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Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)

Titel: Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Roland
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mich richteten, weil wir schon wieder alle taub waren.
    Nofretete kroch voran, und wir folgten ihr, wobei wir das Festmahl hinter uns ließen. Nachdem wir ein Stück gegangen waren, brachte ich einen Strahler mit einem Gurt am Rücken von Dacardis verbliebenem Mann an, sodass es hinter uns immer hell war. Er erhob keine Einwände.
    Dacardi hatte nichts mehr gesagt, seitdem sich die Monster seinen Mann geholt hatten, doch jetzt tat er einen tiefen Atemzug, hustete und sagte: »Diese Wesen … wenn die irgendwie nach Uptown gelangen …«
    »Nicht nach Uptown. Die Mutter sorgt dafür, dass sie hier in den Barrows bleiben. In die River Street könnten sie durchaus vordringen, wenn es einen kompletten Stromausfall gäbe.«
    Dacardi sagte nichts weiter dazu.
    Ich entdeckte keine Hinweise mehr auf die größeren Räuber, seitdem wir uns vom Einstiegsschacht entfernten. Doch gelegentlich stießen wir auf ein paar Knochen. Das dünne Rinnsal, das um unsere Füße schwappte, war nicht sauber, aber auch nicht so widerlich verdreckt wie an der Stelle, die wir mittlerweile hinter uns gelassen hatten.
    In dieser Umgebung, wo die Dunkelheit undurchdringlich war und in die wahrscheinlich seit dem Bau im frühen zwanzigsten Jahrhundert kein Lichtstrahl gefallen war, wurde Zeit zu etwas unbestimmbar Unendlichen. Vielleicht waren wir schon eine Stunde hier unten, aber unter Umständen auch erst seit fünf Minuten. Es war ein langer, einsamer Weg, auf dem die Stille lastete, die nur durch den Widerhall unserer Atemzüge und das unter unseren Schritten aufspritzende Wasser gestört wurde. Wir kamen an eine Gabelung, an der der Tunnel sich in zwei Richtungen aufteilte. Wir hatten eine Stelle erreicht, an der sich die Linien des Pentagramms trafen und wo wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren. Ich musste mich entscheiden, ob ich jetzt nach einer Möglichkeit suchte, wieder nach oben zu gelangen, oder ob ich versuchen sollte, noch näher heranzukommen, indem wir einen der kleineren Zubringer nahmen.
    »Cass.« Michaels Stimme klang plötzlich ganz gepresst. »Hörst du das …?«
    Das tat ich. Regen. Das herrliche Geräusch, auf das die Menschen den ganzen langen Sommer gewartet hatten; das schreckliche Geräusch einer herannahenden Flutwelle. Erst ein Tröpfeln, ein leichtes Ansteigen und schließlich eine Woge, die alles – Mensch und Monster ohne Unterschied und ohne jedes Vorurteil – mit sich reißen würde.
    Wir mussten raus. Eine kleine Welle schwappte bereits um unsere Füße. Nofretete klatschte durchs Wasser und raste in die eine Gabelung davon.
    »Kommt«, sagte ich und folgte meiner Schlange.
    Wir hatten wirklich keine andere Wahl. Der Strahl unserer Lampen erfasste keinen einzigen Einstiegsschacht. Einmal kamen wir an einem Gullydeckel vorbei, doch der war viel zu klein, um darüber auf die Straße zu gelangen. Man hörte den Regen auf den Asphalt prasseln, und wir begannen, schneller zu laufen. Nofretete wartete am Eingang zu einem kleineren Tunnel zu unserer Linken und schlüpfte hinein, als wir sie erreichten. Ich wollte schon hinterher.
    Flynn packte meinen Arm. »Cass, wenn wir da nicht wieder rauskommen …«
    Ich riss mich los. »Ich folge Nofretete. Michael?«
    »Ja, Cassandra.«
    »Du darfst jederzeit sagen: ›Hab ich es dir nicht gesagt?‹«
    »Das würde ich ja liebend gern, wenn ich nicht gerade mit dir hier unten wäre.«
    Wir bogen in den Seitenarm ab, der kaum breit genug war, um im Gänsemarsch zu gehen. Wir waren nicht mehr als dreißig Meter gegangen, als der Tunnel plötzlich in Augenhöhe endete. Zu meinen Füßen befand sich eine Betonröhre von ungefähr einem Meter Durchmesser. Ich hockte mich hin und leuchtete in das Loch. Ich konnte nicht bis zum Ende, sondern nur Nofretete sehen, die wieder angehalten hatte und auf mich wartete. Sie schlängelte sich um sich selbst, und ich konnte ihre Erregung spüren. Ich ließ mich auf alle viere herunter.
    Flynn kauerte sich neben mir hin. »Da gehst du nicht rein!«
    »Doch, das werde ich. Keiner muss mitkommen, aber …« Das Geräusch strömenden Wassers wurde immer lauter. »Tut mir leid, Jungs. Ich hätte allein gehen sollen.«
    Ich hätte – Cassandras berühmte letzte Worte.
    Ich setzte mich in Bewegung. Ich beeilte mich, aber als ich etwa sechs Meter zurückgelegt hatte, strömte das Wasser schon zehn Zentimeter hoch unter mir hindurch. Der jämmerliche Zustand der Röhre wurde mit jedem Schritt deutlicher. Risse im Zement schnitten mir

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