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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Jennifer Calvino, damals verlobt mit John Heineman, ein Kind zur Welt gebracht hatte: Jacob. Es war nicht bekannt, ob sie einen Ultraschall oder irgendwelche anderen Tests hatte machen lassen, nur dass sie das Kind ausgetragen hatte.
    Heineman, der sich mit seinen damals sechsundzwanzig Jahren bereits einen Namen als Physiker gemacht hatte, war über die Schwangerschaft nicht besonders glücklich gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, dadurch in der Falle zu sitzen. Nachdem er Jacob zum ersten Mal gesehen hatte, leugnete er die Vaterschaft, zog seinen Heiratsantrag zurück, verbannte Jennifer Calvino aus seinem Leben und kümmerte sich in der Folge nicht mehr um sie als um einen belanglosen Tumor, den man ihm aus der Haut geschnitten hatte.
    Obwohl er schon zu dieser Zeit ziemlich wohlhabend war, verlangte Jennifer Calvino keinen Cent von ihm. Er hatte derart feindselig auf seinen behinderten Sohn reagiert, dass sie der Meinung
war, Jacob werde glücklicher und sicherer sein, wenn er keinen Kontakt mit seinem Vater hatte.
    Mutter und Sohn hatten kein leichtes Leben, aber sie kümmerte sich so liebevoll um ihn, dass er aufblühte. Dann starb sie, als er dreizehn war, nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass er sein Leben lang in kirchlichen Institutionen betreut werden würde.
    Im Lauf der Jahre wurde Heineman reich und berühmt. Als seine Forschungen ihn zu dem Schluss brachten, dass die subatomare Struktur des Universums auf einen Bauplan zurückzuführen sei, hatte er sein Leben überdacht, als eine Art Buße sein Vermögen verschenkt und sich in ein Kloster zurückgezogen. Darüber war in den Medien ausführlich berichtet worden.
    »Das heißt, er ist ein anderer Mensch geworden«, sagte Schwester Angela. »Als Buße dafür, wie er Jennifer und Jacob behandelt hat, hat er alles aufgegeben. Da kann er seinem Sohn doch nicht den Tod wünschen! Schließlich hat er unsere Institution finanziert, damit sie sich um Kinder wie Jacob kümmert – und um Jacob selbst.«
    Ohne auf die Argumentation der Mutter Oberin einzugehen, sagte Romanovich: »Vor siebenundzwanzig Monaten hat Heineman seine Zurückgezogenheit dann aufgegeben und begonnen, mit früheren Kollegen über seine neuesten Forschungen zu diskutieren. Das geschah per Telefon und E-Mail. Er war schon immer fasziniert von der merkwürdigen Ordnung, die jedem scheinbaren Chaos in der Natur zugrunde liegt. Während seiner Jahre im Kloster hat er mithilfe von zwanzig zusammengeschalteten Supercomputern mehrere mathematische Modelle entwickelt und dabei einen Durchbruch erzielt, der es ihm angeblich ermöglicht, die Existenz Gottes zu beweisen. So drückt er sich jedenfalls selbst aus.«
    Über diese Behauptung musste Schwester Angela nicht lange nachdenken, um einen Fehler darin zu finden. »Wir können
die Religion zwar aus einer intellektuellen Perspektive betrachten, aber letztendlich muss man Gott vom Glauben her annehmen. Beweise gehören zu Dingen von dieser Welt, die zeitgebunden sind, nicht für etwas, das zeitlos ist.«
    Romanovich nickte. »Einige der Wissenschaftler, mit denen Heineman Kontakt aufgenommen hat, werden von verschiedenen amerikanischen Geheimdiensten bezahlt. Weil sie die Risiken erkannten, die mit seinen Forschungen und deren möglicher militärischer Verwendung einhergehen, haben sie uns auf ihn aufmerksam gemacht. Seither wohnt immer jemand von uns im Gästehaus der Abtei. Ich bin nur der aktuelle Gast.«
    »Und aus irgendeinem Grund«, warf ich ein, »waren Sie so alarmiert, dass Sie einen weiteren Agenten hinzugezogen haben. Der war erst Postulant und ist nun sogar Novize: Bruder Leopold.«
    Schwester Angelas Schleier schien sich zu versteifen, so missbilligend blickte sie drein. »Sie haben jemanden dazu gebracht, fälschlich Gelübde gegenüber Gott abzulegen?«
    »Wir hatten eigentlich nicht vor, dass er über das einfache Postulat hinausgehen sollte, Schwester«, sagte Romanovich. »Er sollte nur einige Wochen tiefer in der Gemeinschaft eingebettet sein, als es einem Gast möglich war. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, suchte er nach einem neuen Leben, und das hat er hier gefunden. Das heißt, wir haben ihn an Sie verloren. Allerdings sind wir der Ansicht, dass er uns noch ein wenig Unterstützung schuldet, soweit seine Gelübde ihm das erlauben.«
    Der finstere Blick der Mutter Oberin war eindeutig imposanter als alles, was der Russe je geboten hatte. »Also, ich muss sagen, Sie sind mir noch suspekter, als ich bisher vermutet

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