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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Kälte und Winterlandschaft zu bewegen, ohne die frostigen Nachteile davon zu spüren.
    Während ich die Umgebung und den Hof beobachtete, ob die einäugige Katze auftauchte, fühlte ich mich unendlich traurig und versuchte zu ergründen warum, aber ich kam nicht dahinter. Nein, es war nicht wegen Tom. Ich war wirklich über ihn hinweg. Und es war auch nicht, weil meine Aufgaben in diesem Haus erfüllt schienen. Grete hatte es nach drüben geschafft, Tom würde der Welt ein wunderschönes Lied schenken. Und nun würde ich noch die Katze für Sulannia aufspüren.
    War es vielleicht, weil ich an diesem Haus hing? Ich mochte den Platz hinter dem großen halbrunden Fenster auf dem Dachboden. Aber die Wohnung unten würde ich nicht vermissen. Oder hatte es mit dem magischen Durchgang zu tun? Aber warum sollte man sich an einem magischen Durchgang zuhause fühlen? Der magische Rat würde ihn schließen, und bald würde das Haus in neuem Glanz erstrahlen wie die umliegenden Häuser. Wohlhabende Leute würden einziehen und niemand, den ich kannte, würde mehr hier wohnen.
    Oder war es wegen Janus? Aber was hatte Janus mit dem Haus zu tun? Gar nichts. Und überhaupt. Janus hatte mich zum zweiten Mal mit einer Lüge hingehalten. Auf ihn war ich einfach nur sauer. Sauer, vielleicht war es das! Vielleicht war meine große Traurigkeit nur versteckte Wut. Vielleicht hatte ich das starke Bedürfnis, ihm etwas entgegenzuschleudern.
    Ein Schatten, den ich im Augenwinkel wahrnahm, riss mich aus meinen Gedanken. Die Katze! Sie lief über das Dach der Remise, sprang in den Hof, schlich hinter den Busch und suchte ihr Versteck auf.
    Inzwischen war es längst wieder dunkel geworden. Das düstere Gemäuer des Hauses starrte mit seinen schwarzen Augen ins Nichts. Nur aus Toms Küchenfenster und bei Viktor und Emma drang ein schwacher Schein von Kerzenlicht hinaus in die Dunkelheit. Ich schlich mich leise an das Gebüsch heran. Ein grünes Auge funkelte mich an, als ich mich dem Versteck in der Mauer näherte. Die Katze fauchte.
    „Ganz ruhig. Ich will dir nichts tun.“ Ihr nasses Fell sträubte sich und ich hatte Sorge, dass sie sich mit einem Satz davonmachen würde. Ich verstand nicht, wie sie es in der Kälte aushielt, ohne krank davon zu werden. Es musste mit ihren magischen Fähigkeiten zu tun haben.
    „Ich bin auch von drüben, erinnerst du dich? Wir sind uns an der Quelle begegnet. Du hast noch ein Baby im magischen Wald, nicht wahr?“, redete ich auf sie ein, als könnte sie mich verstehen. Sie lockerte ihre Sprunghaltung und entspannte sich ein wenig, blieb aber wachsam. Das Kleine nuckelte an einer ihrer Zitzen und interessierte sich überhaupt nicht dafür, was um es herum vorging. Es war klar, dass ich mich ihr keinen Zentimeter weiter nähern konnte, ohne dass sie sich wehren würde.
    „Du musst uns nur zeigen, wie du durch den Durchgang gelangst. Das ist wichtig für uns und auch für dich“, flüsterte ich. Dann hatte ich eine Idee. Ich verwandelte mich, um auszuprobieren, wie sie darauf reagierte. Und es funktionierte. Sie starrte mich immer noch an, auch als ich nach menschlichen Maßstäben nicht mehr sichtbar war.
    „Siehst du, ich bin eine von deiner Art.“
    Entspannt legte sich die Katze hin. Ich streckte die Hand nach ihr aus. Sie ließ sich streicheln und fing sogar an zu schnurren. Im unsichtbaren Zustand konnte ich sie nicht greifen und einsperren, bis Sulannia kam. Und wenn ich sichtbar war, würde sie sich nicht greifen lassen. Das war also keine Option.
    „Wir müssen warten, bis Sulannia wieder auftaucht. Ihr musst du den Weg zeigen. Wirst du das tun? Es dauert noch ein bisschen, aber bald wird sie da sein.“
    Ich setzte mich neben das Katzenversteck und schaute zu, wie die Katzenmama ihr kleines Kätzchen putzte. Meine Nähe beunruhigte sie jetzt überhaupt nicht mehr. Der Zustand der Unsichtbarkeit tat auch mir gut, denn dann fror ich nicht. Als ich nach einer Weile wieder sichtbar werden musste, sprang die Katze sofort wieder auf ihre vier Pfoten.
    „Weißt du was, warte hier und ich besorge dir was zu essen.“
    Das war riskant, aber ich hoffte, sie würde noch da sein, wenn ich mich beeilte. Andernfalls, wenn ich ihr nichts zu essen besorgte, würde sie vielleicht auf Mäusejagd gehen, und das musste ich unbedingt vermeiden. Ich entfernte mich und sogleich legte sie sich wieder zu ihrem Jungen.
    Im Spätverkauf um die Ecke erstand ich eine Tüte Trockenfutter und beeilte mich zurückzukehren. Die

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