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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Kürbisflasche mit köstlichem frischem Wasser, die sie reihum gehen ließen. Der Fischer öffnete einen kleinen Kasten und holte etwas heraus – die größte Köstlichkeit, die Gajan sich vorstellen konnte. » Wollt Ihr von meinem Brot?«
    » Ist es weit bis zum Festland?«, fragte Gajan, als sie den viel zu kleinen Fladen geteilt und mit ungeheurem Genuss verzehrt hatten. Er konnte nicht aufhören, auf die bemalte Stirn des Mannes zu starren.
    » Heute Abend sind wir da, Herr«, erklärte der Mann und hob eine lange Stange auf. » Ich verstehe zwar, dass Ihr es eilig habt, doch kann und will ich nicht auf den Fang verzichten.« Er ließ das Boot zwischen den Felsen treiben und fischte mit der langen Stange geschickt die Bojen heraus, die sie gesehen hatten. Dann zog er die Reusen aus dem Wasser, einfache, aber effektive Fallen, in die die Krebse leicht hinein-, aber nicht wieder herauskamen. Er schüttete seinen Fang in eine der Kisten, in denen es bereits von Getier wimmelte, bestückte die Reuse wieder mit einem Köder, einem Fischkopf, und warf sie zurück ins Wasser. Irgendwie beruhigte es Gajan, dem Mann bei der Arbeit zuzusehen. Es hatte so etwas Selbstverständliches, etwas, das ihm sagte, dass das Leben mit all seinen gewohnten, vielleicht sogar langweiligen Arbeiten ihn wiederhatte und dass die Zeit, in der jeder Handgriff über Leben und Tod entscheiden konnte, vorüber war.
    Dann zog der Alte den letzten Korb aus dem Wasser. Darin, aber vor allem darauf herrschte ein regelrechtes Gewimmel von kleinen und großen Krebsen. Gajan sah genauer hin und erkannte mit Schrecken, dass das am Köder lag. Es war ein menschlicher Arm. Zerfressen und zernagt von den Tieren des Meeres, die sich um dieses Fleisch stritten.
    » Bei allen Himmeln«, murmelte der Alte.
    » Kiet«, flüsterte Hadogan.
    Der Arm musste sich am Floß verfangen haben. » Er war einer unserer Gefährten«, erklärte Gajan matt. » Doch unser Gefährt, mit dem wir uns hier herüberretteten, war zu klein für vier. Einer musste schwimmen, und das Los traf Kiet. Keine halbe Stunde waren wir im Wasser, und doch haben die Haie uns gefunden.«
    Der Alte stierte immer noch den zerfressenen Arm an, dann stieß er einen Laut des Abscheus aus, löste Boje und Seil von der Reuse und warf die Falle mitsamt Arm und Krebsen wieder ins Meer. Er sah ihr nach, wie sie im Meer versank. Dann schüttelte er den Kopf. » Ich gehe davon aus, dass Ihr mir den Schaden ersetzt, Herr.«
    Gajan nickte stumm.
    Der Alte setzte Segel und steuerte das Boot geschickt aus den Felsen hinaus in die offene See. Als er mit dem Kurs zufrieden war, vertäute er das Ruder und zwängte sich an den anderen vorbei zu Gajan, der im Bug saß. » Ich sehe, dass Ihr verletzt seid, Herr.«
    » Es ist nichts, nur eine Schramme.«
    » Lasst mich sehen. Wisst Ihr, ich verstehe mich ein wenig auf die Heilkunst.«
    » Ihr seid ein Heilzauberer?«, fragte Gajan.
    » So kann man sagen«, meinte der Mann und löste den Fetzen Stoff, den Gajan über die Wunde gelegt hatte. Sofort zog ein heißes Brennen durch das Bein. Der Alte besah sich die Wunde und sagte: » Die Leute kommen zu mir, und manchmal kann ich ihnen helfen. Ich weiß nicht, ob es Zauberei ist, wenn man etwas von Kräutern und Krankheiten versteht. Ich finde, es ist eher ein Handwerk, aber da das Gesetz es verlangt, habe ich mir diese Linien auf die Stirn gemalt. Das sieht böse aus.«
    » Was?«
    » Die Wunde. Ihr hättet sie besser nicht mit diesem Stoff bedeckt, denn er ist voller Schmutz. Ich müsste sie reinigen, doch kann ich das erst, wenn wir an Land sind. Wenn sie sich entzündet, könnt Ihr das Bein verlieren. Sie ist recht frisch, oder?«
    » Es geschah, als wir das Floß ins Wasser brachten«, sagte Gajan und fragte sich, ob der Mann nicht übertrieb.
    » Muss stark geblutet haben«, meinte der Alte.
    » Nicht lange«, sagte Gajan schnell, der erst jetzt erkannte, worauf der Alte hinauswollte. Jeder wusste doch, dass Blut Haie anlockte.
    » Zu lange für Euren Kameraden, fürchte ich«, sagte der Heiler trocken und ging frisches Wasser holen, um die Wunde wenigstens auszuwaschen.
    » Sagt, wie kommt es«, fragte Kumar, als der Heiler die Wunde wusch, » dass ein Heilkundiger hier draußen Krebse fängt?«
    » Mein Dorf ist nicht sehr groß, und die Bewohner sind arm. Auch ein Heiler muss essen, und es ist mir lieber, ich verdiene mein Geld mit den Krebsen als dadurch, dass ich den Kranken das Wenige nehme, was sie noch

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