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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aufgerissenen Augen ins Leere zu schauen schien, sie aber gleichwohl bemerkte und langsam seinen Speer vorschob.
    » Ich muss zu deinem Meister«, sagte Jamade. Sie fragte sich, wie lange der Mann schon tot sein mochte. Seine Haut war grau und ledern, aber das sagte nicht viel, denn so sahen sie alle aus. Der Marghul verstand es irgendwie, sie vor dem Verfaulen zu schützen, aber dennoch rochen sie nach Tod und Verwesung.
    Du kannst hinein, flüsterte die Wache, ohne den Mund zu bewegen.
    Jamade nickte und lief weiter, froh, den Mann nicht mehr sehen zu müssen. Die Sklaven des Fürsten hatten ihr immer schon tiefes Unbehagen bereitet. Die Knochenmauer umschloss eine ganze Gruppe von weißen Gebäuden mit Säulen und schmalen Fenstern, die unwirklich schön in den düsteren Himmel ragten. Jamade hielt auf das größte zu und blieb dann stehen. Kinder! Vor dem Haus spielten Kinder. Sie sah noch einmal hin, weil sie glaubte, sich getäuscht zu haben, aber nein, es waren drei Kinder, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, die dort mit Muscheln spielten. Sie lief näher, die Kinder sahen sie kommen, sprangen auf und rannten ins Haus, an dem zweiten Wächter vorüber, der dort ebenso unbewegt im ewigen Dämmerlicht stand wie der am Tor. Auch er ließ Jamade hinein, ohne Fragen zu stellen, aber das war auch nicht zu erwarten gewesen. Die Sklaven stellten niemals Fragen. Sie lief dunkle Flure entlang und hielt nach den Kindern Ausschau, aber sie schienen sich vor ihr versteckt zu haben. Sie hatten offenbar mehr Angst vor ihr als vor den untoten Sklaven Udarus.
    Auf der Treppe wurde sie von einem weiteren untoten Sklaven erwartet. Er war unbewaffnet, vielleicht ein Hausdiener, und wies nach oben. Jamade nickte ihm zu, was ihr selbst eigenartig vorkam, und lief weiter. Viel hatte sich nicht verändert. Es roch nur anders – es roch nach Essen! Die Kinder, natürlich, dachte sie. Wenn sie nicht tot sind, müssen sie irgendetwas essen. Sie lief einen weiteren Flur entlang und betrat schließlich die Halle, in der Marghul Udaru zu arbeiten pflegte.
    » Ich grüße Euch, Herr«, rief Jamade vom Eingang in die Schatten der großen Halle. Sie hatte den Nekromanten noch nicht entdeckt, aber er musste irgendwo in diesem Chaos aus Regalen, Artefakten, Tafeln, mechanischen Instrumenten und Leinwänden stecken.
    » Du warst ein paar Monate nicht hier, kleiner Schatten«, tönte es aus dem hinteren Teil der hohen Halle. Der Zauberer stand dort in seinem dunkelgrauen Gewand auf einer Leiter und schien im Halbdunkel nach einem bestimmten Manuskript zu suchen.
    » Vier Jahre«, berichtigte Jamade vorsichtig.
    » Ah, wie die Zeit vergeht«, meinte Marghul Udaru und stieg ins Licht der Lampen hinab. Er trug eine Pergamentrolle.
    » Ich bin hier, weil ich Euch um einen Gefallen, um Eure Hilfe bitten will, Herr«, sagte Jamade, die keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln hatte.
    Die hoch aufgeschossene Gestalt des Nekromanten verschwand hinter einer riesigen Weltkugel und tauchte erst an einem breiten Tisch wieder auf. Er legte seine papierne Last ab und rollte sie aus.
    » Ich freue mich zwar über deinen Besuch, aber ich bin beschäftigt, kleiner Schatten.«
    Jamade blieb in der Nähe des Eingangs. Udaru hatte sie noch nicht aufgefordert einzutreten.
    » Ich weiß, Herr, aber es wäre sehr wichtig.«
    » Hast du deshalb ohne meine Erlaubnis zwei Fremde in die Stadt geführt?«
    » Ja, Herr. Ich dachte, ich bringe sie Euch als Gegenleistung für den Gefallen, um den ich bitte.«
    » Ah! Geschenke! Wie höflich! Tritt näher, Jamade, und erzähle mir, wieso du diese beiden zu mir bringst. Willst du etwas essen? Neuerdings gibt es richtiges Essen in meiner Festung.«
    » Wegen der Kinder, Herr?«, fragte Jamade.
    » Du hast sie gesehen? Erstaunliche Geschöpfe, nicht wahr? So wissbegierig. Die kleine Nirwa scheint sogar talentiert, aber bei ihren beiden Brüdern bin ich nicht so sicher. Es wäre schade, wenn die Zeit verschwendet wäre.«
    » Wie kommen Eure Schüler denn hierher?«, fragte Jamade, denn sie erinnerte sich daran, dass der Zauberer, der nicht viel Besuch bekam, sehr gerne redete, und sie wollte ihn gewogen stimmen.
    » Die Scholaren brachten sie mir als Tribut. Dafür dürfen sie in die Bibliothek der Stadt, sich nehmen, was ich nicht benötige. Sie haben sie irgendwo geraubt, glaube ich.« Sein glatt rasiertes Gesicht blieb völlig unbewegt, als er das sagte. Jamade schluckte. Ghula Mischitu war wohl doch nicht ganz so freundlich

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