Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
in Hände und Knie, während ich über loses Geröll krabbelte.
Wie erbärmlich. Ich hatte es nicht geschafft, mich durch einen guten, sauberen Schuss dahinraffen zu lassen. Sogar das Ertrinken in einem Fluss nach einer gewaltigen Explosion war mir verwehrt worden. Stattdessen musste ich jetzt in einer Röhre mit Abwasser ertrinken. Schlimmer noch: Ich hatte den Mann, den ich liebte, und drei andere mit mir mitgeschleift. Es blieb keine andere Wahl, als sich weiter nach vorn zu kämpfen. Ich spürte einen leichten Hauch kühler Luft auf meinem Gesicht, aber wenn die Röhre bis zum Rand volllief …
»Nofretete«, schrie ich. »Wo bist du?«
Das Wasser stieg bis zu meinen Unterarmen. Nofretete schlug mit ihrem Leib vor meinem Gesicht aufs Wasser. Der Strahler, den ich am Leib trug, leuchtete hell, doch auch er konnte das schlammige Wasser nicht durchdringen. Es reichte mir bis zum Ellbogen und schwappte gegen meinen Bauch. Ich krabbelte schneller.
All unsere Waffen waren nass. Man müsste eigentlich immer noch damit schießen können, aber ich hatte immer Zweifel an der Intaktheit von Munition, der man Bronze hinzugefügt hatte. Es gab zwei Dinge, die ich Fachleuten überließ: meine Munition und mein Auto. In die richtige Richtung zielen und abdrücken oder aufs Gas treten … und alles war gut, wenn es funktionierte. Ich hoffte, dass mein Munitionsfachmann fähiger war als mein Automechaniker.
Verdammt. Da war ich gerade dabei zu ertrinken, und alles, woran ich dachte, waren mit Wasser vollgelaufene Waffen.
Das Wasser reichte mir jetzt bis zur Brust; lähmend kaltes Wasser … Wasser aus den Tiefen des Sullen. Die dunklen Abwasserkanäle saugten jedes bisschen Wärme auf, das das Wasser aufgenommen haben mochte, als es oben über dampfenden Asphalt geströmt war. Ich musste meine schweren, mit Wasser vollgesogenen Klamotten mit mir schleppen.
»Bleibt in Bewegung«, brüllte ich.
Der Druck kam von hinten, was bedeutete, dass der Hauptkanal mittlerweile gefüllt war und das Wasser in diese röhrenförmige Todesfalle presste. Warum hatte die Erdmutter es ausgerechnet jetzt regnen lassen? Hatte sie sich von mir genauso abgekehrt wie von Abby?
Wasser spritzte hoch und lief mir in Mund und Nase. Ich würgte und spie den Dreck wieder aus. Ich bewegte mich jetzt durch völlige Dunkelheit, die mein Grab werden würde.
Nofretetes Leib schlug mir ins Gesicht. Sie wand sich kraftlos … ein Reptil, das dazu verdammt war, im eisigen Wasser zu sterben. Ich öffnete den Mund und flüssiger Dreck füllte ihn. Ich packte Nofretete so sanft wie möglich mit den Zähnen und kämpfte mich weiter. Wir hatten wahrscheinlich nicht einmal eine Minute, ehe die Röhre vollständig gefüllt wäre und wir alle ertrinken würden. Meine Hände wollten sich in die Wände der Betonröhre krallen, um Schwung zu holen und schneller voranzukommen … aber da war nichts.
Ich stürzte in ein Loch und tauchte unter.
Kapitel 29
Der Druck des Wassers schob mich weiter, wirbelte mich herum, ließ mich gegen Beton knallen und schleuderte meinen Körper schließlich auf eine offene, ebene Fläche. Wasser spritzte weiter durch die Öffnung und regnete dreckig auf mich herab. Meine Lunge zog sich zusammen, und ich schnappte keuchend nach Luft, während meine Lampe, nun nicht mehr im Wasser, mir die Gabe des Sehens zurückerstattete. Ich hustete und würgte, spuckte und geiferte, um den Dreck aus meinem Mund zu bekommen.
Nofretete fiel kraftlos in eine kleine Pfütze neben mir. Die eben noch reißende Flut verteilte sich auf der ebeneren Fläche und begann sie mitzuziehen, sodass ich schnell nach ihr griff.
Wie der Keller unter der Lagerhalle, wo wir die Waffen gefunden hatten, war auch hier ein Teil der Wand in den Abwasserkanal eingebrochen. Durch den Spalt strömte weiter das Wasser.
Flynn tauchte als Nächster auf. Doch er krabbelte sofort zur Öffnung zurück, schob seinen Körper hinein, packte Dacardi und zog ihn heraus. Michael kam gleich danach heraus. Das Wasser spritzte jetzt förmlich durch den Spalt. Flynn steckte wieder seine Arme hinein und suchte nach Dacardis Mann. Dann holte er sogar Luft und tauchte mit dem gesamten Oberkörper in den Spalt. Doch schließlich gab er keuchend auf. »Ich kann ihn nicht finden.«
»Es tut mir leid, Dacardi«, sagte ich.
Dacardi zuckte die Achseln. »Glaube nicht, dass er uns gefolgt ist. Ich hab ihn nicht mehr gehört. Wahrscheinlich ist er weggerannt.«
Während die anderen hustend dasaßen
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