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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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jemand, der sich einen Eisbeutel an den Kopf hält.«
    »Weil er da eine Beule hat.«
    »Genau. Wir müssen zwei Fragen beantworten. Zweitens, wieso kommt jemand auf die Idee, ’nem Mönch eins überzubraten. Und erstens , wieso rennt ein Mönch zu dieser Stunde draußen herum, wo er Gefahr läuft, dass ihm jemand ’nen Knüppel über den Schädel zieht.«
    »Offenbar wollen Sie nicht, dass einer Ihrer Brüder Probleme bekommt.«
    »Wenn jemand eine Sünde begangen hat, werde ich ihm bestimmt nicht helfen, das vor seinem Beichtvater geheim zu halten. Das wäre nicht gut für seine Seele. Aber wenn es bloß um irgendeine Dummheit geht, muss der Prior nicht unbedingt davon erfahren.«
    Der Prior ist in einem Kloster für die Disziplin zuständig.
    Hier in der Abtei wurde dieses Amt von Pater Reinhart bekleidet, einem ältlichen Mönch mit schmalen Lippen und einer spitzen Nase, die weniger als halb so groß wie die von Bruder
Knoche war. Seine Augen, Brauen und Haare hatten die Farbe des Kreuzes, das man am Aschermittwoch auf die Stirn bekam.
    Wenn Pater Reinhart umherwandelte, schien er wie ein Gespenst über den Boden zu schweben. Außerdem war er unheimlich ruhig. Viele der Brüder nannten ihn den »grauen Geist«, was allerdings liebevoll gemeint war.
    Pater Reinhart war ein strenger Zuchtmeister, aber weder allzu hart noch unfair. Als ehemaliger Rektor einer katholischen Schule behauptete er, einen Rohrstock zu besitzen, den er jedoch noch nie benutzt habe. »Nur dass du Bescheid weißt«, hatte er mir zwinkernd erklärt.
    Bruder Knoche ging zur Tür, zögerte und sah mich an. »Wenn etwas Schlimmes im Anzug ist, wie lange haben wir noch Zeit?«
    »Wenn die ersten Bodachs auftauchen … dauert es manchmal nur noch einen Tag. Normalerweise sind es zwei.«
    »Bist du sicher, dass du keine Gehirnerschütterung hast?«
    »Nichts, wogegen eine anständige Dosis Schmerzmittel nicht helfen würde.« Ich warf mir das zweite Paar Tabletten in den Mund und zerkaute es.
    Knoche schnitt eine Grimasse. »Sag mal, willst du hier den starken Mann markieren?«
    »Ich hab gelesen, dass der Wirkstoff so schneller in den Blutkreislauf gelangt, durch die Mundschleimhaut.«
    »Wie bitte? Und wenn du dich gegen Grippe impfen lässt, sagst du dem Arzt, er soll dir das Zeug in die Zunge spritzen? Ich glaube, du solltest dich erst mal ein paar Stunden schlafen legen.«
    »Ich versuch’s.«
    »Komm nach den Laudes, aber vor der Messe zu mir, dann sag ich dir, wer eins über den Schädel bekommen hat – und warum, falls er das überhaupt weiß. Gott schütze dich, mein Junge.«
    »Sie auch.«
    Er ging und zog hinter sich die Tür zu.

    Die Türen der kleinen Wohnungen im Gästehaus hatten keine Schlösser, genau wie die der Mönche in deren Flügel. Hier respektierte jeder die Privatsphäre der anderen.
    Ich trug einen Stuhl zur Tür und klemmte die Lehne so unter den Knauf, dass niemand hereinkommen konnte.
    Schon möglich, dass Schmerztabletten schneller wirkten, wenn man sie im Mund zerkaute, aber sie schmeckten beschissen.
    Als ich einen Schluck Cola nahm, um mir den Geschmack aus dem Mund zu spülen, reagierten die zerbröselten Tabletten mit der Flüssigkeit, und ich bekam Schaum vor dem Mund wie ein tollwütiger Hund.
    Was tragische Gestalten angeht, habe ich ein wesentlich größeres Talent zum Slapstick als Hamlet, und während König Lear – wenn der Vergleich mal erlaubt sein darf – bestimmt jeder Bananenschale ausgewichen ist, die ihm im Weg lag, tappe ich mit Sicherheit direkt darauf.

9
    Die bequeme, aber einfache Gästewohnung war mit einer Dusche ausgestattet, die so klein war, dass ich mir vorkam, als stünde ich in einem Sarg.
    Ganze zehn Minuten lang ließ ich mir warmes Wasser auf die linke Schulter prasseln, die vom Knüppel des mysteriösen Angreifers malträtiert worden war. Die Muskeln entspannten sich, doch die Schmerzen blieben. Besonders schlimm waren sie nicht, heißt, sie machten mir keine Sorgen. Im Gegensatz zu anderen Formen von Schmerz vergeht der körperliche mit der Zeit.
    Als ich das Wasser abgedreht hatte, sah ich, dass Boo groß und weiß hinter der vom Wasserdampf beschlagenen Glastür stand und mich beäugte.
    Nachdem ich mich abgetrocknet hatte und in frische Boxershorts geschlüpft war, kniete ich mich auf den Boden und kraulte den Hund hinter den Ohren. Boo grinste vor Wonne.
    »Sag, wo hast du dich versteckt?«, fragte ich. »Wo warst du, als irgendein übler Schuft versucht hat, mir das

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