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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Seite an, ging in die Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Zurück im Wohnzimmer, nahm er ihr gegenüber Platz, starrte sie an und nippte an dem schwarzen Gebräu.
    »Du hast doch mal erwähnt, dass dein Vater beim französischen Widerstand war, oder? Wie war das noch mal? Erzähl doch mal .«
    Catherine hielt in ihrer Bügelei inne und zog die Stirn kraus. »Was? Jetzt?«
    Martin hob mit unschuldiger Miene, so als wäre seine Frage eher beiläufig, die Schultern.
    »Interessiert mich halt.«
    »Das hab ich dir schon alles erzählt. Die Résistance. Was soll das?«
    »Stimmt das wirklich, dass dein Vater derjenige gewesen ist, der das Lothringer Kreuz als …«, Martin suchte nach Worten, »als Anti-Hakenkreuz vorgeschlagen hat?«
    Catherine stellte das Bügeleisen ab und stemmte die Hände in die Hüften. »Was ist los? Wieso stellst du mir ausgerechnet jetzt solche Fragen? Spinnst du ein bisschen oder was?«
    »Ach, nichts. Ist schon gut. Ich wollte nur nett sein. Ein ungezwungenes Gespräch nach diesem Bericht im Fernsehen.«
    »Das klang gerade alles andere als ungezwungen.« Sie schüttelte den Kopf, trat um das Bügelbrett herum und nahm den Stapel frischer Wäsche mit ins Schlafzimmer. Martin biss sich auf die Lippe. Wie konnte er es tatsächlich wagen, ihr zu misstrauen und auf die bescheuerten, zweifelproduzierenden Fragen von Jerome einzugehen? Er rieb sich das Ohrläppchen, zwirbelte den Bart, nichts half. Er schielte auf seine Uhr. Noch eine Stunde bis acht.
    »Ich muss gleich noch mal weg!«, rief er ihr nach. Sie erschien im Türrahmen.
    »Wohin? Ich dachte, wir machen es uns gemütlich. Ich wollte lecker kochen.«
    »Werner hat mich angerufen. Er … er braucht mal wieder einen Beichtvater. Eheprobleme, nehme ich an.« Martin errötete leicht, verbarg es aber, indem er aufstand und sich ans Fenster stellte.
    »Stimmt das auch? Es hat nichts mit diesem Typen von vorhin zu tun, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht. Ich werde Werner das Ding geben, dann bin ich den Fall wieder los.«
    Sie trat dicht an seinen Rücken heran und umarmte ihn von hinten. Sie schmiegte ihre Wange an seine Schultern.
    »Du würdest mich doch nie anlügen, oder?«
    »Bestimmt nicht, Schatz.« Martin strich über ihre warmen Hände vor seinem Bauch und schloss die Augen. Wie tief war er gesunken? Er hasste sich für sein Verhalten ihr gegenüber. Nur was, wenn es nötig war? Was, wenn sie nicht nur einfach Catherine Bouchet war, sondern darüber hinaus …? Ja, was eigentlich? Es war doch noch gar nichts bewiesen. Nur eine plumpe Andeutung eines völlig fremden Mannes, der einen falschen Namen benutzte. Vielleicht war es sein richtiger Name, er behauptete nur, einen Decknamen zu benutzen? Ein Franzose? Ein ehemaliger Freund von Catherine? Ein Geliebter vielleicht?
    Er schob ihre Hände zur Seite und befreite sich aus einer ihm plötzlich unangenehmen Nähe. Noch 45 Minuten. Er wusste, dass er nur zehn Minuten zu Fuß brauchen würde, doch er hielt es in der Enge der Wohnung nicht mehr aus. Wie viele Augen aus den gegenüberliegenden Häusern mochten in diesem Augenblick auf ihn gerichtet sein? Gab es Wanzen in der Wohnung, die jedes Wort, ja, jedes Geräusch, unter anderem aus dem Schlafzimmer, übertrugen? Kameras, lautlos und unsichtbar?
    Er ging zur Garderobe und nahm die Sportmütze vom Haken, setzte sie auf und zog sie tief ins Gesicht. Eigenartig. Vor wem wollte er sich darunter verbergen? Machte es überhaupt Sinn, sich zu verbergen? Wusste man nicht eh schon um jeden seiner Schritte Bescheid? Hatte Jerome ihm nicht gesagt, auch er würde verfolgt werden?
    Catherine sah ihm nach. Ahnte sie etwas? So etwas wie weibliche Intuition?
    Ohne sich zu ihr umzudrehen, sagte Martin noch: »Ich bin bald zurück. Wahrscheinlich geht’s schneller als sonst.«

    *

    Jerome betrachtete das Telefon mit Genugtuung. Er grinste innerlich. Sein Fisch hatte angebissen. Darüber bestand kein Zweifel, selbst wenn der Fisch selbst es noch nicht wusste. Das wussten seine Fische nie, nicht mal, wenn es zu spät war, sie schon am Haken hängend nach Luft rangen. Schöller und Pohlmann waren schon zu lange in seinem Visier, auf der Liste seiner Spielkameraden, als sie wieder zurück ins Wasser werfen zu können. Jerome schmunzelte bei diesem Gedankenspiel. Nun ja, Schöller war tatsächlich baden gegangen.
    Jerome ließ einen Kugelschreiber geschickt durch die Finger rollen und verfolgte seinen Lauf, als er auf die Tischplatte polterte. Seine

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