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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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können. Denn nur gemeinsam sind die Ti’tibrin E’neya stark und können gegen ihre Feinde bestehen.«
    Rin war voller Stolz, als er von den Ritualen sprach. Ich sah das feurige Glühen seiner Augen, das heiße Leidenschaft verriet. Fast fühlte ich mich ein bisschen schlecht, weil ich mir vor allem um eines Sorgen machte: »Wie lange wirst du fort sein?«
    »Fünf Tage und fünf Nächte.«
    »Was?« Wie sollte ich es nur so lange ohne ihn aushalten? Nach dieser Nacht.
    »Ich bin nur für ein paar Tage in South Dakota«, gab ich zu bedenken. »Ich hatte gehofft, dass wir daher so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen würden.«
    »Das verstehe ich, meine süße Jorani. Aber die Me’solbrem ist sehr wichtig für mich. Sie findet nur ein Mal in zehn Kreisläufen statt, wenn die Sterne in der richtigen Position stehen. Ich muss diese Chance wahrnehmen, denn ich werde auch nicht jünger.«
    »Ach was, so alt bist du doch noch gar nicht.«
    »Wie alt schätzt du mich denn?«
    Ich betrachtete ihn genau. Seine männlichen Züge waren sehr ausgeprägt. Nichts Jungenhaftes war mehr an ihm. Also vermutete ich, er wäre 25 , vielleicht 26 Jahre alt.
    »Einhundertvierundfünfzig Jahre.«
    »Nein!« Das war unglaublich. Ich lag mit einem 154 -Jährigen im Bett! Aber, das musste ich zugeben, einem äußerst attraktiven 154 -Jährigen.
    »Die meisten Ti’tibrin erreichen ein biblisches Alter, doch sie sind deutlich jünger, wenn sie an dem Ritual teilnehmen. Man verliert an Ansehen, wenn man zu lange wartet oder gar scheitert.«
    Ich verstand allmählich, wie wichtig es für ihn war. Er sah darin seine große Chance, endlich den Status zu erlangen, auf den er sein Leben lang hingearbeitet hatte. Irgendwie konnte ich mich schon damit arrangieren, schließlich waren fünf Nächte keine Ewigkeit.
    »Wann gehst du fort?«
    »Morgen Abend kehre ich in mein Dorf zurück.«
    Ich seufzte. Morgen schon. Er beugte sich über mich und streichelte so zärtlich meine Wangen, dass mir abwechselnd heiß und kalt wurde. Berührungen von Rin waren immer intensiv. Aber diese war besonders eindringlich.
    »Ich weiß, ich verlange viel, mein Stadtmädchen. Doch ich mache es wieder gut«, flüsterte er und besiegelte es mit einem Kuss.

7. K APITEL
    D as Zwitschern der Vögel kündigte den neuen Tag an. Ich rieb mir schlaftrunken übers Gesicht und spürte Rin an meiner Seite. Ein Gefühl von Glück durchströmte mich. Seine Nähe war so wunderbar intensiv. So warm. Ich fühlte mich geborgen, schmiegte mich eng an ihn.
    Meine Finger tasteten nach seiner Hand, ich wollte ihn wecken, den Morgen mit ihm zusammen begrüßen. Doch ich griff ins Leere. Überrascht hob ich den Kopf und blickte zur Seite. Die andere Hälfte des Bettes war leer. Rin lag gar nicht neben mir.
    Ich hätte schwören können, seinen Körper an meinem zu spüren. Aber das war augenscheinlich eine Täuschung gewesen. Vielleicht auch eher ein Wunsch. Ich kletterte aus dem Bett und sah mich im Raum um. Rin war nicht da. Seltsam.
    Ich vernahm Geräusche vor dem Fenster. Rasch schlüpfte ich in meine Jeans, streifte das T-Shirt über und eilte nach draußen.
    Taufrisches Gras befeuchtete meine nackten Füße. Um mich herum erwachte das Leben. Ein grünes Paradies. Blütenkelche öffneten sich, Insekten schwirrten durch die Luft.
    Erneut hörte ich dieses Geräusch. Jetzt konnte ich es besser zuordnen. Es klang wie schweres tiefes Atmen. Ich lief um die Hütte herum und fand Rin, auf einer freien Fläche stehend. Er war nur mit einer langen Hose bekleidet, die Augen hatte er geschlossen.
    Er stand auf einem Bein, das andere war zur Seite gedreht und angewinkelt, so dass sein nackter Fuß das Standbein berührte. Beide Arme waren zu den Seiten ausgestreckt, die Handflächen nach oben gerichtet. Es sah aus, als würde er meditieren.
    »Rin?«, flüsterte ich, aber er reagierte nicht. Das Gefühl seiner Nähe war jetzt viel stärker. Es haute mich fast um. Eine solche Intensität hatte ich noch nie verspürt. Es war, als steckte ein Teil von ihm in mir. Und das fühlte sich unbeschreiblich schön an. Wie ein Fluss aus reiner Wärme, der durch meinen Körper strömte.
    Ich setzte mich ins Gras und beobachtete ihn. Eine ganze Weile stand er einfach nur da, hielt das Gleichgewicht und atmete hörbar ein und aus. Ich war nicht sicher, ob er mich bemerkt hatte.
    Seine Muskeln waren angespannt, doch seine Mimik wirkte so ausgeglichen und ruhig, als kostete es ihn keine Anstrengung. Die

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