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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Geräten wieder, von denen eins bizarrer und monströser aussah als das andere. Charlie hatte mich unterwegs immer wieder gefragt, ob ich noch da wäre. Wir waren mit ihrem alten Fiat hierhergefahren.
    Als ich wieder sichtbar wurde, hielt sie sich an einer Stuhllehne fest, und ich registrierte, wie sie die Finger so sehr um das Holz krallte, dass ihre Knöchel ganz weiß wurden.
    „Keine Panik. Ich bin’s nur, Neve. Jetzt habe ich dich beeindruckt, was?“
    „Das hast du“, flüsterte sie. Sie holte tief Luft und ließ die Stuhllehne los. „Nun denn, ich würde gerne ein paar medizinische Untersuchungen vornehmen.“
    Ich seufzte. „Aber Magie und Beweis, das schließt sich doch gegenseitig aus.“
    Charlie schüttelte den Kopf. „Blödsinn, was erklärbar ist, ist irgendwann auch beweisbar.“
    „… glaubt die Wissenschaft.“
    „Pff, die Wissenschaft glaubt nichts.“
    „Oh doch, die Wissenschaft glaubt eine Menge“, begehrte ich auf.
    Charlie stemmte die Hände in die Seiten. „Was soll das werden? Du willst dich nur rausreden. Das kannst du dir sparen und gerne auch gleich gehen.“
    „Nein, es tut mir leid. Ich …“ Mein Kopf lief auf Hochtouren. Eigentlich wollte ich Charlie klar machen, dass sie ihrem Vater nichts beweisen musste, sondern dass es allein um sie ging – darum, was sie glaubte! Aber wenn ich ihr das einfach nur an den Kopf warf, würde das nichts nützen. Es wäre das Gleiche, als sagte man einem Esssüchtigen: Hör doch einfach auf, zu viel zu essen! Nein, sie musste erfahren, dass sich Magie nicht beweisen ließ. Sie musste es erfahren , es gab keinen anderen Weg.
    Ich sah mich in der großen Halle um. Vielleicht fand sich die Möglichkeit einer Testreihe, die mir nicht gefährlich werden konnte, sie aber trotzdem zufriedenstellte.
    Mir fiel auf, dass wir ganz allein waren. „Warum ist hier heute niemand?“
    Charlie ging auf einen abgetrennten Raum zu und begann einen Schlüssel an ihrem großen Schlüsselbund zu suchen.
    „Es sind Feiertage. Wie es aussieht, haben wir Glück. Also, für eine richtige Beweisführung brauche ich natürlich einen Assistenten, der den Versuch bezeugen kann. Aber fürs Erste …“
    „Einen Assistenten?“
    „Ja, natürlich.“
    Charlie fand den passenden Schlüssel, schloss den Raum auf und schaltete drinnen das Licht an. Ich warf einen Blick hinein. Dort stand ein riesiges viereckiges Gerät mit einer runden Öffnung und einer Liege davor.
    „Charlie?“
    Charlie wandte sich um.
    „Du weißt, dass du mich damit zu einem Versuchskaninchen der Wissenschaft machst. Du weißt, dass ich wahrscheinlich leiden werde. Du weißt …“
    „Quatsch, du wirst doch nicht leiden“, widersprach sie.
    „Charlie. Wenn es stimmt, dass ich aus einer anderen Welt bin, einer Welt, die dem Großteil der Menschheit nicht bekannt ist, und das herauskommt, dann werde ich leiden.“
    Jetzt sah mir Charlie zum ersten Mal wieder in die Augen. Ihre Lippen zitterten leicht. „Das stimmt, aber das kann doch nicht … sein. Das wäre doch …“
    „Aber wenn es so ist … Ich meine, deswegen sind wir doch hier! Deswegen willst du in die Psi-Forschung gehen. Deswegen …“
    Charlie machte eine wegwerfende Geste, als könnte sie diesen Was-wäre-wenn-Dialog nicht ertragen. Hatte sie wirklich niemals so weit gedacht, wollte sie so weit einfach nicht denken?
    „Ich weiß nicht. Vielleicht will ich eher beweisen, dass du mich veralberst.“
    „Ich veralbere dich nicht.“
    Sie ging in den Raum und zeigte auf das Gerät. Ich folgte ihr.
    „Gut, dann möchte ich zuerst ein MRT von dir anfertigen. Warst du schon mal in so einer Röhre?“
    „Nein! Auf keinen Fall ein MRT. MRT ist unmöglich. Es erzeugt zu starke Magnetfelder. Davon werden Menschen mit Äthermagie unsichtbar und dann nie wieder sichtbar.“
    Charlie musste lachen, ging in den mit Glaswänden abgetrennten Raum neben dem Gerät, wo sich zwei Bildschirme befanden und knipste das Licht an.
    „Das ist kein Witz.“ Ich verließ den Raum wieder. Charlie kam hinterher.
    „Dann sag mir, warum du überhaupt mitgekommen bist.“
    „Weil … Ich dachte … Können wir nicht etwas anderes versuchen? Etwas ohne Magnetismus?“
    „Gut, meinetwegen. Wie wäre es mit einem CT? Das ist allerdings auch eine Röhre.“ Charlie klang ironisch. Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte Angst vor der Enge in so einem Gerät.
    Ein CT funktionierte mit Röntgenstrahlen. Ich kramte in meinem Gedächtnis. Hatte ich schon

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