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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Zerbrechlichkeit des Reiches ersichtlich wird und es in einer Reihe von Rebellionen und Abspaltungen zerfällt. Um eine solche Katastrophe zu verhindern, wurde arrangiert, dass du den Schlächter von St. Louis heiratest, einen …«, Cesare verzog angewidert die Lippen, »… Kriegshelden der Amerikanischen Republik. Diese Verbindung zwischen dir und dem berüchtigten Mörder wird einen Mann auf den Thron setzen und eine Allianz zwischen dem equatorianischen Reich und der Amerikanischen Republik schaffen. Derart vereint, indem man dem verdammten Clark deine kostbare Unschuld opfert, werden die beiden größten Menschenstaaten einen Krieg beginnen, um mein Volk vollständig zu vernichten. Bitte korrigiere mich, falls ich mich in irgendeiner Sache irre.«
    Adele lachte erneut. »Es tut mir leid, aber einem Vampir dabei zuzusehen, wie er über Politik spricht, ist so, als würde man einem Affen ein Kleid anziehen und ihn eine Herzogin nennen.« Doch genaugenommen hatte sich der Vampir nicht geirrt. Während manche der Informationen, die Cesare enthüllt hatte, allgemein bekannt waren, erschreckte sie der Gedanke, dass dieser Vampir über ihre persönlichen Angelegenheiten Bescheid wusste. Außerdem war sie zunehmend irritiert von Cesares Menschlichkeit . Vorausgesetzt, die scharfen Fingernägel waren verhüllt, würde diese Kreatur keine ungebührliche Aufmerksamkeit erregen, wenn sie mit einer Tasse Kaffee und einer Zeitung entspannt in einem Café in Alexandria säße.
    Ihr Unbehagen musste Adele ins Gesicht geschrieben stehen, denn Cesare lächelte und enthüllte dabei scharfe Zähne. »Affen und Herzoginnen ungeachtet, bin ich gut informiert, Prinzessin. Ich weiß, dass sich eure schwer bewaffneten Kriegsschiffe um die Türme der Flughäfen von Port Said und Malta drängen. Ebenso bin ich darüber im Bilde, dass auf Kuba und Yukatan gewaltige amerikanische Streitkräfte zusammengestellt werden. Außerdem weiß ich, dass eure Leute Spione in meinem Herrschaftsgebiet haben, die wie Käfer umherkrabbeln und sich in den Wäldern verstecken. Einige davon habe ich selbst getötet – nachdem sie mir alles gesagt hatten, was sie wussten. Aber ich will noch mehr wissen. Jahrhundertelanger Überlebenskampf hat unseren Verstand dafür geschärft, welchen Wert Information besitzt.«
    »Sogar tollwütige Hunde kämpfen, um zu überleben. Das setzt keinen Verstand voraus.« Adele wandte den Blick ab und starrte auf den Steinboden und ihre von den sandigen Straßen des weit entfernten Alexandria abgewetzten Stiefeln. Sie konnte es nicht ertragen, das hämische Gesicht der Kreatur zu sehen, die Hunderttausende abgeschlachtet hatte. Die junge Frau versuchte, das Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu bringen und ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. Cesares Fragen über Spione deuteten darauf hin, dass Geomanten womöglich wirklich existierten oder dass die Vampire zumindest glaubten, menschliche Agenten würden im toten Norden operieren.
    Cesares Augenbrauen hoben sich erneut, diesmal, um ihm eine täuschend aufrichtige Fassade zu geben. »Die Meinung eines Menschen bedeutet mir nichts. Tatsächlich hat die menschliche Meinung allgemein seit mehr als einem Jahrhundert keine Bedeutung mehr. Sag mir, erstaunt es eure Gelehrten, dass wir weniger als fünf Jahre brauchten, um die größten Gesellschaften zu zerstören, die eure Art zu bieten hatte. Gesellschaften, die über viele Jahrhunderte hinweg entstanden waren? Fünf Jahre! Nur ein Sekundenbruchteil für uns. Du bist neunzehn. Ich bin fast dreihundert Jahre alt. Und ich werde über achthundert Jahre alt werden. Ich habe an dem Großen Morden teilgenommen. Was du nur als entfernte Geschichte kennst, daran erinnere ich mich mit Genuss.«
    Das Lächeln des Vampirs schwand, und er machte ein paar leise widerhallende Schritte auf Adele zu. »Ich verachte eure schwache, gescheiterte Kultur. Maschinen. Bücher. Wozu sollen sie gut sein? Ich benutze eure Namen, weil es mich amüsiert. Ich trage eure Kleider, weil es mich amüsiert. Ich spreche zwölf eurer Menschensprachen, weil es mich amüsiert. Wie viele sprichst du? Eine? Zwei? Aber ich brauche keine Bücher, um sie zu lernen. Ich brauche keine Werkzeuge, um die Welt zu beherrschen.« Cesare war nur wenige Zentimeter größer als Adele, und erneut legte er spöttisch den Kopf schräg, als sie seinem Blick trotzig standhielt. Er hob die Hand, und rasiermesserscharfe Nägel glitten langsam mit einem schwachen, schmatzenden

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