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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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einmal gehört, dass sie für magisch Begabte gefährlich werden konnten? Ich konnte mich nicht daran erinnern, aber ich war auch nicht sicher. Grundsätzlich wurden wir in unserer Ausbildung angewiesen, uns nur von magisch begabten Ärzten behandeln zu lassen.
     
    „Ich weiß nicht, ob es gefährlich ist“, sagte ich wahrheitsgemäß.
    „Du brauchst keine Angst vor der Röhre haben. Ich schiebe dich erst mal nur vom Kopf bis zum Oberkörper hinein.“
    Charlie ging zu einer weiteren Tür, die sich am Rand der Halle fand, und schloss sie auf. Ich folgte ihr, in dem Raum stand ein Gerät, das ganz ähnlich aussah wie das erste.
    „Und, keine Sorge, ich habe bereits eine Zusatzausbildung in Radiologie, habe ich im Abschlussjahr nebenher gemacht.“
    „Nein, ich meine …“
    „Dass es für dich gefährlich sein könnte?“
    „Genau.“
    „Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären. Das hat Janus auch behauptet: Ich könne ihn nicht untersuchen, denn das wäre alles gefährlich für ihn!“
    „Warum reicht es dir nicht, dass ich einfach so vor dir verschwinden und wieder auftauchen kann?“
    Ihre Augenlider zuckten ein wenig. Wahrscheinlich, weil sie sich nun doch wieder daran erinnerte, dass ich sie an die Grenzen ihrer mentalen Rationalität gebracht hatte.
    Sie knetete ihre Hände und seufzte. „Weißt du Neve, ich glaube dir ja schon. Irgendwie. Aber … ich brauch etwas in der Hand. Aufzeichnungen von deinem Inneren, dass es anders ist als bei anderen Menschen. Irgendwas.“
    „Okay. Lass es uns versuchen.“
    Jetzt atmete ich auch tief durch und fixierte die Liege, mit der Charlie mich in die Öffnung des großen quadratischen Gerätes schieben wollte. Sie ging in den Nebenraum und fuhr den Computer hoch. Ich sah, wie die Bildschirme flimmerten.
    „Hör zu, Charlie. Ich lege mich da drauf. Aber ich sage dir vorher, dass du nichts beweisen können wirst. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder das Gerät wird dir keine bahnbrechenden Bilder eines Körpers zeigen können, der nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Oder das Gerät vermag es, aber dann wird mein Körper es zu verhindern versuchen und dagegen rebellieren. Wie auch immer, du musst mir zwei Dinge versprechen.“
    Charlie kam aus dem Nebenraum und bereitete die Liege vor.
    „Charlie?“
    Sie hielt inne und sah mich ein wenig ungeduldig an. „Ja, ich höre dir zu.“
    „Erstens, erhöhe die Strahlung bitte ganz, ganz langsam. Viel langsamer als normal.“
    „Okay, das ist machbar. Und zweitens?“
    „Wenn irgendetwas Ungewöhnliches passiert mit mir, du die Kontrolle verlierst, dann bitte ich dich um eins: Ruf keinen Arzt, sondern rufe Janus. Hörst du? Nur Janus weiß dann, was zu tun ist.“
    Charlie zog die Augenbrauchen zusammen, als hörte sie einer Verrückten zu.
    „Keinen Arzt, sondern Janus“, wiederholte sie.
    „Genau, das ist wichtig!“
    „Neve?“
    „Ja?“
    „Du und Janus, seid ihr … ein Paar?“
    „Was? Nein, um Himmels willen, wie kommst du denn darauf?“
    „Na, weil … Ich meine, er soll kommen, wenn … Hey, Neve, da passiert nichts. Es sind nur Röntgenstrahlen. Eine völlig harmlose Untersuchung, die tut nicht mal weh.“ Charlie betätigte einige Knöpfe an dem Gerät.
    „Versprich es mir“, beharrte ich.
    Sie wies mit der Hand auf die Liege, damit ich dort Platz nähme.
    „Versprich es mir“, forderte ich noch einmal.
    „Okay, ich verspreche es.“
    Ich legte mich auf die Liege. Charlie zog einen weißen Kittel über. Sie sah darin sehr professionell aus.
    Ich spürte, wie mein Herz immer schneller schlug. Immer schneller. Und noch schneller. Was tat ich da? Ich stand völlig neben mir und fühlte mich gleichzeitig noch nie so sehr bei mir selbst, wie in diesem Moment.
    „Ich gehe jetzt in den Nebenraum. Die Liege wird sich gleich ein Stück in das Gerät hineinbewegen. Dann wirst du ein summendes Geräusch hören. Das ist die Röntgenröhre, die dich umkreist.“
    „Okay“, murmelte ich.
    Ich spürte, wie sich die Liege in Bewegung setzte und schloss die Augen. Dann begann das Summen. Und dann ging alles ganz schnell. Das Summen wurde immer lauter und lauter und lauter. Plötzlich war es mehr ein Singen, als wenn ein großer Chor sang, und zwar die Melodie der Blüten im Wald. Als Nächstes spielte ein ganzes Orchester, jetzt nicht den Blütentanz im Wald, sondern Toms Schattenmelodie. Die Musik schwoll an bis sie nur noch ein unerträgliches Brüllen war. Ein Feuerwerk explodierte

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