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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Leute nicht einmal herausbekommen, wie man einen Videorekorder programmiert, brauchen wir wahrscheinlich noch ziemlich lange, bis wir schnurstracks in eine andere Galaxis reisen können.«
    Romanovich war mit dem zweiten Kuchen fertig. »Die Quantentheorie liefert uns Grund zu der Annahme, dass jeder Punkt im Universum auf einer tief liegenden Strukturebene irgendwie derselbe Punkt ist. Übrigens, am Mundwinkel haben Sie noch etwas Mayonnaise.«
    Ich suchte das Zeug mit einem Finger, den ich anschließend ableckte. »Danke, Sir.«
    »Die Vernetzung sämtlicher Punkte im Universum ist offenbar so vollständig, dass ein riesiger Vogelschwarm, der sich in Spanien von einem Sumpfgebiet erhebt, durch die von den Flügeln verursachte Luftbewegung in Los Angeles zur Wetterver-änderung beiträgt. Ach ja, Mr. Thomas, in Indianapolis natürlich auch.«

    »Mir ist noch immer nicht klar, was das mit Kuchenbacken zu tun hat«, sagte ich seufzend.
    »Mir ebenfalls nicht«, erwiderte Romanovich. »Damit hat es nämlich nichts zu tun, aber dafür mit Ihnen und mir.«
    Diese Bemerkung brachte mich ins Grübeln. Als ich meinem Gegenüber in die absolut undurchdringlichen Augen blickte, hatte ich das Gefühl, sie würden mich auf der subatomaren Ebene auseinandernehmen.
    Um mich zu vergewissern, dass nicht auch noch mein anderer Mundwinkel verschmiert war, wischte ich ihn mit dem Finger aus, fand jedoch weder Mayonnaise noch Senf oder sonst irgendwas.
    »Tja«, sagte ich, »das ist mir wieder mal zu hoch.«
    »Hat Gott Sie hierhergeführt, Mr. Thomas?«
    Ich zuckte die Achseln. »Zumindest hat er mich nicht vom Kommen abgehalten.«
    »Ich glaube, dass Gott mich hierhergeführt hat«, sagte Romanovich. »Ob das auf Sie ebenfalls zutrifft oder nicht, ist von großem Interesse für mich.«
    »Jedenfalls bin ich ziemlich sicher, dass mich nicht Satan hergeführt hat«, beruhigte ich ihn. »Der Typ, der mich hergefahren hat, ist ein alter Freund von mir, und der hat keine Hörner. «
    Ich stand auf und griff über die Kuchenbleche hinweg nach dem Buch, das er aus der Bibliothek mitgenommen hatte.
    »Das handelt ja gar nicht von Gift und berühmten Giftmördern«, maulte ich.
    Der tatsächliche Titel des Buchs wirkte allerdings auch nicht gerade beruhigend: Die Klinge des Mörders – Über die Rolle von Dolchen, Messern und Stiletten beim Tod von Königen und Geistlichen.
    »Ich habe eben ein breites Interesse an historischen Themen«, sagte Romanovich.

    Die Farbe des Einbands sah genauso aus wie die des Buchs, das er in der Bibliothek in der Hand gehabt hatte. Zweifellos handelte es sich um ein und dasselbe.
    »Möchten Sie ein Stück Kuchen?«, fragte er.
    Ich legte das Buch weg. »Vielleicht später.«
    »Später ist möglicherweise nichts mehr übrig. Mein Orangen-Mandel-Kuchen ist äußerst beliebt.«
    »Von Mandeln bekomme ich Ausschlag«, behauptete ich und nahm mir vor, Schwester Angela von dieser Flunkerei zu berichten. Damit konnte ich ihr beweisen, dass ich trotz ihrer Einschätzung ebenso gut lügen konnte wie jedermann.
    Ich trug mein leeres Glas und den Teller zum Spülbecken und drehte den Hahn auf.
    Wie durch Zauberhand erschien Schwester Maria Regina neben mir. »Das mache ich schon, Oddie.«
    Während sie sich mit einem Schwamm ans Werk machte, sagte ich: »Mr. Romanovich hat ja eine Menge Blechkuchen zum Nachtisch gebacken. Sind die fürs Mittagessen?«
    »Fürs Abendessen«, sagte sie. »Sie riechen so gut, dass ich fast fürchte, sie könnten sündhaft sein.«
    »Er kommt mir eigentlich nicht wie jemand vor, der ein kulinarisches Hobby hat.«
    »Das mag schon sein, aber er backt für sein Leben gern«, sagte die Schwester. »Und er ist ungemein begabt.«
    »Ihr habt hier also schon mal was von ihm gegessen?«
    »Schon oft. Du übrigens auch.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Der Zitronenkuchen mit Kokosglasur letzte Woche, der war von Mr. Romanovich. Genau wie der Polentakuchen mit Mandeln und Pistazien in der Woche davor.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Außerdem erinnerst du dich doch bestimmt noch an den
Bananen-Limonen-Kuchen mit einer Glasur aus eingedicktem Limonensaft.«
    Ich nickte. »Natürlich erinnere ich mich daran. Der war köstlich. «
    Urplötzlich vibrierte lautes Glockengeläut durch die alten Mauern, als hätte Rodion Romanovich es bestellt, um mich zu verspotten, weil ich so leicht zu täuschen war.
    Im neuen Abteigebäude wurden die Glocken zu verschiedenen Zwecken geläutet, hier jedoch nur

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