Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
jemanden in der magischen Welt alarmieren, falls mein Zustand mit meinen besonderen Fähigkeiten zusammenhing. Tom sah verständnislos drein.
    „Der Typ, dem das Antiquariat in der Lychener gehört?“
    „Lychener Straße 101, ja.“
    Toms Gesicht war voller Fragen. Aber ich hatte keine Kraft, irgendeine davon zu beantworten. Ich spürte, was er dachte: dass Janus und ich zusammen waren.
    „Soll ich ihn nicht lieber holen? Ich meine … Hast du eine Handy-Nummer?“
    Ich schüttelte den Kopf. Tom wirkte jetzt noch verwirrter.
    „Ich soll ihn nicht holen, oder du hast keine Handynummer?“
    „Beides“, flüsterte ich, schaffte es, mich hinzusetzen, hielt eine Weile meinen Kopf, bis der Schwindel nachließ, setzte die Beine auf den Fußboden und stand auf. Es ging. Tom sprang sofort hinzu und hielt mich am Arm fest.
    Ich dachte daran, wie er mich zum Bett getragen haben musste und dass ich davon leider überhaupt nichts mitbekommen hatte. Gleichzeitig wollte ich so schnell wie möglich zu Janus. Warum verdammt hatte ich vorhin nicht gleich bei ihm geklingelt? Es fühlte sich seltsam an, so zu denken, während ich doch gerade bei Tom war, bis eben in seinem Bett gelegen hatte und er seinen Arm um mich legte.
    Ich tat ein paar Schritte. „Es geht. Und, wegen heute Morgen, es tut mir leid. Ich war zu …“ Mehr Worte gingen nicht.
    Tom winkte beschwichtigend ab. „Schon gut. Du hattest doch recht. Du hattest völlig recht.“
    Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Tom schnappte sich seine Jacke, meinen Mantel hatte ich noch an.
    „Ich fahre dich mit dem Lieferwagen. Hab vorhin mit dem Parken Glück gehabt, genau vor der Tür. Schaffst du es wirklich?“
    Ich nickte. Tom schloss die Wohnungstür ab. Dann knickten meine Beine weg. Er fing mich auf und hob mich auf den Arm. Ich wollte mich wehren.
    „Ruhig“, flüsterte er. „Ich will nicht riskieren, dass du mir die Treppen hinunterstürzt.“
    „Charlie …“, sagte ich.
    „Charlie? Du meinst, sie könnte es missverstehen, wenn sie uns so sieht?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist in meiner Wohnung und schläft ihren Rausch aus … Sie …“
    „Psst … okay, ich werde nachher nach ihr sehen.“
    Warum hatte ich plötzlich von Charlie gesprochen? Sie konnte doch allein verschwinden, nachdem sie wieder aufgewacht sein würde. Stattdessen schickte ich Tom zu ihr. Vielleicht, weil mit einem Kater am Morgen oft auch eine ziemliche Krise folgte und ich wollte, dass sie nicht allein war? War ich zu gut oder war ich einfach nur strohdumm?
    Tom trug mich die Treppen hinunter. Seltsamerweise empfand ich gar nichts dabei, sondern hatte immer nur Angst, er würde stolpern und mich fallenlassen. Er hievte mich auf den Beifahrersitz und fuhr los. Die vielen Schwibbögen und Lichterketten in den Fenstern zogen an mir vorbei wie in einem Traum.
    „Ich verstehe nicht, wie du überhaupt in meine Wohnung kommen konntest.“
    „Ich auch nicht …“, flüsterte ich nur.
    Quer über Toms Stirn zeigte sich eine tiefe Furche, aber er fragte nicht weiter. Weil er mich schonen wollte? Oder weil er nicht wusste, wie er mir erklären sollte, was er gesehen hatte?
    „Manchmal kommst du mir wirklich wie ein besonderes Wesen vor. Ich meine, du warst genau in dem Moment plötzlich da, als mir klar wurde, dass mein Lied gar keinen Text hat. Klingt verrückt, ich weiß. Aber es war so. Immer bist du in der Nähe, wenn etwas Wesentliches passiert – oder du sagst genau die richtigen Worte zu mir, zum Beispiel mit deiner Standpauke.“
    Ich hörte zu. All seine Worte klangen zauberhaft, aber vor allem folgerichtig.
    Das hieß, dass es doch nur eins bedeuten konnte: „Und warum sind wir dann nicht einfach zusammen?“, hauchte ich meine Frage.
    Aber Tom verstand sie nicht, weil er gerade einem Fahrradfahrer ohne Licht auswich.
    „Verdammt, die sind echt lebensmüde!“, fluchte er. Dann wandte er sich wieder zu mir.
    „Was hast du gesagt?“
    „Ach nichts, nur, dass mir meine Rolle in deinem Leben gefällt.“
    Ich versuchte ein Lächeln. Tom lächelte zurück. Dann waren wir da.
    „Ich sehe erst mal nach, ob er zu Hause ist.“ Er sprang aus dem Auto und verschwand in der Toreinfahrt. Kurze Zeit später kam er zurück, zusammen mit Janus, und öffnete die Tür. Ich wollte aussteigen, aber ich konnte mich nicht bewegen.
    „Sie ist zu schwach. Du musst sie tragen“, sagte Tom zu Janus.
    Im nächsten Augenblick war es Janus, der mich auf dem Arm trug. Nur dass es sich

Weitere Kostenlose Bücher