Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz

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eine Schau für uns ab, als wäre es sicher gewesen, dass wir jeden Augenblick vor Bewunderung Beifall klatschten. Sein Kichern klang jedoch mit jeder Sekunde humorloser.
    Die Knochenbiester, das Phantom auf dem Kirchturm und nun das dämonische Kuscheltier stellten eine Eitelkeit zur Schau, wie sie mir von echten übernatürlichen Erscheinungen gänzlich unbekannt war. Da Bruder Johns Kreaturen außerhalb der vertikalen Ordnung standen, in der sich Menschen und Geister bewegten, spiegelte ihr Verhalten die Eitelkeit ihres fehlgeleiteten Schöpfers wider.
    Ich musste an Tommy Cloudwalkers dreiköpfigen Kojotenmenschen
denken und erkannte, dass ein weiterer Unterschied zwischen dem wahrhaft Übernatürlichen und diesen bizarren Dingern darin bestand, dass das Übernatürliche immer einen grundlegend organischen Charakter hatte. Überraschend war das eigentlich nicht, da echte Geister irgendwann einmal Fleisch und Blut besessen haben.
    Die Knochenbiester hingegen waren mir von Anfang an nicht organisch, sondern wie Maschinen vorgekommen. Als Gevatter Tod vom Glockenturm gesprungen war, hatte er sich mitten im Flug in geometrische Fragmente zerlegt wie eine auseinanderfallende Maschine. Auch das Floppy da vor uns war nicht das Gegenstück eines Hündchens oder Kätzchens, sondern das eines Aufziehspielzeugs.
    Romanovich stand mit den Händen in den Manteltaschen da, als wollte er gleich seine Desert Eagle ziehen, um das Ding auf dem Boden in tausend Stücke zu schießen. »Dr. Heineman, was Sie da gemacht haben, ist nicht Leben«, sagte er. »Nach seinem Tod verwest es nicht. Es dekonstruiert sich auf ähnliche Weise wie bei der Kernspaltung, aber darum handelt es sich nicht, denn es entsteht keine Wärme, und es bleibt nichts übrig. Was Sie geschaffen haben, ist Antileben .«
    »Sie begreifen einfach nicht, was da geleistet wurde«, sagte Bruder John. Sein Gesicht verlor immer mehr von seinem Strahlen und seiner Lebendigkeit, wie die Fassade eines Sommerhotels, dessen Fensterläden nach der Saison geschlossen wurden.
    »Ich bin sicher«, fuhr Romanovich fort, »dass Sie das Internat als Buße dafür gestiftet haben, dass Sie Ihren Sohn im Stich ließen, und ich bin auch sicher, dass es ein Akt der Reue war, Jacob hierherbringen zu lassen.«
    Bruder John starrte ihn an, zog sich dabei jedoch immer weiter hinter seine verbarrikadierte Fassade zurück.
    »Aber der Mensch, der Sie einmal waren, befindet sich immer
noch innerhalb des Menschen, der Sie heute sind, und er hat seine eigenen Motive.«
    Diese Behauptung weckte Bruder John aus seiner Starre. »Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte er.
    Romanovich deutete auf das Floppy. »Wie können Sie dem Ding da eigentlich ein Ende machen?«
    »Ich kann seine Existenz gedanklich ebenso beenden, wie ich es geschaffen habe.«
    »Dann tun Sie es, um Himmels willen!«
    Einen Moment lang verkrampften sich Bruder Johns Kiefer, seine Augen wurden schmal, und es sah nicht so aus, als würde er der Aufforderung nachkommen wollen.
    Romanovich jedoch strahlte nicht nur die Autorität eines Staatsbeamten aus, sondern auch eine moralische Autorität. Er zog die linke Hand aus der Manteltasche und machte eine ungeduldige Geste.
    Bruder John schloss die Augen, furchte die Stirn und beendete in seiner Vorstellung die Existenz des Floppys. Schon als das Kichern aufhörte, empfand ich eine ungeheure Erleichterung. Dann zerlegte das Ding sich in rasselnde, zuckende Würfel und verschwand.
    Als der zum Mönch gewordene Forscher wieder die Augen öffnete, sagte Romanovich: »Sie haben vorhin selbst geäußert, Sie seien Ihr ganzes Leben lang von Ordnung besessen gewesen. «
    »Jeder vernünftige Mensch steht auf der Seite der Ordnung, nicht auf der von Anarchie und Chaos.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Dr. Heineman. Aber als junger Mann waren Sie so ordnungswütig, dass Sie jegliche Unordnung nicht nur abgelehnt, sondern sie regelrecht verachtet haben, als wäre sie ein persönlicher Affront gewesen. Sie haben sie verabscheut, sind davor zurückgeschreckt. Sie hatten kein Verständnis
für Leute, die Ihrer Meinung nach die Unordnung in der Gesellschaft förderten. Merkwürdigerweise hatte dieses Verhalten, das jeder Psychologe als Zwangsstörung diagnostiziert hätte, eher einen intellektuellen als einen emotionalen Charakter.«
    »Offenbar haben Sie mit allerhand Neidern meines Erfolgs gesprochen«, sagte Bruder John.
    »Als Ihr Sohn geboren wurde, haben Sie seine Missbildungen und