Schattenmelodie
verstand nicht recht.
„Lass es mich bitte erklären. Charlie und ich …“
„Du und Charlie …?“, fuhr ich erschrocken dazwischen, während mich ein Blitz der Eifersucht durchfuhr. Eifersucht? Quatsch!
„Wir haben uns an der Uni kennengelernt. Ich war mal ziemlich verliebt in sie. Aber das ist schon eine ganze Weile her.“
Wahrscheinlich konnte man sehen, wie mir alle Gesichtszüge entgleisten. Charlie nahm mir erst Tom weg und jetzt, wo ich mich langsam damit abfand, wurde mir offenbart, dass sie mir Janus auch schon längst weggenommen hatte?
Ich sprang auf und goss mir auch einen Kaffee ein, führte ihn zu den Lippen, aber schüttete ihn dann in den Ausguss. Oh je, wie führte ich mich bloß auf? Was sollte Janus von mir denken? Ich setzte mich wieder und versuchte, möglichst gelassen zu klingen: „Sorry, ihr wart also verliebt.“
„Nein, also, ich in sie, aber sie nicht in mich. Ich denke, sie war am Anfang mal fasziniert, aber sie war nie in mich verliebt. Ich war eher nur ein Experiment für sie.“
„Ein Experiment?“
„Na ja, sie hatte schon immer diesen Flitz, sich mit Phänomenen zu beschäftigen, die nicht ins normale Weltbild passen. Am Anfang hat sie mir geglaubt, dass es all die Dinge gab, von denen ich ihr erzählte.“
„Du hast ihr von der magischen Welt erzählt?“
„Ja, warum nicht? Genau wie du Grete.“
„Aber das ist doch was ganz anderes! Grete hat magische Begabungen.“
„Das stimmt, aber ich hatte bei Charlie das Gefühl, es würde ihr helfen, davon zu wissen.“
„Ihr helfen“, prustete ich verächtlich. „Du warst verknallt. Das ist die einzige vernünftige Erklärung.“
„Wahrscheinlich hast du recht“, lenkte er ein.
„In Charlie verknallt sich wohl jeder“, setzte ich noch drauf, um meinem Unmut Luft zu machen.
„Danke für das Jeder.“ Janus sah mich vieldeutig an.
„Bitte“, antwortete ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Und, wie fand sie die magische Welt so?“, fragte ich flapsig.
„Sie hat mich irgendwann nur noch für einen Spinner gehalten, der gute Zaubertricks drauf hat. Sie war wütend, dass ich sie veralberte. Schließlich war an mir ja nichts beweisbar. Das hat uns entzweit.“
„Wie lange ist das her?“ Ich klang entnervt und gelangweilt. Was war das eigentlich gerade für ein Mist, den Janus mir da auftischte!
„Ungefähr zwei Jahre. Sie hat ihre Abschlussarbeit geschrieben und ich das Antiquariat aufgemacht. Wir hatten kaum noch Kontakt. Aber dann bin ich dir begegnet. Und irgendwie, ich dachte, da sie diese Zusatzausbildung für Psi in London anstrebt, du mit deinen Ätherfähigkeiten könntest die Richtige sein, ihr klar zu machen, dass es nicht um Beweise geht, sondern um einen Glauben. So ein Glaube, der würde ihr guttun.“
„Du liebst sie immer noch …“
„Nein, absolut nicht. Das verstehst du falsch.“
„Wieso, was soll schlimm daran sein, sie noch zu lieben?“ Ich stand auf und warf die Kaffeetassen in die Spüle, sodass es klirrte.
Janus blieb ruhig. „Nichts natürlich, aber ich liebe sie trotzdem nicht mehr.“
Diese Worte taten irgendwie gut, aber meine Wut auf Janus minderten sie nicht. „Du hast mir Charlie also auf den Hals gehetzt, damit sie an mir rumforscht und mich am besten noch in ein Labor schleift?“ Hektisch wischte ich den Tisch ab und versuchte, den Lappen in die Spüle zu werfen, aber er fiel natürlich daneben und landete auf dem Boden.
„Nicht in ein Labor. Natürlich nicht. Ich habe bereits gesagt, warum ich sie zu dir geschickt habe.“
„Damit ich genug zu tun habe, um nicht mehr nach Hause zu kommen. Und weil ich dein Projekt bin.“
„Du bist doch nicht mein Projekt, so ein Blödsinn.“
Ich reagierte darauf nicht und nahm meine Tasche vom Stuhl, die ich schon bereitgestellt hatte.
„Dann ist ja jetzt alles erklärt. Ziehe deinen Soldaten bitte wieder ab. Ich bin nicht für Charlie verantwortlich. Und ich muss los.“
Ich lief zur Tür, drehte mich aber noch mal um. „Tür einfach zuziehen, wenn du gehst. Und falls du noch mehr Lügen auf Lager hast, behalt sie ab jetzt am besten für dich, okay?!“
Janus erhob sich, ging einfach an mir vorbei, öffnete die Tür und trat nach draußen. Dort drehte er sich noch einmal um: „Na, dann viel Spaß bei der Rückentwicklung in einen Engel. Klingt übrigens wie ’ne Diät“, und machte sich auf den Weg in den Wald.
Ich schaute ihm verdattert hinterher. Na toll! So ein … ! Ich suchte nach
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