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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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rieche Larki«, sagte ich.
    Wir stellten uns ins Wartehäuschen. Gerade rechtzeitig, bevor der Regen losbrach. Prasselnd schlug er auf den Asphalt, und innerhalb weniger Minuten bildeten sich große Pfützen. Endlich kam der Bus. Ich war erleichtert, von hier wegzukommen, fürchtete ich doch, die Jugendlichen würden noch einmal mit Verstärkung zurückkehren. Wir stiegen ein, lösten Fahrscheine und setzten uns ans Fenster.
    In dem Wagen schien sich sein Geruch zu verstärken. Ich konnte ihn fast schmecken. Eine herbe Note, die Sinnlichkeit versprühte, aber auch Gefahr. Nie zuvor hatte ich einen solch intensiven Duft wahrgenommen.
    Es regnete nicht mehr so stark. Tropfen blieben an der Scheibe hängen und liefen dann in einer langen, durchsichtigen Spur am Glas herunter.
    »Auch das ist Teil des großen Kreislaufs, in dem alles seine Ordnung hat«, sagte Rin gedankenversunken, während er die Regentropfen beobachtete.
    Ich musterte ihn von der Seite. Er war kein männliches Katalogmodel. Vielleicht vom Körper her, aber sein Gesicht war zu prägnant, zu charakteristisch. Mir gefiel es. Ja, ich fand es hübsch. Diese starken Wangenknochen, die markanten Kiefer – und dennoch wirkte es schmal. Es hatte eine schöne Farbe. Leicht gebräunt. Seine dunkelbraunen Haare umschmeichelten es perfekt, wie ein schöner Rahmen ein besonderes Bild. Am außergewöhnlichsten aber war die Art, wie er sich bewegte. Leichtfüßiger als andere und doch voller Kraft. Selbst wenn er nur den Kopf neigte oder mich anblickte, wie er es gerade tat, schien ihn immer ein fremdartiger Schimmer zu umgeben, der so hauchdünn war, dass ich nicht einmal wusste, ob die anderen ihn auch wahrnahmen.
    »Ist etwas?«, fragte er, weil ich ihn unaufhörlich anstarrte. Ja, du siehst einfach toll aus, dachte ich, sagte aber: »Nö, alles in Ordnung.« Und ich war sicher, das war die bessere Alternative.
    Es lag mir schon die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge, die ich nun unbedingt stellen wollte: »Das war vorhin echt beeindruckend. So etwas habe ich bisher nur in Filmen gesehen. Hast du eigentlich mal Krafttraining gemacht?«
    Er lachte noch einmal, dieses Mal tiefer und kehliger. »Wie kommst du denn darauf? Sehe ich etwa wie ein Bodybuilder aus?«
    Eigentlich nicht. Das war ja eben das Faszinierende. Ich schüttelte den Kopf.
    »Also ist deine Frage beantwortet, oder?«
    »Aber wie hast du es dann geschafft, den Typ in die Knie zu zwingen?« Der Riese hatte nämlich alles andere als schwächlich ausgesehen.
    »Das sind meine guten Gene. Ich bin einfach von Natur aus ziemlich stark.«
    Er winkelte den Unterarm an und präsentiere mir seinen Bizeps. Oh ja. Nicht schlecht. Ich war beeindruckt, wie groß der Muskel unter seinem T-Shirt aussah, und als ich ihn zaghaft berührte, erschrak ich. Er fühlte sich steinhart an. Rin lachte herzlich über meinen schockierten Gesichtsausdruck. »Du machst mir viel Freude, Stadtmädchen.«
    »Ich? Wieso denn?« Ich war verwirrt.
    »Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du mich berührt hast. Köstlich.«
    Ich streckte ihm die Zunge raus.
    Nach einer Ewigkeit hielt der Bus an der Haltestelle inCalmwood. Der Regen hatte nachgelassen. Doch die Luft war abgekühlt, und ich fror selbst unter Rins Jacke.
    »Musst du nicht in die andere Richtung?«, fragte ich, als er mir die Straße hinunter folgte.
    »Ich bringe dich nach Hause«, sagte er entschlossen.
    »Bis vor meine Haustür?«
    »Ganz genau. Hast du etwas dagegen?« Er zwinkerte mir zu.
    »Nein, überhaupt nicht.« Ich mochte den Beschützer in ihm, der immer wieder durchkam. Das gab mir das Gefühl, als sei ich ihm wichtig. Außerdem fühlte ich mich an seiner Seite tatsächlich sicher. Wer einen deutlich größeren Gegner mit nur einer Hand in die Knie zwingen konnte, der hatte einiges drauf.
    Wir liefen die Hauptstraße bis zum Desert Spring entlang.
    »Ich habe mir etwas überlegt, Rin«, sagte ich schließlich, als wir vor dem Café stehen blieben.
    »So?« Seine dunklen Augen funkelten neugierig und waren doch voller Sehnsucht. Bei seinem warmen Blick wurden mir die Knie schon wieder weich.
    »Ich würde mich gern bei dir bedanken. Dafür, dass du mich gerettet hast und extra meinetwegen nach Rapid City gekommen bist.«
    »Ich musste es tun.«
    Diese Worte lösten einen wahren Schwall an Glücksgefühlen in mir aus. Meine Wangen glühten inzwischen so heftig, dass sie regelrecht brannten. Zumindest konnte ich sie gut unter meinen dicken Locken

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