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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Journalismus studiert.« Martins Augenlider verengten sich. »Sagt er jedenfalls.«
    »Die Typen, die sich überall unbeliebt machen und häufig von den Bienchen gestochen werden, in deren Nestern sie herumwühlen.«
    Martin lachte unbeschwert.
    »Dann brauch ich mir wenigstens die Finger nicht mehr zu verbrennen. Er muss auch beweisen können, was er mir erzählt, sonst lass ich den Kerl wieder fallen. Trotzdem, das hat mich schon beeindruckt, was er erzählt hat und was für technische Möglichkeiten der hat.«
    »Willst du dich allein mit ihm treffen?«
    »Klar. Willst du mitkommen, Mami?«
    »Sei nicht so bescheuert. Du weißt, was ich meine.«
    Martin winkte unbekümmert ab. »Ist doch alles öffentlich. So wie hier. In einer Kneipe.«
    Werner nickte. Zu neunzig Prozent kopflastig, meldeten sich die zehn Prozent Bauchgefühl viel zu laut für seinen Geschmack.
    »Sei vorsichtig. Und bevor du irgendwelche Schlüsse ziehst und die Sache an die große Glocke hängst, zeig es mir vorher. So, jetzt muss ich los.«
    »Was ist mit meiner Bude? Das Angebot steht noch.« Martin fuchtelte mit dem Finger über dem nicht abgedeckten Tisch herum. »Und das hier geht auf meine Kappe.«
    Werner stand vom Tisch auf, wankte leicht und griff nach seinem Sakko.
    »Danke, ich überleg es mir mit der Wohnung.«
    Martin blieb noch eine Weile sitzen und dachte über den bisherigen Verlauf des Abends nach. Werner tat ihm leid. Er, der Vorzeigeehemann, stand kurz vor dem Aus seiner Ehe. Und er hatte ihm seine Wohnung als vorübergehende Bleibe angeboten und würde damit noch die Trennung fördern. Er schüttelte den Kopf. Wie so oft war ihm eine unbedachte Bemerkung rausgerutscht, die er nun bedauerte.

Kapitel 20
    Juni 2011, Hamburg

    Mit kräftigen Zügen durchpflügte Reinhard Schöller das auf 24 Grad erwärmte Wasser im Keller seines Hauses. Er kraulte, durchtrainiert noch mit vierundsechzig, die fünfzehn Meter lange Bahn in beachtlicher Zeit. Sprudelnde Schaumbläschen tanzten auf der schwappenden Oberfläche und gaukelten die Illusion von Normalität vor. Blaue Kacheln schimmerten verzerrt im Schein der sechs Halogenleuchten, ein Plastikpapagei auf einer Schaukel, an der Decke befestigt, betrachtete die Szene ungerührt. In einer Ecke des Beckens schnappte die Klappe der Chlorierungsanlage wie ein hungriger Karpfen auf und zu, getrieben von den Wellen, die Schöller ihr zuspielte.
    Reinhard machte eine Wende und nahm die letzte seiner sechzig Bahnen. Mäßig schnaufend, verharrte er einen Augenblick am Beckenrand, hielt inne, dachte kurz nach und kletterte die Stufen der Alu-Leiter hoch. Fröstelnd griff er nach einem Handtuch. Der kahle Kopf war schnell getrocknet, auch der Rest des schlanken, gebräunten Körpers. Danach zog er die Badehose aus und legte sich unter seine Sonnenbank.
    Während der fünfzehn Minuten, die er dort ruhte, meldeten sich hässliche Schuldzuweisungen. Er steckte in der Klemme. Er suchte nach Lösungen. Erstmalig in seinem Leben schützten ihn weder seine Position, seine Beziehungen, seine Verschlagenheit noch sein Geld und seine Raffgier. Der Preis, den er gezahlt hatte, war entschieden zu hoch gewesen. Dennoch – das Spiel war noch nicht vorbei, leider. Das Leben seines Sohnes hatte ein unschönes Ende gefunden und möglicherweise würde auch er selbst bald neben ihm liegen. Waren seine Freunde noch seine Freunde oder schon seine Feinde?
    In Wellen aufsteigende Übelkeit schwappte hoch. Wärmende UV-Strahlen konnten nicht die Kälte besiegen, die in ihm aufstieg. Gefangen zwischen den blauen, spinnenfingrigen Röhren, sah er den toten Körper seines Sohnes vor sich aufblitzen. Bläulich auch die Leiche, mit gelblich-grünem Schatten und Streifen, gemalt vom Tod persönlich auf makabrer Leinwand, dem Betrachter verhüllt mit grellen Nike-Klamotten, die nicht mal ihm selbst gehörten. Nur die Schnecken hatten Gefallen gefunden an Klaus, sie störten sich nicht an pietätlosen Motiven, kannten den Begriff Leichenschändung nicht.
    Reinhard öffnete die Augen und drückte den Deckel der Sonnenbank mit Wucht empor. Einer Flucht gleich, schälte er sich aus den Klauen der muschelartigen Schalen heraus, nahm das benutzte Handtuch und drückte es vor das Gesicht. Schwärze umgab ihn, äußerlich wie innerlich.
    Er duschte, zog sich an und ging nach oben. Das imposante Schwimmbad im Souterrain katapultierte das Eigenheim aus den Siebzigern in den Rang einer feudalen Villa. Es fehlte an nichts außer an

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