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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ruhelosen Knochen in den trüben Schneeschleiern, aber bestimmt nicht für lange.
    Rodion Romanovich trat immer noch auf die Bremse. Vor den rot glühenden Rücklichtern leuchtete der Schnee wie Blut.
    Links, wo die Kreatur die Fahrbahn verlassen hatte, fiel die Böschung ein Stück weit ab, aber bei Weitem nicht so steil, wie es rechts nach oben ging. Wahrscheinlich hätten wir dort um den Wagen vor uns herumfahren können, doch das stellte ein unnötiges Risiko dar.
    »Der Kerl wartet, um es sich noch einmal anschauen zu können«, sagte ich. »Ist der denn völlig meschugge? Hupen Sie doch mal!«
    Knoche drückte auf die Hupe, woraufhin die Bremsleuchten des Wagens vor uns flackerten. Nach dem nächsten Hupen fuhr Romanovich endlich los, nur um gleich wieder zu bremsen.
    Aus der Entfernung pflügte sich das Monster durch den Schnee. Es bewegte sich nun nicht mehr so schnell wie vorher, und in seiner langsameren Annäherung spürte ich Gefahr.

    Erstaunen, Furcht, Neugier, Unglaube – was immer Rodion Romanovich gelähmt hatte, er befreite sich endlich davon. Sein Wagen rollte vorwärts.
    Bevor er an Geschwindigkeit gewinnen konnte, erreichte die Kreatur die Straße. Sie richtete sich auf, streckte komplex konstruierte, zangenförmige Arme aus, ergriff ihre Beute und kippte sie mit einer einzigen flüssigen Bewegung um.

39
    Der Geländewagen lag auf seiner rechten Seite. Auf der anderen Seite suchten die sich langsam in der Luft drehenden Räder im Schneetreiben vergeblich nach einem Widerstand.
    Der Russe und die acht Mönche konnten nur durch die Heckklappe oder durch die zum Himmel weisenden Türen herausklettern, was aber nicht so einfach war und seine Zeit brauchte.
    Ich erwartete, dass das Monster entweder die Türen aufbrach, um die neun Männer herauszuzerren, oder dass es wartete, bis sie zu fliehen versuchten. Wie es ihnen das antun würde, was es Bruder Timothy angetan hatte, wusste ich nicht, doch ich war sicher, dass es sie methodisch einsammeln würde, einen nach dem anderen.
    Wenn das geschehen war, würde es sie wegtragen, um sie an einer Wand zu kreuzigen wie Timothy und ihre sterbliche Hülle in neun Puppen umzuwandeln. Oder es kam herüber, um uns auch noch zu schnappen, und dann war der Raum mit dem Kühlturm später mit achtzehn Puppen gefüllt.
    Statt sich mit seiner üblichen mechanischen Beharrlichkeit fortzubewegen, zog sich das Ding ein Stück weit von dem umgekippten Geländewagen zurück. Dabei behielt es seine Grundform, deren Bestandteile sich ständig zusammenfalteten, um mit neuen, komplexen Mustern wieder aufzublühen.
    Mit der Kaltblütigkeit eines erfahrenen Fluchtwagenfahrers
legte Bruder Knoche seinen Sicherheitsgurt an. Dann hob er den Schneepflug, betätigte den Schalthebel und stieß zurück.
    »Wir können die doch nicht einfach im Stich lassen!«, sagte ich, und die Brüder hinter mir pflichteten mir lautstark bei.
    »Da wird niemand im Stich gelassen«, beruhigte mich Knoche. »Ich hoffe bloß, dass die eingeschüchtert genug sind, um drinzubleiben.«
    Wie eine makabre, motorisierte Skulptur, die von Grabräubern zusammengeschraubt worden war, stand der Knochenhaufen am linken Straßenrand. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass sich die Türen des umgekippten Wagens öffneten.
    Obwohl wir uns erst fünfzig Meter weit entfernt hatten, verschwamm das liegende Fahrzeug bereits im Schneetreiben. Das Monster war fast überhaupt nicht mehr zu sehen.
    Ich legte nun auch meinen Gurt an und hörte, wie die Brüder hinter mir sich ebenfalls anschnallten. Trotz allen Gottvertrauens war ihnen klar, dass es nie schadete, sich zusätzlich abzusichern.
    Bruder Knoche ließ den Wagen ausrollen. Dann trat er auf die Bremse und griff nach dem Schalthebel.
    Bis auf das Geräusch ihres Atems waren die Mönche verstummt.
    Dann sagte Bruder Alfonse: »Libera nos a malo.«
    Erlöse uns von dem Bösen.
    Knoche wechselte von der Bremse aufs Gaspedal. Der Motor heulte auf, und die Schneeketten schlugen rhythmisch aufs Pflaster, während wir bergab rasten, direkt auf den Knochenhaufen zu.
    Entweder nahm unser Ziel uns erst im allerletzten Augenblick wahr, oder es kannte keine Furcht.
    Mit gehobenem Schneepflug prallten wir auf die Kreatur auf und verloren sofort fast den gesamten Vorwärtsdrall.
    Ein wilder Hagel donnerte auf uns herab. Die Windschutzscheibe
platzte und klatschte nach innen, begleitet von losen Knochen und Gelenkstrukturen.
    Ein kleines Paket komplex verknüpfter Knochen landete

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