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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Kim.
    „Allerdings dann wohl unter falschem Namen.“ Marco blätterte noch einmal durch den Pass.
    „Es ist seltsam, dass wir beim letzten Mal keine magischen Fähigkeiten an ihm feststellen konnten“, bemerkte Sulannia.
    Während sie das sagte, fiel mir plötzlich etwas ein. Der Tick! Das Zwinkern! Haruto Tanaka lag da und starrte zu den Kristallen hinauf an die Decke. Nicht ein einziges Mal hatte er bis jetzt gezwinkert. Ich wusste die Antwort und sprang auf.
    „Weil er nicht der Mann ist, der das Haus am Wetterplatz gekauft hat!“ Alle Augen des Rates richteten sich fragend auf mich. „Das ist nicht der Mann“, wiederholte ich. „Er sieht ihm ähnlich, ja. Sehr ähnlich sogar. Aber er zwinkert nicht.“
    „Erklär das genauer“, sagte Jolly mit gewohnter Schroffheit.
    „Der Mann, der das Haus gekauft hat, zwinkert ständig mit den Augen. Er hat einen Tick. Es ist eindeutig.“
    Ich sah zu dem am Boden liegenden Gefangenen hinüber. Wie zur Bestätigung schloss er die Augen.
    „Bist du dir sicher?“, fragte Jolly und seine schwarzen Augen schienen mich durchbohren zu wollen.
    Ich nickte. „Ja.“
    „Wahrscheinlich gehört dem zweiten Mann dieser Pass“, sagte Marco.
    „Vielleicht sollten wir zuerst mit dem echten Haruto Tanaka reden“, schlug Ranja vor.
    „Dafür rennt uns die Zeit davon“, antwortete Jolly. „Wir haben das Einverständnis aus Tokio für die Löschung von Kouki Tato. Und wir wissen, dass es keinen anderen Weg gibt. Jede Minute, die wir verlieren, vergrößert die Gefahr für unsere magische Blase.“
    Jolly holte ein Kästchen aus einer kleinen schwarzen Tasche, die er wie einen Gürtel um seine Hüfte trug, und öffnete es. Ich erschauerte, als die Spritze zum Vorschein kam. Er nahm sie heraus, setzte eine kleine Ampulle auf die Kanüle und zog aus einem schwarz schimmernden Fläschchen eine Flüssigkeit auf. Zum ersten Mal würde ich Zeugin einer Löschung werden.
    Ich sah, wie ein Beben durch Tanakas Körper ging. Ich zitterte ebenfalls. Janus drückte meine Hand und Kira strich mir über die Schulter.
    „Möchten Sie von der Möglichkeit Gebrauch machen, einem nahen Angehörigen eine Botschaft zu hinterlassen?“, fragte Ranja.
    Der Japaner verzog keine Miene.
    Als Jolly sich jedoch mit der Spritze dem Arm von Kouki Tato näherte, drehte der sich überraschend flink weg. Sofort waren alle zur Stelle und hielten ihn fest. Ranja verstärkte die Feuerfesseln.
    In das maskenhafte Gesicht von Kouki Tato kam jetzt Leben. Verzweiflung stand in seinen Augen. Seine Lippen zitterten.
    „Haruto-san ist wie ein Bruder für mich. Informieren Sie ihn. Er wird sich um mich kümmern.“
    „Weiß er von der magischen Welt?“, fragte Jolly.
    Kouki Tato schüttelte nur den Kopf, schloss die Augen und rührte sich nicht mehr. Er ergab sich seinem Schicksal.
    Warum hatte er versucht, eine neue magische Blase zu schaffen? Was waren seine Beweggründe? Hatte er den Wasserdurchgang geschaffen oder nicht? Unzählige Fragen kreisten durch meinen Kopf, während Jolly die Spritze ansetzte, mit der Substanz, deren Zusammensetzung nur der Rat kannte. Ich wandte mich ab und spürte, wie Janus erneut meine Hand drückte.
     
    Erst war es ganz still. Dann vernahm ich ein leises Surren, das stetig anschwoll. Vorsichtig blinzelte ich. Kouki Tato lag auf dem felsigen Boden, als wenn er bewusstlos wäre. Wahrscheinlich war er das auch. Das Surren kam jedoch nicht von ihm, sondern es kam von den Wänden.
    Alle schauten sich um. Genau wie im Reisetunnel begannen sie sich langsam aufzulösen und zerrissen wie alte Tapeten. Sonnenlicht schimmerte hindurch und rote Äste ragten herein, an denen die Fetzen hängenblieben.
    „Es funktioniert. Tatos gigantischer Lieblingsort löst sich auf“, hörte ich Ranja.
    Kira erhob sich und half mir auf die Beine. Janus nahm mich in den Arm. Als die erste Blüte auf meinem Handgelenk landete, wusste ich, wir würden uns gleich im magischen Wald wiederfinden. Die letzten Fetzen der unterirdischen Grotte flatterten davon wie Papier. Das Wasser der Grotte zog sich zurück in den sandfarbenen Stein, der lautlos in sich zusammenfiel.
    Übrig blieb schwarzes Felsgestein, aus dem eine Quelle zu sprudeln begann. Ich erkannte die Quelle auf der Lichtung wieder, an der ich Grete gefunden hatte.
    Janus drückte mich fest an sich. „Sieht ganz so aus, als hätten wir noch einmal Glück gehabt.“
    Sulannia bewegte sich auf die Quelle zu. „Ich werde nachsehen, ob der Durchgang

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