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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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jeden Fall entsprachen ihre Sinnesorgane wohl kaum den unseren. Allerdings konnten sie diesen durchaus überlegen sein.
    Zwei Schritte, bevor ich gegen das Rolltor der Garage prallte, sah ich es und blieb stehen. Als die anderen sich um mich versammelt hatten, zählte ich ab, um mich zu vergewissern, dass alle sechzehn Mönche angekommen waren. Es waren siebzehn. Der Russe war auch noch da, aber den hatte ich nicht versehentlich mitgezählt.
    Am Rolltor vorbei führte ich die Gruppe zu einer kleineren Tür. Mit meinem Generalschlüssel verschaffte ich uns dort Zugang zur Garage.

    Als alle in Sicherheit waren, drückte ich die Tür zu und schloss zwei Mal ab.
    Die Brüder stellten ihre Lasten auf den Boden, klopften sich den Schnee ab und zogen die Kapuzen vom Kopf.
    Der siebzehnte Mönch entpuppte sich als Bruder Leopold, der Novize mit dem Talent, zu verschwinden und wieder aufzutauchen wie ein Gespenst. Sein sommersprossiges Gesicht sah weniger vergnügt aus als sonst, und auch sein sonniges Lächeln ließ auf sich warten.
    Leopold stand neben dem Russen. An der Körperhaltung der beiden war zu erkennen, dass sie auf irgendeine Weise verbündet waren.

40
    Romanovich ließ sich auf dem Garagenboden auf ein Knie nieder und drehte seine Bärenfellmütze um. Ein Durcheinander weißer Würfel purzelte auf den Beton.
    Die größeren Fragmente hatten einen Durchmesser von etwa vier Zentimetern, die kleineren waren nur ein Drittel so groß. Sie waren so glatt, dass man sie für Spielwürfel ohne Punkte hätte halten können, und sie sahen nicht wie natürlich gewachsene, sondern wie künstlich hergestellte Objekte aus.
    Zuckend rasselten sie aneinander, als wäre noch Leben in ihnen gewesen. Vielleicht wurden sie von der Erinnerung an die Struktur angetrieben, zu der sie einmal gehört hatten, und waren dazu programmiert, sie wiederherzustellen, ohne die Kraft dazu zu besitzen.
    Wie Springbohnen, dachte ich. Das sind die Früchte eines mexikanischen Baums, die durch die in ihnen hausenden Schmetterlingslarven in Bewegung geraten.
    Es war allerdings nicht anzunehmen, dass die Würfel da von irgendwelchen Larven bewegt wurden. Deshalb verzichtete ich darauf, einen aufzubeißen, um nachzuschauen.
    Während die Brüder sich versammelten, um die Objekte zu beobachten, schüttelte einer der größeren Würfel sich plötzlich heftiger. Dann zerfiel er rasselnd in vier kleinere identische Würfel.
    Womöglich ausgelöst von diesem Vorgang, drehte sich eines
der kleineren Fragmente um und zerlegte sich ebenfalls in vier gleich große Reproduktionen.
    Romanovich hob den Blick von der sich selbst teilenden Geometrie und sah Bruder Leopold an.
    »Quantenmechanik«, sagte der Novize.
    Der Russe nickte zustimmend.
    »Was geht da vor sich?«, fragte ich.
    Statt mir zu antworten, wandte Romanovich seine Aufmerksamkeit wieder dem Würfel zu und sagte, fast zu sich selbst: »Unglaublich. Aber wo bleibt die Wärme?«
    Als hätte diese Frage ihn erschreckt, wich Leopold zwei Schritte zurück.
    »Da müssten Sie schon zwanzig Meilen weit weg sein«, sagte Romanovich zu dem Novizen. »Und dafür ist es jetzt ein wenig zu spät.«
    »Ihr beiden habt euch schon gekannt, bevor ihr hierherkamt! «, sagte ich, ohne eine Reaktion zu bewirken.
    Mit zunehmender Geschwindigkeit zerfielen nun sämtliche Würfel in immer kleiner werdende Einheiten.
    Ich wandte mich an die Brüder, weil ich von ihnen Unterstützung dabei erwartete, den Russen zur Antwort zu zwingen. Statt sich mit Romanovich oder Leopold zu beschäftigen, starrten sie jedoch halb auf mich und halb auf die merkwürdigen Objekte auf dem Boden.
    »Odd«, sagte Bruder Alfonse, »als wir im Wagen saßen und dieses Ding aus dem Schnee kommen sahen, da warst du von dem Anblick scheinbar nicht so geschockt wie wir.«
    »Ich war … bloß sprachlos«, erwiderte ich.
    »Da ist das verräterische Augenzucken wieder!«, rief Bruder Quentin und zeigte auf mich. Dabei sah er mich so streng an, wie er früher wohl die Verdächtigen beim Verhör fixiert hatte.

    Da die Würfel sich ständig weiter teilten, nahm ihre Zahl dramatisch zu. Ihre Gesamtmasse hätte jedoch gleich bleiben sollen, denn wenn man einen Apfel viertelt, wiegen die Stücke genauso viel wie die gesamte Frucht. Hier jedoch verschwand ein Teil der Masse.
    Eigentlich wies das darauf hin, dass die Kreatur doch übernatürlichen Ursprungs gewesen war. Sie hätte sich dann mithilfe eines Materials manifestiert, das zwar deutlicher sichtbar

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