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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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verstand. Aber dann fielen die magischen Worte »Wir sind jetzt zusammen«. Als ich im Hintergrund Jack lachen hörte, wusste ich, worauf Pway angespielt hatte. Ich freute mich ehrlich für die beiden, und für einen kurzen Moment stieg erneut die Sehnsucht in mir hoch, die mein Traum geweckt hatte. »Wir fahren morgen weg, kommen erst Montagabend zurück. Ist das nicht romantisch?«
    Ich spürte seine warmen Lippen auf meinen und seufzte. »Ja, sehr.«
    »Sag ich ja. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Wir hören voneinander. Ciao!«
    Danach machte ich mich daran, eine Pizza für Rin zu backen, die mein Dankeschön an ihn werden sollte. Ichnahm ein Blech aus dem Schrank, rollte den Teig aus, belegte ihn und schob ihn in den Ofen.
    »Erwartest du einen speziellen Gast? Vielleicht Ben Pwayton?«, fragte meine Tante, die einen neugierigen Blick in den Ofen warf.
    Oh mein Gott. Bloß nicht.
    »Na, du ziehst ja ein Gesicht. Magst du den Jungen etwa nicht?«
    »Ich habe nichts gegen ihn, aber meine Liebe geht nicht so weit, dass ich ihm eine Pizza backen würde.«
    »Und für wen ist sie dann?«
    »Wir sind aber gar nicht neugierig, oder?«
    »Ich bin deine Tante, was erwartest du?« Sie lachte kehlig.
    »Für Rin.« Ich war gespannt, wie sie darauf reagierte, besonders weil Rin glaubte, sie würde ihn nicht mögen.
    »Rin? Der Junge aus der Nachbarschaft?«
    Junge war gut. Er war längst kein Halbwüchsiger mehr. Das war ein weiterer Grund, warum ich mich zu ihm hingezogen fühlte.
    »Er hat mir gestern aus der Klemme geholfen.«
    »Ach ja?« Abigail schien das genauer wissen zu wollen.
    »Ja, er hat mich verteidigt, als ein paar Typen zu aufdringlich wurden.«
    »Und jetzt willst du dich mit einer Pizza bei ihm bedanken?«
    »So ungefähr.«
    »Scheint ein feiner Kerl zu sein.«
    »Das wird ihn freuen zu hören.«
    Ich warf einen letzten Blick in den Ofen. Der Geruch von Mozzarella stieg mir in die Nase. Das war mit Abstand die beste Pizza, die ich jemals zustande gebracht hatte. Zugegebenermaßen waren das nicht viele.
    »Er wird jeden Moment hier sein.« Ich stellte die Temperatur niedrig und wollte die Küche verlassen.
    »Bleib ruhig hier und bewache deine Pizza«, sagte Abigail. »Ich sage dir Bescheid, sobald er da ist.«
    »Danke.«
    Ich musste nicht lange in der stickigen Küche warten, denn schon nach wenigen Minuten kam meine Tante zurück. »Dein Besuch ist da«, verkündete sie, und ich beeilte mich, die Pizza aus dem Ofen zu holen und auf einen großen Teller zu geben.
    »Begrüß ihn doch erst mal«, schlug Abigail vor. »Er hat sich für dich schick gemacht.«
    Sie hatte recht. Rin stand in einem dunkelgrauen Anzug vor der Theke und studierte ausgiebig die Preise. Auf eine Krawatte hatte er verzichtet. Das wäre zu spießig gewesen. Die Haare waren zu einem Zopf gebunden. Ein ungewohnter Anblick, doch er sah großartig aus.
    »Guten Abend«, sagte ich hastig und wischte mir die Hände an der Schürze ab. In aller Aufregung hatte ich vergessen, sie nach dem Ausrollen des Teigs zu waschen. Sie fühlten sich klebrig an.
    »Entschuldige mich kurz.« Ich ging zur Spüle, um die Teigreste abzuwaschen.
    »Kein Problem.« Er lächelte. Rin hatte so ein schönes Lächeln, dass ich den Blick nicht von seinen strahlend weißen Zähnen und den wunderschön geschwungenen Lippen lassen konnte. Wieder musste ich an den Kuss denken und vergaß darüber alles um mich herum. Auch den Wasserhahn wieder zuzudrehen.
    »So, da wäre ich«, sagte ich heiser. »Bitte, setz dich doch.« Ich deutete zu einem freien Tisch am Fenster, an den sich gern Pärchen setzten.
    Mein Herz pochte heftig. Ich war so aufgeregt wie bei meiner ersten Verabredung. Rin folgte meiner Handbewegung und nahm an der Fensterseite Platz. Und da stand auch schon Tante Abigail mit zwei Tellern Pizza in den Händen neben mir.
    »Hey, die sieht gut aus«, sagte er und sog den Duft meiner Pizza ein. Ich freute mich riesig über das Kompliment. Rin wartete, bis meine Tante wieder in der Küche verschwunden war, und beugte sich zu mir vor. »Wie geht es dir? Konntest du letzte Nacht schlafen?«
    »Ja. Ziemlich gut sogar.« Ich wünschte, mein Traum hätte länger gedauert. »Ich wollte mich nochmals bei dir bedanken. So etwas hat bisher nie jemand für mich getan. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich auch noch nie in so einer gefährlichen Situation gesteckt habe.« Bei der Erinnerung an die Jagd durch die mir unbekannten dunklen Straßen lief mir ein

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