Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
und versuchten, die Nachwirkungen der Kälte abzuschütteln, entfernte ich mich von der Röhre. Irgendwie gelang es mir, mich aufzurichten, was mit einem Armvoll Schlange nicht gerade leicht war.
Der Strahl meiner Lampe glitt über die uns umgebenden Wände.
»Wo sind wir?« Flynn trat neben mich.
Ich richtete den Lichtkegel auf den Boden. Zwei Gleise, verdreht und geborsten, verschwanden in beiden Richtungen in der Dunkelheit. »In einem U-Bahn-Tunnel.«
Nofretete hing schlaff wie ein Tau in meinen Armen. Shit! Ich musste sie wieder warm bekommen. Dacardi hatte am meisten an. Ich ging zu ihm hin. »Sie braucht Körperwärme.«
»Sie gottverdammtes Miststück.« Er zog den Reißverschluss an seinem Overall auf. »Lieber eine Schlange um den Hals, als Ihnen zu folgen.« Er riss sein Hemd auf, damit sie direkt an seiner Haut lag. »Sie mag Sie auch«, erklärte ich Dacardi. Ich schob sie so gut es mir eben gelang zusammen und verstaute sie in seinem Overall.
Überrascht stellte ich fest, dass eine von Dacardis Taschen einen Plastikbeutel mit trockenen Tüchern zutage förderte. Was für ein unglaublich vielschichtiger Mann.
Wir hatten zwar keine Möglichkeit irgendetwas zu trocknen, aber zumindest konnten wir unsere Waffen säubern, so gut es eben ging. Es strömte immer noch Wasser aus dem Loch in der Tunnelwand, aber es verlor sich schnell in der Weite des U-Bahn-Tunnels. Diese gefährliche Situation schienen wir also überstanden zu haben. Ich entspannte mich und versuchte herauszufinden, wo wir uns befanden. Die Röhre, durch die wir gekrabbelt waren, hatte sich ziemlich gerade angefühlt. Das bedeutete, dass sich der Mittelpunkt des Pentagramms hundert Meter in Richtung Südosten befinden musste.
»Hier entlang.« Meine kleine Schar Krieger folgte mir. Nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt eine andere Wahl gehabt hätten.
Michaels nasses Haar lag jetzt glatt an. Die Mütze, die er vorhin noch aufgehabt hatte, war in den Fluten verloren gegangen, aber seinem schönen Gesicht und dem anmutigen Körper war nicht einmal der Anflug von Unbehagen anzumerken, obwohl er genauso durchnässt war wie wir anderen.
Dacardi, der das große Abenteuer der Rettung seines Sohnes bestand, schaute sich interessiert um. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm von uns allen am besten ergangen war. Sein Overall hatte ihn zwar nicht trocken, aber warm gehalten. Flynn schien sich genau wie ich nur darauf zu konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Wir waren nicht weit gegangen, als wir bei einem Bahnsteig ankamen, auf dem die Passagiere früher einmal auf den nächsten Zug gewartet hatten. »Weiß irgendjemand, seit wann das U-Bahnnetz in den Barrows stillgelegt wurde?«, fragte ich.
Michael antwortete: »1948 … das Jahr, in dem die gesamte Infrastruktur in der Zombie Zone zusammenbrach. Das hat mir mal ein alter Mann erzählt. Der Strom fiel aus, und die normale Kanalisation versagte. Man baute diese U-Bahn-Strecke und wollte sie mit Uptown verbinden. Auf diesen Gleisen ist nie ein Zug gefahren.«
»Nicht weiter erstaunlich.« Angesichts der völligen Fehlentwicklung, die die Gegend, die wir Barrows nannten, genommen hatte. Ich kletterte auf den Bahnsteig, und die anderen folgten mir.
»Wie geht es Nofretete?«, fragte ich Dacardi.
»Sie bewegt sich wieder etwas mehr. Sie hat uns hierhergeführt?«
»Es scheint so. Schauen wir uns mal im größeren Umkreis um und sehen, was wir finden.«
Wir gingen über den Bahnsteig. Die Treppe, die zur Straße hinaufführte, war zu einem Haufen Geröll zusammengebrochen, sodass man hier nicht herauskonnte.
Dacardi ächzte, und Nofretetes Kopf tauchte aus seinem Overall auf. Sie wand und streckte sich, bis fast dreißig Zentimeter ihres Oberkörpers zu sehen waren. Ich streichelte sie mit dem Daumen unter dem Kinn. »Wo lang, Baby?«
Sie drehte sich nach links. Geröll türmte sich an der Wand, das zum Teil von der zusammengestürzten Treppe herrührte. »Gehen Sie dichter ran«, sagte ich zu Dacardi.
Langsam ging er auf den Haufen zu. Dahinter konnte ich eine Stahltür erkennen. Wohin die wohl führte? Eine halbe Stunde später hatten wir mit einem Minimum an Nörgelei den Rahmen frei geräumt. Hinter den ganzen Trümmern kam ein Schrank voller Kabel zum Vorschein, die wild durcheinanderhingen; ein Elektroschrank, der mal für den U-Bahn-Verkehr gedacht gewesen war.
Ich war nicht bereit, mich so schnell geschlagen zu geben. Ich drängte mich in den Schrank.
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