutete, dass er schon einige Stunden dort lag, und versuchte, seine unglückliche Position durch Drehen und Strecken zu verbessern. Jeden Moment musste er damit rechnen, abgeholt zu werden. Was immer sie mit ihm vorhatten, diesmal würden sie keine halben Sachen machen. Diesmal würden sie ihn kaltstellen, das war ihm klar. Er mutmaßte, dass sie ihn während der Fahrt aus dem Auto werfen würden, nachdem sie ihn mit Alkohol abgefüllt hätten. Beliebt war auch, Leute, die ihnen im Weg standen, zu ertränken. Alle Methoden waren willkommen, solange sie zum Tod führten. Nur selbst Hand anzulegen, sollte man tunlichst vermeiden. Würgemale und ähnliche Spuren galten als tabu, ein kleiner Einstich, der sich schnell wieder verschloss, war jedoch okay. Dass er verprügelt worden war, stellte bereits eine Ausnahme dar und ließ sich nur mit der Wut des einen und mit dem Hass des anderen erklären. Emotionale, unprofessionelle Ausbrüche.
    Dutroit wälzte sich benommen auf dem Fliesenboden, alle Knochen im Leib taten ihm weh. Soll so mein Ende aussehen ?, dachte er. Scheiße, du bist ein Idiot, lässt dich auf eine dumme Schlampe ein, die sich erwischen lässt . Die Chancen zu überleben standen diesmal schlecht für ihn. Und doch, solange er am Leben war, gab es immer Hoffnung. Von ferne hörte er Schritte, die näher kamen. Schuhabsätze hallten auf dem kalten Boden. Er legte sich in die Position zurück, aus der er erwacht war, und schloss die Augen. Die Atmung flach und kaum hörbar, empfing er seine skrupellosen Killer. Er machte sich schwer wie ein Toter, der keinen Widerstand gegen seinen Abtransport leistete. Den Kopf ließ er zur Seite kippen.
    Zwei Männer hoben ihn auf. Den einen erkannte er: es war der schwarzhaarige, Carlos, der von diabolischem Ehrgeiz getrieben wurde, eine runde Zahl an Getöteten vorweisen zu können. Er erkannte ihn zuerst an seinem Geruch, diesem widerlich süßen Rasierwasser, gleich danach an seiner disharmonischen Stimme, die nicht für einen Satz lang die Tonlage halten konnte, gepaart mit südländischem Akzent. Der andere war einer der Handlanger, den Carlos herumschubsen durfte. Vor dem er nicht kuschen musste, bei dem er den großen Macker spielen konnte. Zu Dutroits Linken und Rechten hakten sie sich unter seine Achseln und schleiften ihn zum Hinterausgang heraus. Vor der Tür parkte bereits ein schwarzer Porsche Cayenne mit geöffneter Heckklappe. Ein weiteres Meeting war in vollem Gang, sodass nicht davon ausgegangen werden konnte, dass einer der Teilnehmer auf dem Grundstück herumschleichen würde. Sie warfen Dutroit in den Kofferraum, der Kopf stieß an der Seite an. Keinen Laut gab er von sich. Sie stopften die Beine hinein und schlossen die Klappe.
    Die Route zur Brücke war sehr einfach. Sie mussten die Elbchaussee Richtung Innenstadt fahren, um an ihr Ziel zu gelangen. Der schnellste Weg führte sie durch den Elbtunnel. Dutroit lag im Dunkel des Kofferraums und verfolgte die Fahrt mit dem Rest der Aufmerksamkeit, zu der er noch in der Lage war. Aus dem fahrenden Auto würden sie ihn schon mal nicht werfen, dafür hätte er im Fond sitzen müssen. Sie planten etwas anderes. Er hörte, wie die Reifen über den Asphalt surrten, wie die Stoßdämpfer die Unebenheiten des Kopfsteinpflasters schluckten, die Gespräche der Killer an den Wänden der Elbtunnelröhre widerhallten und an sein Ohr drangen. Von einer Brücke war die Rede. Er hatte es befürchtet, sie wollten ihn ertränken; ihn von einer hohen Brücke schmeißen. Ein Sturz, den man auch dann nicht überlebte, wenn man keine lähmenden Narkotika in den Adern hatte und keine Fußfesseln trug, weder physische noch elektronische.
    Sie verließen den Elbtunnel. Dutroit wusste, wo sie sich befanden. Nun würden sie den Wagen verlangsamen und in Hamburg Waltershof auf die Finkenwerderstraße abbiegen. Von hier aus waren sie nur noch die Satzlänge eines belanglosen Gespräches von der Köhlbrandbrücke entfernt. Die schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bestätigen. Würden sie ihn tatsächlich dort hinunterwerfen, könnte er der Welt, der virtuellen und der realen, Adieu sagen.
    Der Wagen glitt in eine langgezogene Linkskurve und verlangsamte sein Tempo. Mit einem Stau war weder in dieser düsteren Gegend noch zu dieser Zeit zu rechnen. Über die

Weitere Kostenlose Bücher