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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wir brauchen.«
    »Bruder Gregory war Sanitäter bei der Army«, fiel Schwester Angela plötzlich ein.
    Davon hatte der Leiter der Krankenstation drüben in der Abtei mir nie erzählt.
    »Sind Sie sicher?«, fragte ich. »Ich dachte, der hätte eine Ausbildung als Krankenpfleger.«
    »Hat er auch. Trotzdem war er viele Jahre lang Sanitäter, und zwar mitten im Getümmel.«
    Sanitäter waren auf dem Schlachtfeld oft genauso tapfer wie ihre bewaffneten Kameraden.
    »Dann brauchen wir Bruder Gregory natürlich auch«, sagte ich.
    »Was ist mit Bruder Quentin?«
    »War der nicht Polizist, Ma’am?«
    »Ich glaube schon.«
    »Setzen Sie ihn auf die Liste.«
    »Wie viele brauchen wir deiner Meinung nach eigentlich?«, fragte sie.
    »Vierzehn bis sechzehn.«

    »Bisher haben wir vier.«
    Ich schritt schweigend fürbass. Blieb am Fenster stehen. Setzte mich wieder in Bewegung.
    »Bruder Fletcher«, schlug ich vor.
    Dieser Einfall verblüffte Schwester Angela. »Der Kantor?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Bevor der Mönch wurde, war er doch Musiker!«
    »Das ist ein hartes Geschäft, Ma’am.«
    Sie dachte nach. »Manchmal verhält er sich ein wenig arrogant. «
    »Saxofonspieler sind öfter so«, sagte ich. »Ich kenne einen Saxofonisten, der einem anderen Musiker die Gitarre aus der Hand gerissen und fünf Mal darauf geschossen hat. Es war eine recht hübsche Fender.«
    »Weshalb hat er denn so etwas getan?«
    »Er hat sich über unangebrachte Akkordwechsel geärgert.«
    Schwester Angela runzelte missbilligend die Stirn. »Wenn wir diese Sache überstanden haben, sollte dein Freund mit dem Saxofon mal ein paar Wochen in der Abtei zubringen. Ich bin dazu ausgebildet, Konfliktbewältigungstechniken zu vermitteln.«
    »Das ist nett von Ihnen, Ma’am, aber die Schüsse auf die Gitarre waren Konfliktbewältigung.«
    Sie warf einen Blick auf das Bild von Flannery O’Connor und nickte. Offenbar war ihr eine Aussage der Autorin eingefallen, der sie zustimmte. »Na schön, Oddie«, sagte sie, »du meinst also, Bruder Fletcher könnte ordentlich draufhauen?«
    »Ja, Ma’am, für die Kinder könnte er das durchaus, glaube ich.«
    »Dann haben wir fünf.«
    Ich setzte mich auf einen der beiden Besucherstühle.
    »Fünf«, wiederholte Schwester Angela.
    »Ja, Ma’am.«
    Ich sah auf meine Armbanduhr. Dann starrten wir uns an.

    Nach kurzem Schweigen wechselte die Mutter Oberin das Thema. »Wenn es zum Kampf kommt, womit sollen die Brüder da eigentlich kämpfen?«
    »Zum Beispiel mit Baseballschlägern.«
    Die Brüder bildeten jedes Jahr drei Mannschaften. An Sommerabenden spielten diese in der Freizeit abwechselnd gegeneinander.
    »Sie haben eine Menge Baseballschläger, das stimmt«, murmelte Schwester Angela.
    »Zu dumm, dass Mönche normalerweise nicht gerne auf die Jagd gehen.«
    »Zu dumm«, pflichtete sie mir bei.
    »Die Brüder spalten das gesamte Brennholz für die offenen Kamine selbst. Deshalb haben sie auch Äxte.«
    Bei der Vorstellung, was man mit einer solchen Waffe anrichten konnte, zuckte Schwester Angela zusammen. »Vielleicht sollten wir uns besser darauf konzentrieren, das Haus zur Festung auszubauen.«
    »Darin sind die Brüder ohne Zweifel ausgezeichnet«, sagte ich.
    In den meisten Mönchsorden war man der Ansicht, kontemplative Arbeit sei ein wichtiger Aspekt der spirituellen Praxis. Manche Klöster erzeugten ausgezeichneten Wein, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken, andere machten Käse, Schokolade oder Gebäck. In einigen wurden sogar wertvolle Rassehunde gezüchtet.
    Die Brüder dieser Abtei stellten gute, handgemachte Möbel her. Weil schon ein Teil der Zinsen, die Heinemans Stiftung abwarf, die laufenden Kosten deckte, waren sie allerdings nicht darauf angewiesen, ihre Stühle, Tische und Kommoden zu verkaufen. Sie schenkten alles einer Organisation, die bedürftigen Menschen ihre Wohnung einrichtete.

    Mit ihren Werkzeugen und Holzvorräten konnten die Brüder fachgerecht sämtliche Türen und Fenster sichern.
    Schwester Angela klopfte mit dem Stift auf die Namensliste. »Fünf«, erinnerte sie mich.
    »Ma’am, vielleicht sollten wir so vorgehen: Sie rufen den Abt an und erklären ihm die Lage, und dann sprechen Sie mit Bruder Knoche.«
    »Bruder Salvatore.«
    »Ja, Ma’am. Sagen Sie Bruder Knoche, was wir hier brauchen, nämlich Verteidigungs- und Befestigungsmaßnahmen, damit er sich mit den vier anderen, die wir ausgewählt haben, beraten kann. Die kennen ihre Brüder besser als wir und werden die besten

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