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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verweigert hätte – und dann hätte sie ein ernstes Problem gehabt. Sie räusperte sich und brachte dann vorsichtig ihr Anliegen vor: » Ich hatte gehofft, Meister, Euch als Führer für unseren Weg über die Ebene zu gewinnen, denn diese Westgarther sind dumm und unerfahren. Allerdings weiß ich nicht, wie ich sie loswerden soll.«
    Meister Iwar schüttelte den Kopf. » Ich werde dir nicht helfen, Jamade, denn ich habe meine eigenen Geschäfte zu besorgen, und es ist dein Problem und nicht das meine, wie du unseren unglücklichen Bruder Sahif nach Du’umu schaffst.«
    » Aber, Meister …«
    » Genug, Jamade! Du hast diese Geschichte angefangen, du wirst sie zu Ende bringen. Und ich werde, wenn ich die Zeit finde, zusehen, wie du diese Aufgabe bewältigst. Ist es nicht so, dass du Herausforderungen liebst? Es ist beinahe so wie früher, nicht wahr, junge Eidechse?«
    Eidechse, das war ihr Schattenname in der Schule gewesen. Durch Jamades Kopf schoss die Erinnerung an Schläge, Hunger, erbarmungslose Wettkämpfe und Mutproben, was alles nur dazu gedient hatte, sie zu stählen, sie zu einer gnadenlosen Dienerin des Todes zu machen. Sie hatte überlebt, und das war etwas, was nicht auf jeden ihrer Mitschüler zutraf. » Ich bin keine Schülerin mehr, Meister«, entgegnete sie etwas trotzig.
    » Aber du musst noch viel lernen, junge Schwester.« Meister Iwar erhob sich unvermittelt, trat zurück in die Schatten, schien mit ihnen zu verschmelzen und war verschwunden. Jamade behielt die Tür im Auge, aber sie sah nicht, dass er oder irgendetwas anderes den Turm verließ. War er etwa noch hier? Das hielt sie für unwahrscheinlich. Er war gegangen, unbemerkt selbst von ihren Augen. Er war eben Iwar, ein Lehrmeister vieler Schatten.
    Der Mann am Feuer hustete plötzlich und fluchte, weil er bemerkte, dass er eingeschlafen war. Auch im Stockwerk über ihr schien sich der Posten wieder zu rühren. Jamade atmete noch einmal kräftig durch und spürte dem Gefühl nach, dass das Blut durch ihre eigenen Adern floss. Dann rief sie die Ahnen und verwandelte sich mit einem Seufzer wieder in Aina. Der Tag würde bald anbrechen. Und dann mussten sie hinunter in die Ebene der Toten.

Fünfzehnter Tag
    »Dein Gewand ist zerrissen«, stellte Ela fest, als sie vor dem Turm ein karges Frühstück einnahmen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und Ela fragte sich, ob sie das jemals tun würde. Das Zwielicht über der unheimlichen Ebene schien jedoch etwas heller geworden zu sein.
    Aina starrte auf ihren zerrissenen Ärmel. » Ja, das war dieser Matrose, der …«
    » Willst du es nicht flicken?«, fragte Ela nach.
    » Nein, wie auch?«
    » Du hast weder Nadel noch Faden bei dir? Oder kannst du nicht nähen?«
    Aina senkte verlegen den Blick, und Ela seufzte: » Wenn du willst, kann ich das nach diesem üppigen Mahl schnell in Ordnung bringen.«
    » Wir wollten bald aufbrechen«, warf Sahif ungefragt ein.
    » Wenn man es nicht gleich flickt, reißt es weiter ein, und irgendwann steht sie nackt da. Es kann ja sein, dass dir das gefallen würde, Sahif, aber ich glaube, deiner Braut wäre das gar nicht recht. Es ist doch auch im Handumdrehen erledigt.«
    Tatsächlich gab Sahif nach, und die beiden Frauen zogen sich noch einmal in den Turm zurück. Aina kleidete sich aus, und Ela machte sich daran, die Risse mit flinken Fingern zu flicken.
    » Du bist sehr geschickt«, sagte Jamade, die durchaus ein wenig nähen konnte, aber fand, dass Aina ein paar Mängel gut zu Gesicht standen.
    » Wenn du zwei Brüder hättest, die nichts anderes zu tun haben, als die wenigen Kleider, die sie besitzen, immer wieder zu zerreißen, könntest du das auch«, meinte die Köhlertochter. » Ich habe leider keinen Faden in passender Farbe, aber ich nehme an, da unten in der Ebene wird es darauf nicht ankommen. So, fertig.«
    » Das ging schnell«, lobte Jamade. Als sie das Gewand überstreifte, hatte sie das Gefühl, dass Ela sie auf eine seltsame Art anstarrte. » Was ist?«, fragte sie.
    Das Mädchen seufzte wieder. » Nichts. Ich meine – wie machst du das?«
    » Wie mache ich was?«
    » Wir sind seit Tagen unterwegs. Auf dem Schiff gab es nicht mehr als einen Trog mit Meerwasser, um sich zu waschen, hier im Turm gibt es nicht einmal das, und ich weiß, dass du keins von den Mitteln mitgenommen hast, die die Oramari-Frauen sonst verwenden, um ihre Schönheit zu unterstreichen. Und dennoch siehst du jeden Morgen aus wie aus dem Ei gepellt. Dein Haar glänzt

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