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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ihrer schlichten dunkelblauen Gewänder aus feiner Seide.
    „Gut, dann werde ich mich mal umsehen. Die Undinen sind bereits informiert, aber da hier noch keine auf uns wartet, werden sie den Durchgang noch nicht gefunden haben. Vielleicht kannst du inzwischen nach der Katze sehen, ob sie gerade hier ist?“
    „Ja, das mache ich.“
    Sulannia glitt ins Wasser. Einige Schritte, dann tauchte ihr Haarschopf ab und ich sah sie davongleiten und staunte, wie steil es in die Tiefe ging. Ich legte Sulannias Sachen auf eine Holzkiste in einer Nische, wo sie niemand so schnell entdecken konnte, und ging wieder nach oben.
    Abermals zogen die Briefe meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sammelte einen weiteren vom Boden auf. Dieses Einschreiben war an Tom gerichtet und beinhaltete, dass er das zugemauerte Fenster im Seitenflügel auf eigene Kosten zu öffnen habe, da das Haus unter Denkmalschutz stünde und kein Fenster einfach zugemauert werden dürfte.
    Das dritte Einschreiben war An die Mieterin im 1.OG links adressiert, die die Wohnung illegal bewohne und deshalb umgehend zu räumen hätte. Damit konnte nur ich gemeint sein. Wütend knüllte ich das Papier zusammen und wunderte mich sogleich über mich selbst. Ich benahm mich, als wollte mir jemand mein Zuhause wegnehmen.
    Außerdem stand in jedem Einschreiben, dass die Mieterschaft den Dachboden umgehend zu räumen hätte. Ich warf die Briefe wieder auf den Boden und rümpfte die Nase. Der Gestank im Haus war wirklich fürchterlich. Wo kam er nur her?
    Zunächst beschloss ich, an die frische Luft zu gehen und auf dem Hof nachzusehen. Die Mülltonnen dort waren jedenfalls geleert worden. Ich schaute an der Fassade hoch. Alles wirkte wie immer, nur dass das Fenster zu Gretes Zimmer bei der Kälte weit offen stand.
    Sobald Sulannia das Haus wieder verlassen haben würde, würde ich mit Tom sprechen und mich entschuldigen, dass ich nicht zur Party gekommen war. Und ich würde nach Viktor und Emma sehen. Zusammen mit Grete hatte ich mir bereits eine Geschichte überlegt, die ihr Verschwinden erklären sollte.
    Ich ging einmal um die Mülltonnen herum, sah an dem dünnen Baum hinauf, der in der Mitte des Hofes stand, und suchte die Kellerfenster ab. Die Katze war nicht hier. Ich überlegte, mich zu verwandeln, um mir von dem Dach der Remise, deren Rückwand die Begrenzung des Hofes bildete, einen Überblick zu verschaffen und auch auf den Dächern der umliegenden Häuser nachzusehen. Hatte ich so viel Zeit, bis Sulannia wiederkehren würde?
    Die Antwort erübrigte sich, weil ich plötzlich ein piepsiges Miau vernahm. Es kam ganz aus der Nähe. Die Rückwand der Remise bestand aus unverputzten Ziegelsteinen, und erst jetzt sah ich, dass hinter einem kleinen Strauch in der Ecke, wo die Wand an den Seitenflügel grenzte, einige Steine fehlten.
    In der Nische saß ein winziges rotes Kätzchen auf ein paar Lumpen, die irgendjemand mal in die Lücke gestopft haben musste, und sah mich ängstlich aus zwei wasserblauen Augen an. Es mochte fünf oder sechs Wochen alt sein. Hieß das, die Katze besaß ein Junges in der magischen Welt und eines hier? Ein Junges, das ihr folgte, weil es magisch begabt war und eins nicht? Oder war es insgesamt nur eins, das sie immer mitnahm? Dann musste sie jedenfalls in der Nähe sein. Aber von der großen Katze war weit und breit nichts zu sehen. Und sie kam auch nicht, während ihr Junges verzweifelt schrie.
    „Psst“, machte ich. „Ich tu dir nichts.“ Ich versuchte es zu streicheln, aber das Kätzchen zog sich tief in die Nische zurück und war jetzt still. Ich richtete mich wieder auf. Gut, wenn die Katze ein Junges hier hatte, würde es jedenfalls nicht lange dauern, bis sie wieder auftauchte. Ich beschloss, zurück in den Keller zu gehen und nach Sulannia zu schauen.
    Sulannia saß bereits wieder am Ufer. Trocken und unversehrt, als wäre sie gerade aus einem Theatersaal gekommen und nicht aus einem Wasserloch in einem Keller.
    „Nichts“, sagte sie. „Ich bin nicht weit gekommen. Die ersten Meter war es nur ein Tunnel wie hier, ein untergegangener Keller, links und rechts Holztüren zu den Kellerräumen. Alle verschlossen. Dann endete der Keller an einer Wand aus Ziegelsteinen und ich kam nicht weiter.“
    „Aber wie ist Grete dann …? Meinst du, dass es vielleicht doch kein Durchgang ist und sie …“
    „Doch, es ist einer. Das Wasser ist glasklar da unten und es schimmert. Grete ist durch diesen Durchgang gekommen, aber sie erinnert sich

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