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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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schaukeln. Vielleicht zehn-bis fünfzehn Meter unter ihnen tat sich der schwarze Elbschlund auf. Wenn das Opfer nicht ertrinken würde, bekäme er mit Sicherheit in dieser Brühe den Rest des Giftes, das sie ihm nicht injiziert hatten. So oder so würde man ihn am nächsten Tag tot auffinden. Die Köhlbrandbrücke war nicht weit und die Blessuren des Toten, Schläge und Tritte, würde man mit dem Aufprall erklären.
    Es klatschte in der Tiefe. Ein irritierendes Geräusch durchbrach die Stille. Die Männer sahen sich um. Niemand war zu sehen. Die Strömung erfasste den Körper und nahm ihn mit sich mit. Zufrieden sahen Carlos und sein Gehilfe dem menschlichen Treibgut eine Weile nach. Mit Mühe erkannten sie ihn in der Schwärze der Nacht, das Gesicht dem Grund der Elbe zugewandt. Kurze Zeit später konnten sie ihn hinter einem Brückenpfeiler nicht mehr ausmachen.
    Carlos rieb sich die Hände, als wolle er sich von dem Schmutz trennen, der ihm anhaftete. Er nickte und grinste. Zwanzig Menschen waren durch ihn zu Tode gekommen. Für Carlos ein Grund zum Feiern.

    *

    Benommen und der Bewusstlosigkeit nahe, trieb Dutroit den Elbseitenkanal stromabwärts. Er fühlte keine Schmerzen, das Mittel, das man ihm injiziert hatte, wirkte, wenn auch nur deutlich reduzierter, als seine Killer es sich gewünscht hatten. Seine Sinne waren benebelt und die Muskeln wollten ihm nicht gehorchen. Dennoch wurde er gewahr, dass er lebte. Allem zum Trotz war er noch am Leben. Er hielt es für ein Wunder, eine Art Vorsehung, die Bestätigung seiner Berufung durch eine höhere Macht. Nein, er sollte nicht sterben. Noch nicht. Er sollte derjenige sein, der der Welt die Wahrheit verkündete. Sie von dieser unheiligen Schattenmacht befreite, die die Menschheit in Sklaverei unterjochen wollte.
    Dutroit hielt den Kopf zur rechten Seite gewandt und schaffte es, ruhig und beständig Luft zu holen. Es drang Elbwasser in seinen Magen und in die Lungen. Er hustete, in den Wogen des schwarzen Flusses treibend, doch er überlebte. Es war ihm, wie so oft in seinem bisherigen Leben, gelungen, seine Verfolger zu täuschen. Selbst wenn seine Maskerade aufgeflogen war, seine Schauspielkunst hatte ihm den Arsch gerettet.
    Es war ihm nicht möglich, kraftvoll zu schwimmen, da die Arme schlaff auf der Wasseroberfläche trieben. Nur leichte Beinbewegungen ermöglichten ihm, nicht zu versinken. Die Gedanken indes wurden in der Kälte dieser Brühe zunehmend klarer. Er lebte, doch was war mit Annette? Er hatte sie da mit reingezogen, sie regelrecht rekrutiert und mit Halbwahrheiten und Belohnungsanreizen gefüttert, die sie gefügig machten. Wie er die Sache einschätzte, hatte man ihr dasselbe Gift injiziert wie ihm. Den Cocktail.
    Etwas, das Lähmungen verursachte, infolge derer man, zunächst noch bei klarem Verstand, vergewaltigt werden könnte, ohne auch nur mit einer Fingerkuppe etwas dagegen unternehmen zu können. Nach einiger Zeit erstickte man, weil auch die Atemhilfsmuskulatur nicht mehr gehorchte. Dies funktionierte jedoch nur bei intravenöser Gabe des Mittels und auch nur dann, wenn es ausreichend hoch dosiert war. Bekam man es in einen Muskel gespritzt, unter die Haut oder versehentlich in das Gewebe hinter der Vene, setzte die Wirkung verzögert und unzuverlässig ein. Ein großer Teil der Substanz wurde dann resorbiert, bevor das zentrale Nervensystem davon erfasst wurde. Carlos war ein lausiger Angeber. Nie fand er die Vene beim Spritzen. Stattdessen hinterließ er riesige Hämatome, die den Pathologen ins Auge stachen, noch bevor sie ihre Brille aufsetzten. Ein unbeabsichtigtes Markenzeichen, das er wie eine Tätowierung zurückließ. Dutroit hoffte, dass Carlos bei Annette ähnlich schlecht getroffen hatte. Im Rausch der ihm injizierten Substanzen trieben Bilder an Annette in seinen Sinn. Er erinnerte sich an ihre feine Haut, die sich über die schlanken Arme spannte. Die zarten Härchen auf ihrer Oberseite, die sich aufstellten, wenn er sie zart berührte und streichelte. Im Moment konnte er nichts für sie tun, doch Dutroit nahm sich vor, falls er das Ganze überleben sollte, Rache zu üben.

    *

    Am frühen Morgen schwappte Dutroits Körper an das Elbufer. Er war so weit getrieben, dass er fast in der Nähe jenes Hotels angespült wurde, in dem die Bilderberger ihre profitablen Pläne schmiedeten. Pläne, wie sie die Welt den Abgrund hinabstürzen und das Schlachtfeld als Gewinner verlassen könnten. Nun kamen die Schmerzen zurück. Die

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